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TExperte warnt vor Panikmache bei Wärmepumpen

Wie werden Wohnungen und Häuser künftig geheizt? Viele Eigentümer oder Mieter von Immobilien stehen nicht zuletzt angesichts der politischen Vorgaben des „Heizungsgesetzes“ vor dieser Frage.

Wie werden Wohnungen und Häuser künftig geheizt? Viele Eigentümer oder Mieter von Immobilien stehen nicht zuletzt angesichts der politischen Vorgaben des „Heizungsgesetzes“ vor dieser Frage. Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Muss ich meine funktionierende Öl- oder Gasheizung ersetzen? Was kostet mich eine Wärmepumpe? Nur zwei Fragen, die 2023 für reichlich Wirbel sorgten. Ein Experte erklärt das Heizungsgesetz.

Von Egbert Schröder Sonntag, 28.04.2024, 14:50 Uhr

Hemmoor. Der Titel „Kommunale Wärmeplanung“ wirkt abstrakt. Doch was dahinter steckt, kann jeden Immobilieneigentümer und -mieter direkt betreffen. Das sogenannte „Heizungsgesetz“ macht es möglich und sorgte im vergangenen Jahr für reichlich Aufregung, als sich die Nachrichten über den quasi staatlich verordneten Einbau einer Wärmepumpe und den damit verbundenen Kosten in fünfstelliger Höhe verdichteten.

Die Aufregung war groß, hat sich aber gelegt, doch das Thema der künftigen Wärmeversorgung in den Kommunen ist damit nicht vom Tisch - und in der Samtgemeinde Hemmoor aktueller denn je.

Die Verwaltung hatte Bürgerinnen und Bürgern im Hemmoor die Möglichkeit geboten, an einem ersten öffentlichen Workshop zum Thema „Kommunale Wärmeplanung“ teilzunehmen.

Die Resonanz war eher verhalten: „Da hatten wir doch auf ein größeres Interesse gehofft. Vor einem Jahr hätte es angesichts der Wärmepumpen-Diskussion sicherlich ganz anders ausgesehen“, so der Hemmoorer Samtgemeindebürgermeister Jan Tiedemann hinsichtlich der damaligen Verunsicherung in der Bevölkerung.

Kommunen muss sich intensiv mit Wärmeversorgung beschäftigen

Doch eine der Konsequenzen aus der damaligen Gesetzesinitiative und -beschlussfassung sind Hausaufgaben für die Kommunen. Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, sind sie verpflichtet, sich intensiv mit der Wärmeversorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich zu beschäftigen und Möglichkeiten zu sondieren, möglichst klimaneutral(er) Chancen zur Wärmeversorgung in der Stadt oder Gemeinde aufzuzeigen und auch zu realisieren.

Ende vergangenen Jahres hatte die Samtgemeinde der Firma „target GmbH“ (Hameln) den Auftrag erteilt, ein Konzept für die Stadt Hemmoor sowie die Gemeinden Hechthausen und Osten zu entwickeln.

Das Unternehmen existiert seit 30 Jahren und wirbt für sich unter anderem mit der Formulierung: „Mit der Erarbeitung und Umsetzung von Klimaschutzkonzepten, der kommunalen Wärmeplanung, der Entwicklung von Energiekonzepten, einem soliden kommunalen Energiemanagement und vielen anderen Klimaschutzprojekten wird Klimaschutz vor Ort in den Städten und Gemeinden konkret.“

Umfangreiche Datensammlung

Wobei dann wieder die Eigentümer und Nutzer von Immobilien ins Spiel kommen. Tobias Timm ist einer der „target“-Geschäftsführer und erläuterte in einem Pressegespräch mit unserer Redaktion, wie der Prozess bei der Konzeptaufstellung abläuft. So wurden nach der Auftragserteilung durch die Samtgemeinde Hemmoor, die mit knapp 200.000 Euro und damit zu 90 Prozent bezuschusst worden ist, Daten gesammelt. Dabei handelt es sich um Angaben, wie hoch der Energieverbrauch eines einzelnen Haushaltes in der Samtgemeinde ist. Die Basis seien „Geo-Info-Daten“, die datenschutzrechtlich streng geschützt und nur „kumuliert“ in einem bestimmten Wohnbereich („Quartier“) gesammelt worden seien. Diese Datenbasis sei eine der wesentlichen Grundlagen für Vorschläge, wo sich überhaupt zum Beispiel ein Fernwärmenetz oder eine Alternative lohnen würde.

Für die meisten Bereiche in der Samtgemeinde Hemmoor, die eher zersiedelt seien, bleibe es wahrscheinlich bei einer dezentralen Versorgung - und damit bei der hauseigenen Heizungsanlage. Wie diese dann künftig aussehen würde, sei (noch) jedem Haus- oder Wohnungseigentümer selbst überlassen. Bis 2026 werde niemand gezwungen, sich zum Beispiel für eine Wärmepumpe oder eine andere klimafreundlichere Lösung als die Gas- und Ölheizung zu entscheiden.

Klarheit in 2026 durch Politik

Timm geht jedoch bei einem „Blick in die Glaskugel“ davon aus, dass sich zum Beispiel Gas- und Ölheizungen langfristig nicht mehr rentieren. Er rechnet mit einem „massiven Preisverfall“ bei der Anschaffung innovativer Heizsysteme wie Wärmepumpen: „Da drängen immer mehr Hersteller auf den Markt. Da wird es eine Normalisierung und nicht mehr eine Überhitzung geben.“ Panikmache sei daher nicht angesagt.

Bis zum Jahresende will „target“ das Konzept für die Wärmeplanung in der Samtgemeinde vorgelegt haben, über das dann die Politik entscheiden muss. Das soll nach Tiedemanns Angaben 2025 erfolgen, um die vom Gesetzgeber geforderte Klarheit für 2026 zu schaffen.

Die Möglichkeiten alternativer Wärmesysteme wächst übrigens und reicht von der Geothermie (für das Schwimmbad Ostewelle vielleicht?) über das sogenannte „kalte Wärmenetz“, bei dem auch die Oste eine Rolle für die Gemeinde Osten spielen könnte, bis hin zu der Energienutzung durch das von der Hemmoorer Kläranlage aufbereitete Wasser.

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