TEx-D/A-Coach Frithjof Hansen reanimiert den VfL Osnabrück

Während es Spiels gegen Verl gibt Frithjof Hansen am Spielfeldrand lautstark Anweisungen. Er sagt, er habe das Vertrauen von Cheftrainer Marco Antwerpen. Foto: osnapix
Ex-D/A-Trainer Frithjof Hansen findet beim Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück eine neue Heimat. Er steht am Glühweinstand, als seine Karriere richtig Fahrt aufnimmt.
Osnabrück. Mitte Dezember liegt der VfL Osnabrück fast aussichtslos auf dem letzten Tabellenplatz der 3. Liga. Unter Trainer Pit Reimers hat der VfL gerade 0:2 bei Viktoria Köln verloren. Die Mechanismen des Profifußballs setzen sein. Der VfL setzt Reimers vor die Tür. Außerdem müssen seine beiden Co-Trainer und Sport-Geschäftsführer Philipp Kaufmann gehen. Der neue Trainer Marco Antwerpen ist kurz drauf im Anflug, aber eben noch nicht da.
Intern findet der Verein eine Lösung für wenige Tage. Der 54-jährige Nachwuchs-Direktor Alexander Ukrow und Frithjof Hansen (29), U19-Coach beim VfL springen ein. Also der Mann, den der Regionalligist SV Drochtersen/Assel im Oktober 2023 wegen Erfolglosigkeit freistellte.
Auf dem Weihnachtsmarkt klingelt das Handy
Hansen erinnert sich noch genau an jenen Nachmittag, der seine Trainerkarriere womöglich nachhaltig beeinflusste. Er traf sich gerade mit dem Jugend-Trainerteam auf dem Weihnachtsmarkt in Osnabrück. Am Glühweinstand klingelt sein Telefon. Die Vereinsspitze bittet ihn, die Profis auf das nächste Spiel gegen RW Essen vorzubereiten.

Frithjof Hansen wurde bei D/A im Oktober 2023 freigestellt. Foto: Jörg Struwe
Der 29-Jährige und der VfL Osnabrück erleben turbulente Tage. „Wir waren totgesagt. Keiner hat mehr mit uns gerechnet“, sagt Frithjof Hansen. „Die Aufgabe von Alex Ukrow und mir war, neue Energie in die Mannschaft zu kriegen.“ Hansen schärfte die Sinne der Spieler, verschärfte die Intensität im Training. Mit vollen Spieler-Akkus übergeben Hansen und Ukrow die Mannschaft schließlich kurz vor dem Essen-Spiel an den neuen Trainer Marco Antwerpen.
Seit Januar 2024 trainierte Hansen VfL-Jugend
Der A-Lizenz-Inhaber Frithjof Hansen hatte 2020 bei D/A unterschrieben, war zunächst Jugendtrainer und Co-Trainer der Regionalligamannschaft und schließlich Chefcoach. Nach seiner Freistellung 2023 begann Hansen, mit dem VfL Osnabrück zu verhandeln.
Hansen heuerte beim Traditionsclub an und übernahm die Jugend-Bundesligamannschaft am Nachwuchsleistungszentrum. Er war von Anfang an ganz nah an den Profis dran. Offenbar nah und erfolgreich genug, dass die VfL-Spitze ihm noch mehr zutraute.
Marco Antwerpen will Hansen beim Heimspiel gegen RW Essen neben sich auf der Bank haben. Eine Woche später gehört Hansen beim Trainerteam der Profis als Co zum Inventar. „Das ist ein super nächster Schritt“, sagt Hansen.
Und mehr noch: Im traditionsreichen Stadion an der Bremer Brücke geht „ein Kindheitstraum“ für Hansen in Erfüllung. „Ich konnte das erste Spiel genießen und habe mich dabei ertappt zu sehen, dass ich also genau dafür so viel investiert und so viel Gas gegeben habe“, sagt Hansen.
Osnabrück legt eine beeindruckende Serie hin
Der VfL schlägt Essen, spielt in Verl und Aue unentschieden, gewinnt gegen Sandhausen, Unterhaching, Dortmund II und Hannover 96 II. Sieben Spiele, 17 Punkte. Seit einer Woche steht Osnabrück über dem Strich.
Am Sonntag (23. Februar) steht vor heimischer Kulisse von 16.000 Menschen das Duell gegen Waldhof Mannheim an. „Du bekommst eine Gänsehaut, wenn du die Ostkurve hörst“, sagt Hansen. Das Stadion feiere jeden gewonnenen Zweikampf.
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Am vergangenen Wochenende war es still im Stadion an der Bremer Brücke. D/A war zum Testspiel zu Gast. Zuschauer waren nicht zugelassen. Hansen selbst coachte den VfL Osnabrück, gespickt mit Reservespielern und U19-Kickern, zum 3:1-Sieg gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Hansen sprach von einem „ordentlichen Test“ und einem „schönen Wiedersehen“. Das Spiel hatte, sagt Hansen, „keine Brisanz“ für ihn. Er wünsche D/A weiter nur das Beste und freue sich, dass der Verein so einen tollen Weg eingeschlagen habe. Aber sein neues Engagement sei „ein Quantensprung in Sachen Profifußball“.
Hansen findet eine neue Heimat
Frithjof Hansen hat seine Zelte im Landkreis Stade abgebrochen. Er lebte mit seiner Freundin in Fredenbeck. Jetzt leben sie zur Miete in einer Wohnung an einem See in Osnabrück. Die beiden haben einen kleinen Garten und gehen gern mit ihrer Australian-Shepherd-Hündin Bailey spazieren. Mit dem Bus oder dem Fahrrad fährt Hansen zehn Minuten bis zum Trainingsgelände.
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Sportlich verantwortet Hansen die offensiven Standardsituationen beim VfL Osnabrück. Auf der Trainerbank steht er im ständigen Kontakt mit einem Analysten auf der Tribüne. Die TV-Bilder sieht Hansen auf einem Tablet. Für die Halbzeit-Analyse in der Kabine stellen der Analyst und Hansen die wichtigsten Szenen zusammen. „Zum Nachjustieren“, sagt Hansen.
Fußball ist nicht planbar
„Ich wurde vom Trainerteam um Marco Antwerpen und Co Frank Döpper vom ersten Tag an gut aufgenommen“, sagt Hansen. Er habe das Gefühl, seine Meinung sei wichtig. Er werde wertgeschätzt. Hansen und seine Kollegen bereiten jedes Training so akribisch vor, dass sich Marco Antwerpen auf die Spieler konzentrieren kann.
Hansen lernt viel von Antwerpen und Döpper. „Wir haben inhaltlich einen super Austausch. Außerdem profitiere ich von der enormen Erfahrung“, sagt Hansen.
Bei seinen Stationen im Deutschen Fußballinternat (DFI) in Bad Aibling, am DFB-Stützpunkt Stade, bei D/A und jetzt in Osnabrück lernte Hansen, dass Fußball kaum planbar ist. „Der Anruf auf dem Weihnachtsmarkt war auch nicht geplant“, sagt Hansen. Wichtig sei eine permanente Weiterentwicklung. Der Rest komme von ganz allein.