TEx-Torjäger Lars Jagemann wurmt die Torflaute bei D/A

Chefcoach Oliver Ioannou und Co-Trainer Lars Jagemann (rechts) geben bei D/A den Ton an. Foto: Berlin
Wie geht Toreschießen? Der ehemalige Drochterser Knipser und aktuelle D/A-Co-Trainer Lars Jagemann verrät im neuen Podcast, worauf es ankommt. Kritik übt er am DFB.
Drochtersen. D/A-Mittelfeldspieler Dennis Rosin dribbelt im Werder-Strafraum halb Bremen aus, verpasst aber den Torschuss. Irgendwann ist der Weg zum Tor verbaut. Die Chance vertan. Die Szene aus der Partie am Mittwochabend gegen Werder Bremen II im Spitzenspiel der Regionalliga Nord dient als gutes Beispiel für das, was D/A-Co-Trainer Lars Jagemann auf die Palme bringt.
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Jagemann weiß, wovon er redet. Der heute 56-Jährige galt in seiner aktiven Zeit als Knipser vor dem Herrn, als Vollblutstürmer, als Torgarant. In verschiedensten Ligen erzielte Jagemann für Wischhafen und vor allem für D/A in etwa 560 Spielen rund 450 Treffer.
D/A verteidigt in Bremen Tabellenplatz 2
Jagemann nimmt sich Dennis Rosin in der Halbzeitpause zur Seite. „Keiner kann deine Haken verteidigen. Aber du musst schießen“, sagt er dem Dribbelkünstler. D/A verteidigt in Bremen mit einem 1:1 nach einem Kopfballtor von Haris Hyseni Rang zwei in der Tabelle.
Ein paar Stunden nach dem Abpfiff spricht Jagemann in der neuen Folge des Podcasts „D/A sind wir zuhaus“ über die Ruhe vor dem Tor und darüber, dass Fußball nicht unbedingt eine Wissenschaft sein muss. Kritik äußert Jagemann an der Trainerausbildung durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB).

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin (links) spricht mit D/A-Co-Trainer Lars Jagemann über Stürmerqualitäten und die Torflaute bei D/A. Foto: Rambow (nomo)
Es beschäftigt ihn schon, den ehemaligen Mittelstürmer, dass D/A in dieser Saison nur so wenige Tore schießt. Bislang sind es 37 in 31 Spielen. Weniger Treffer erzielten nur Eintracht Norderstedt und der nächste Drochterser Gegner SV Todesfelde. Die Partie wird am Samstag, 3. Mai, um 17 Uhr im Kehdinger Stadion angepfiffen.
Toreschießen ist eigentlich ganz einfach
Jagemann fehlt vor allem „die Ruhe vor dem Tor“. „Du musst nichts anderes machen als bei einem Querpass“, sagt Jagemann. Der Ball müsse dort ankommen, wo du ihn hinhaben willst. Eigentlich ganz leicht. Wenn dann noch Nervosität und Druck hinzukommen, wird es ungleich schwieriger. „Ab und zu den Kopf ausschalten, ist manchmal nicht ganz verkehrt“, sagt Jagemann.

Lars Jagemann (rechts) geht gerne mal verbal dazwischen, wenn ihm eine Schiedsrichterentscheidung nicht passt. Hier kassiert er dafür die Gelbe Karte. Foto: Struwe
Jagemann gilt als der Pragmatiker unter den Trainern. Als einer, der einfachen Fußball mag. Sein Antrieb ist der Spaß am Fußball. „Viele Spieler werden heute mit Informationen überfrachtet“, sagt Jagemann. Viele Informationen seien dabei nicht einmal spielentscheidend. Jagemann setzt auch auf das Instinktive, auf die Kreativität. Defensiv lasse sich vieles einstudieren, offensiv weit weniger.
Verband verlangt in der Regionalliga die A-Lizenz
Cheftrainer Oliver Ioannou schätzt Jagemanns Expertise. Der Co-Trainer hält es für weiser, zwei, maximal drei Spielsysteme perfekt zu beherrschen, anstatt von 20 Systemen mal etwas gehört zu haben. Ioannou und Jagemann sind meistens auf einer Wellenlänge in Sachen Aufstellung und taktischer Ausrichtung.
Ioannou könnte als eine Art Autodidakt durchgehen. Jagemann ist seinem Chef in Sachen Trainerlizenzen um einiges voraus. Offiziell wird derzeit sogar Jagemann als Cheftrainer bei D/A aufgeführt, weil der Verband den A-Schein in der Regionalliga verlangt. Der A-Lizenz-Inhaber ist aber kein Freund der streng geregelten Ausbildung.
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„Jeder Trainer lernt dasselbe. Jeder Torwart lernt dasselbe. Da ist kein Raum mehr für Individualität“, sagt Jagemann und stellt damit die Marschrichtung des DFB in Sachen Trainerausbildung in Frage. Jagemann wünscht sich da mehr Freiraum.
Nur Studierte oder Ex-Profis könnten die obersten Stufen der Ausbildung in einem strengen Punktesystem erklimmen. Selbst ein Oliver Ioannou könnte es in diesem System schwer haben, die Lizenz des Fußballlehrers zu erreichen. Warum reicht Talent nicht? „Eine gute Frage“, sagt Jagemann.
Jagemann hatte jedenfalls dieses Talent. Zunächst als Spieler und dann als Trainer. Nicht weniger als 23 Titel stehen mit verschiedenen Jugend- und Herrenmannschaften in seiner Vita als Coach. Und Jagemann verlor nie die Gier aufs Toreschießen, die Gier, ein Spiel zu gewinnen. Dies, erzählt er, habe er auch seinem Sohn Pepe vermittelt, der mittlerweile für D/A als Stürmer in der Kreisliga Tore schießt.
Als Pepe noch kleiner war, hat der Vater ihn im Eins-gegen-Eins auf kleine Tore im heimischen Garten nicht oft gewinnen lassen.
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