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Landgericht Stade

TFamilienfehde endet blutig - Angeklagter äußert sich

Vor dem Landgericht Stade muss sich ein Angeklagter wegen versuchten Totschlags verantworten.

Vor dem Landgericht Stade muss sich ein Angeklagter wegen versuchten Totschlags verantworten. Foto: Hager

Ein Streit zwischen zwei verwandten Familien mündete in einen Messerangriff. Nun steht der Angeklagte wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Dort ließ er von seinem Anwalt eine persönliche Erklärung verlesen.

Von Kai Koppe Mittwoch, 03.01.2024, 13:13 Uhr

Stade/Cuxhaven.

Vor der 3. Großen Strafkammer des Stader Landgerichts geht es seit Sommer um eine in einen Messerangriff mündende Fehde zwischen zwei verwandten Familien. Nun hat sich der ältere der beiden Angeklagten schriftlich zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert. Er beruft sich auf Notwehr. „Ich möchte schreiben, dass ich unschuldig bin“, beginnt er.

Im Verfahren gegen einen wegen versuchten Totschlags beschuldigten Cuxhavener hat der Angeklagte von seinem Verteidiger eine Erklärung verlesen lassen. In der offenbar in der Neujahrsnacht verfassten Stellungnahme (laut Anwalt sechs handbeschriebene Seiten) legt der in U-Haft sitzende 51-Jährige dar, dass er sich in einer Bedrohungssituation befand, als er vor fast einem Jahr ein Messer zückte. „Ich musste meine Familie verteidigen“, schreibt der Beschuldigte, dessen Sohn (29) auch auf der Anklagebank sitzt.

Angeklagter: „Ich wollte ihn zu keinem Zeitpunkt töten“

Dem Familienvater wird zur Last gelegt, auf zwei Widersacher eingestochen zu haben, die mit zwei weiteren Männern vor dem Haus der Familie in der Innenstadt Cuxhavens aufgetaucht waren. Nachdem er einen der ungebetenen Gäste bis in die Deichstraße verfolgt hatte, soll der 51-Jährige das Messer und einen Baseballschläger gegen einen am Gründeich zu Boden gegangenen Kontrahenten eingesetzt haben. Der Beschuldigte räumt die Vorwürfe ein - verbindet sie in der Erklärung aber mit dem Hinweis, den anderen nur „ganz leicht“ verletzt zu haben. Zu keinem Zeitpunkt habe er den Geschädigten, wie er Vater mehrerer Kinder, töten wollen. Sonst, so der Angeklagte, hätte er den Schläger nicht gegen Arme und Beine, sondern den Kopf geführt.

Zum Showdown soll es wegen Familienstreitigkeiten gekommen sein. Den Ausschlag gab mutmaßlich eine zerrüttete Beziehung des mitangeklagten Sohnes zu seiner mit der Gegenseite verwandten Ehefrau.

Opfer soll gedroht haben, Familie „plattzumachen“

Am Tattag soll es zunächst zum fernmündlichen Schlagabtausch gekommen sein. Man habe am Telefon gestritten und sich gegenseitig beleidigt, berichtet der Hauptangeklagte, der nach eigener Darstellung alles versucht habe, um die Gesprächspartner davon abzuhalten, ihn an seinem Cuxhavener Wohnort aufzusuchen. So will er unter anderem einen Verwandten verständigt und diesen gebeten haben, derartige Pläne zu vereiteln. Denn es schien kein Freundschaftsbesuch geplant gewesen zu sein. Nach Angaben des Beschuldigten stand die Drohung im Raum, seine Angehörigen „plattzumachen“ und „alles auszulöschen“.

Wegen der Befürchtung, dass seiner Familie etwas angetan werden könnte, so der 51-Jährige weiter in seinen Hergangsbericht, habe er Anzeige bei der Bremerhavener Polizei erstattet. „Wird schon nichts passieren“, habe man ihn dort allerdings lediglich zu beschwichtigen versucht.

Als im weiteren Tagesverlauf tatsächlich vier Leute an seiner Gartenpforte auftauchten, wies er seine Frau an, den Notruf zu wählen - er habe große Angst gehabt. „Ich musste meine Familie beschützen“, argumentiert der Angeklagte, der nichts weiter im Sinn gehabt haben will, als einen tätlichen Angriff auf seine Nächsten abzuwehren.

Auf die Verlesung seiner Zeilen reagierte der Mann emotional: Mehrfach wischte er sich im Anschluss über die Augen, bevor er einen Wachtmeister im Schwurgerichtssaal um ein Taschentuch bat. (kop/lit)

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