T80.000 Stunden und 900 Einsätze: Freiwillige der Stader Feuerwehr leisten Beeindruckendes

Ein Auto brennt, die Feuerwehr rückt unter Atemschutz vor. Foto: Braun
Die Zahlen sind beeindruckend: Fast 80.000 Stunden leisteten die Freiwilligen der Feuerwehr Stade 2023 ab. Mehr als 900-mal rückten sie zu Einsätzen aus, 336 Menschen konnte in Notlagen geholfen werden. Bauchschmerzen bereiten ihnen aber ganz andere Dinge.
Stade. Wenn Stadtbrandmeister Klaus Daniel Ney während der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Hansestadt Stade zum Podium tritt, kann er Jahr für Jahr imposante Zahlen verkünden. Fünf Millionen Euro an Werten retteten die Kameradinnen und Kameraden. Ney: „Die Feuerwehr hilft, egal wo und egal für wen.“
644 Mitglieder sind in den Ortswehren Stade organisiert. Dazu gehören Zug 1 und 2, Bützfleth, Wiepenkathen und Hagen. 378 Männer und Frauen gehören dem aktiven Bereich an. Dazu gesellen sich 101 Jugendliche und 75 Kinder. 90 Mitglieder zählen zur Altersabteilung.
Zwischen Feuer, Unfällen und Sturmschäden
Das Spektrum des Einsatzgeschehens ist bunt wie eh und je. Die Stader Wehren wurden zu 38 Unfällen und 243 Bränden gerufen. 19-mal sollten sie Tiere retten, Sturmschäden riefen sie 76-mal auf den Plan. Fast 100-mal mussten verschlossene Türen notfallmäßig geöffnet werden. Auffällig: Als Tragehilfen für den Rettungsdienst, zum Beispiel bei sehr schweren Menschen in Treppenhäusern, wurden sie 46-mal gerufen und 56-mal waren sie „first responder“, also als Erste bei akut erkrankten Menschen, bevor der Rettungsdienst eintraf.
Das alles muss gut geprobt werden, damit es im Ernstfall flutscht. 31.000 Übungsstunden schlugen 2023 bei der Stader Feuerwehr zu Buche während der Ausbildungs- und Übungsdienste. Apropos: Die Lage am feuerwehrtechnischen Ausbildungsmarkt lässt schwer zu wünschen übrig.
Land wälzt Ausbildung auf die Kommunen ab
40 Lehrgänge habe die Stadtfeuerwehr beim Land beantragt, 11 wurden genehmigt. Ney: „Das ist nicht befriedigend.“ Offenbar werden hier Berufs- und Werkfeuerwehren bevorzugt, die zahlen wohl besser, hieß es am Rande der Veranstaltung im Gebäude von Zug 1 an der Hansestraße. Die Truppführer-Ausbildung wurde gänzlich auf die kommunale Ebene abgewälzt. Eine weitere Belastung von Kommunen und ehrenamtlichen Feuerwehrkräften.
Schwer im Magen liegt den freiwilligen Helfern und Rettern auch nachlassender Respekt. Immer mal wieder werden sie angegriffen oder bepöbelt, halten sich Ungehaltene nicht an die Absperrungen.
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Etwas gelegt hat sich offenbar der Sturm aus dem vergangenen Jahr, als vor allem aus der Ortswehr Stade mit seinen Zügen in der Innenstadt und Riensförde Kritik am Verhalten der Stadt laut wurde - auch im TAGEBLATT. Sie tragen die Hauptlast der Einsätze und fühlten sich nicht entsprechend gewürdigt bei Investitionen in Fahrzeuge, Gerätehäuser oder Einsatzkleidung. Stadtbrandmeister Klaus Ney sprach von einem „Weckruf“ für alle Beteiligten.
Neues Gerätehaus in Bützflethermoor
Inzwischen ist ein Feuerwehrbedarfsplan kurz vor dem Abschluss, in dem aufgelistet wird, wann wo wie viel investiert wird. Stadtrat Carsten Brokelmann, Anfang 2023 noch frisch im Amt und von der Kritik kalt erwischt, verwies in seinen Grußworten in der Sitzung am Freitagabend auf diese Neuerung. Das neue Gerätehaus in Bützflethermoor mit erst einmal 1,8 Millionen Euro findet sich darin zeitnah wieder.
Nach seiner Erfahrung vom vergangenen Jahr bat er die Freiwilligen, ihre Lobby-Arbeit gegenüber Politik und Verwaltung durch das Stadtkommando erledigen zu lassen - und nicht durch die Presse. Brokelmann: „Rat und Verwaltung haben sich immer auf die Seite der Feuerwehr gestellt.“ Sie genieße einen hohen Stellenwert. Während in allen anderen Bereichen für den Haushalt 2024 die Gelder eingefroren wurden, stiegen sie bei den Wehren. Die nachvollziehbaren Wünsche würden nach und nach abgearbeitet.
Stade bei jedem vierten Einsatz im Landkreis dabei
Die Leistungen der Feuerwehren seien kaum in Worte zu fassen und auch nicht in Geld aufzuwiegen, sagte SPD-Politiker Bernhard Augustin als Vorsitzender des Ausschusses für Feuerwehr, Sicherheit und Verkehr. Dass die Stader Wehr an gut einem Viertel aller Einsätze im Landkreis beteiligt sei, darauf verwies Thorsten Hellwege als stellvertretender Kreisbrandmeister. Knapp 3000-mal rückten die 92 Ortswehren im Landkreis aus, allein 187-mal zu Unfällen.
Unzufrieden zeigte auch er sich mit den Ausbildungskapazitäten auf Landesebene. Das neue Konzept zur Truppmann-Ausbildung mit digitalen Elementen gelte seit diesem Jahr, obwohl es noch gar nicht fertiggestellt war. Hellwege lakonisch: „Leben mit der Lage, das sind Feuerwehren gewöhnt.“
Feuerwehrleute für langjährige Mitgliedschaft geehrt
Stadtbrandmeister Klaus Ney, sein Stellvertreter Wilfried Spreckels und der stellvertretende Kreisbrandmeister Thorsten Hellwege zeichneten folgende Feuerwehrleute für langjährige Mitgliedschaften aus:
- 60 Jahre: Hans Schmidt, Hans August Plath, Franz Laurich;
- für 50 Jahre: Heinz-Theodor Petersen, Armin Horwege, Matthias Dreyer, Klaus von Schassen;
- für 40 Jahre: Frank Diekmeyer, Claus Peter Bahr, Klaus Lemmermann, Christian Schneidereit, Heiko Schubert und Maik Peters;
- für 25 Jahre: Henrik Rieger, Martina Wolff, Silke Kelm, Rene Dierenfeld, Matthias Jung, Burkhard Koch und Sandra Lengsfeld.
Als Stadtbildungsbeauftragter wurde Jan Christian Brandt verabschiedet.

Geehrt für 60-jährige Mitgliedschaft: Hans August Plath mit Stadtbrandmeister Klaus Ney (links), dessen Stellvertreter Wilfried Spreckels und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Thorsten Hellwege (rechts). Foto: Stefan Braun/ Feuerwehr