TErster Rammschlag: Startschuss für Hafen-Ausbau in Cuxhaven

Da strahlen sie (von links): Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, Staatssekretär Stefan Wenzel und NPorts-Chef Holger Banik. Foto: Scheer
Noch wirkt das Szenario unscheinbar, doch in den nächsten Wochen entsteht eine gewaltige Baustelle. Der erste Rammschlag für die neuen Liegeplätze 5 bis 7 wurde mit einem Festakt begangen.
Cuxhaven. „Wir schnacken nicht nur, wir machen‘s, weil wir es können“, betonte Holger Banik. Der Chef von Niedersachsen Ports, kurz NPorts, der landeseigenen Hafengesellschaft, gab sich selbstbewusst, als er am Donnerstag Gäste aus Wirtschaft, Seefahrt und Politik am Kai in Cuxhaven willkommen hieß. Schließlich ist die Erweiterung des Cuxhavener Hafens, die mit dem ersten Rammschlag in die Umsetzung geht, ein Riesen-Projekt, das die Rolle Cuxhavens als nationales Offshore-Industriezentrum untermauert.
Bis 2028 sollen die drei Liegeplätze fertig sein
Ziel sei es, Cuxhaven wie Niedersachsen als Vorreiter bei der Energiewende zu positionieren, erläuterte der NPorts-Chef in der Rolle des Bauherren. Mit einer mehr als einem Kilometer langen Spundwand und 3,1 Millionen Kubikmetern Sand soll in den nächsten drei bis vier Jahren der viel zitierte „Lückenschluss“ zwischen Europakai und Offshore-Basishafen gelingen. Ende 2028, so die Prognose des Hafenbetreibers, wird Cuxhaven um die Liegeplätze 5 bis 7 reicher sein und weitere 38 Hektar („so viel wie 54 Fußballfelder“) Terminalfläche hinzugewonnen haben.
Hafenerweiterung
Cuxhaven als zentraler Umschlagplatz für Windkraftanlagen
Ausgelegt sind die drei Abschnitte als Multi-Purpose-Hafen. Dass sie zum Großteil dem Umschlag von Windkraft-Komponenten dienen werden, steht für den Geschäftsführer der landeseigenen Hafen-GmbH allerdings außer Frage. Der Bedarf an Kapazitäten in diesem Bereich werde steigen, so Banik. „Wir sind die Möglichmacher“, betonte er.
Baukosten teilen sich Bund, Land und Privatwirtschaft
Die Baukosten in Höhe von 300 Millionen Euro teilen sich Bund, Land und Privatwirtschaft. „Das hat es so noch nicht gegeben“, hob Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) hervor, der die Beharrlichkeit würdigte, mit der Verwaltungsvertreter und Kommunalpolitiker an dem Vorhaben festgehalten hatten. „Dass die Privatwirtschaft dieses Risiko eingeht und 100 Millionen für die Hafenerweiterung gibt, hat es in diesen Dimensionen in Deutschland bisher nicht gegeben. Das Wunder von Cuxhaven geht weiter“, freute sich der Verwaltungschef, der ein neues Lebensgefühl in seiner Heimatstadt ausgemacht hat.

Bald gibt es einen durchgehenden Hafenkai in Cuxhaven: Mit dem Bau der neuen Liegeplätze wird die Lücke zwischen Europakai (oben) und dem Offshore-Hafen (unten) geschlossen. Foto: Scheer
Stefan Wenzel (Grüne), Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, nannte den Weg zum Ausbau des Hafens „steinig“. Robert Habeck habe sich jedoch persönlich für das Projekt eingesetzt, unterstrich er. Nicht zuletzt, weil der Ausbau des Cuxhavener Hafens wegen seiner Bedeutung für die Energiewende ein Projekt von nationaler Bedeutung sei.
Minister Olaf Lies: Ein guter Tag für die Demokratie
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) verwies in diesem Zusammenhang auf die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen. „Für die Zukunft brauchen wir Energie, die nicht nur klimaneutral, sondern auch wettbewerbsfähig ist“, unterstrich Lies zu bedenken. Man müsse das Datum des Baubeginns auch als einen Tag begreifen, „der den Menschen Mut machen soll“. Insofern sei der Auftakt der Bauarbeiten auch „ein guter Tag für die Demokratie“.
Laut NPorts-Chef Banik war der Rammschlag am Donnerstag nicht nur symbolisch. Er diente tatsächlich dem Bau der Spundwand gedient, mit dem Ziel, die geplante „Sandkiste“, so Banik, zu befestigen. Das Sediment, das in einem zweiten Schritt aufgespült und nicht etwa per Lkw heran gekarrt wird, müsse anschließend verdichtet und mit einer Asphaltdecke überzogen werden. Banik rechnet damit, dass der erste der drei neuen Liegeplätze Mitte des Jahres 2027 zur Verfügung gestellt werden kann.
Firmen Blue Water BREB und Cuxport engagieren sich
„Ohne die lokale Wirtschaft und ihre Kraft und Entschlossenheit hätte es nicht funktioniert“, hob Banik hervor. „Die Vorauszahlung der Unternehmen an uns ist ein Weg, den wir erstmalig gehen - und das aus Überzeugung, dass wir hier eine gute Zukunft haben werden“, so der Hafenchef. Die Firmen Blue Water BREB und Cuxport, beide seit Langem ein wichtiger Teil der Cuxhavener Hafenwirtschaft, haben zusammen die letzten 100 Millionen Euro für den Bau der neuen Liegeplätze aufgebracht.
Für NPorts sei es wichtig, das klassische Hafenumschlagsgeschäft sicherzustellen, so Banik. Das bedeutet, dass die Hafenflächen nur von Terminalbetreibern in Konzession genommen werden durften, die über einen Zeitraum von 30 Jahren und mehr sicherstellen, dass auf den neuen Flächen auch Umschlag stattfindet.
Der Bedarf der Windpark-Investoren sei hoch, unterstrich Arne Ehlers, Geschäftsführer von Blue Water BREB und Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft in Cuxhaven. „Von Kundenseite gibt es ein starkes Bedürfnis nach Flächen. Es war also eine rein kaufmännische Entscheidung“, betonte Ehlers. „Was den Bau der Liegeplätze angeht, haben wir viele Chancen gesehen. Wir glauben, dass wir in Cuxhaven auch in den nächsten Jahrzehnten vernünftig Hafenumschlag betreiben können“, so Michael de Reese, Leiter der Rhenus-Division Port Logistics.