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TFisch als Auslaufmodell? Restaurantkette „Nordsee“ erfindet sich neu

Mehr Snacks: „Nordsee“-Filiale Düsseldorf.

Mehr Snacks: „Nordsee“-Filiale Düsseldorf. Foto: Nordsee

So richtig gut kommt Fisch immer noch erst bei Kunden jenseits der 50 Jahre an. Mit diesen fünf Ideen will „Nordsee“ nun seine Zukunft sichern.

Von Thorsten Brockmann Donnerstag, 19.09.2024, 11:30 Uhr

Bremerhaven. „Wir treten gegen Pizza, Pasta und Burger an“, sagt Kai Bordel, der Vorstandsvorsitzende der „Nordsee“. Er will den Fisch als gesunde und leckere Alternative dazu mehr in die Köpfe bringen. In junge Köpfe vor allem. Denn der durchschnittliche Kunde der Bremerhavener Fischrestaurant-Kette gehört zu den Best Agern.

Eine der bekanntesten deutschen Marken

Bordel kennt sich seit sechs Jahren mit Systemgastronomie aus, kam 2022 von Starbucks zur „Nordsee“. Davor hat er für G-Star und Nike Mode und Sportartikel verkauft.

Die Jüngeren an die Marke zu binden, das ist die große Herausforderung. 98 von 100 Deutschen kennen zwar die „Nordsee“, aber im Alltag spiele Fisch für sie keine große Rolle.

Rabatt? Nur noch mit App

Die neueste Idee, dem entgegenzutreten, hat dabei weniger mit dem Produkt selbst zu tun als mit seiner Präsentation. Die Restaurants sollten moderner und schneller werden, sagt Bordel.

Der Weg dahin führt über die Digitalisierung. Vor zwei Jahren etwa hat die „Nordsee“ eine eigene App eingeführt, die Kunden ans Unternehmen binden soll, über die sich Bestellungen aufgeben und Rabatt-Coupons nutzen lassen. „Deutlich mehr“ als eine Million Mal sei die App heruntergeladen worden, die Frequenz ihrer Nutzung sei sehr hoch, sagt Bordel. Deshalb werden deutschlandweit nun erstmals keine Rabatt-Coupons mehr wie bisher als Hauswurf-Sendung verteilt, sondern nur noch digital verbreitet.

Test mit Bestell-Terminals: Sie stehen in der „Nordsee“-Filiale am Hauptbahnhof von Düsseldorf.

Test mit Bestell-Terminals: Sie stehen in der „Nordsee“-Filiale am Hauptbahnhof von Düsseldorf. Foto: Nordsee

In zwei Schnellrestaurants in Hannover und Düsseldorf testet die „Nordsee“ außerdem so genannte Bestell-Terminals. „Wir zeigen keine kompletten Gerichte mehr“, sagt Bordel, sondern der Kunde könne sich seine Mahlzeit selbst zusammenstellen. Ergebnis: Die Bons sind länger und der Umsatz ist höher. Gleichzeitig spare der Kunde Zeit und das Unternehmen Personal und könne frischer produzieren. Bewähren sich die Terminals, sollen sie in allen Schnellrestaurants aufgestellt werden. „Quick service“, sagt Bordel, werde im Außer-Haus-Geschäft immer wichtiger. Alles muss schnell gehen.

Frischer Fisch als Auslaufmodell

In Deutschland betreibt die „Nordsee“ noch 295 Restaurants, aber keine 80 „Meeresbuffets“ mehr - Einzelhandelsgeschäfte mit frischem Fisch, Räucherware oder Marinaden. Höherer Aufwand, geringere Margen, das schmeckt Bordel nicht. Deshalb werde die Zahl der Einzelhandels-Geschäfte perspektivisch weiter sinken. Das Unternehmen will sich noch stärker auf Snacks und Außer-Haus-Geschäft konzentrieren. „Scholle mit Bratkartoffeln, Seelachs mit Salat - das wird es natürlich weiter geben“, so Bordel.

Kai Bordel verantwortet die Geschäfte der „Nordsee“.

Kai Bordel verantwortet die Geschäfte der „Nordsee“. Foto: Polgesek

Die „Nordsee“ feiert gerade die Zusammenarbeit mit „The Vegetarian Butcher“, einem Unternehmen des Unilever-Konzerns, das vorgibt, der weltgrößte Schlachter werden zu wollen, der ohne Fleisch - oder im Fall der „Nordsee“ ohne Fisch - auskommt. Der „Backvisch“ im Ciabattabrötchen sieht aus wie Fisch, soll auch so schmecken, wird aber vor allem aus Reis und Weizen hergestellt.

Ideen für „Nordsee“

  • Jünger werden: Die „Nordsee“ will sich noch konsequenter auf jüngere Kunden ausrichten und Fisch-Snacks als gesunde Alternative zu Pasta und Burger präsentieren.
  • Digitaler werden: Eine eigene App und Bestell-Terminals in den Restaurants gehören dazu.
  • Quick service: Alles soll noch schneller gehen.
  • Vegane Snacks: Backvisch statt Backfisch - produziert auf Basis von Reis und Weizen.
  • Mehr auf die Hand: Der Fokus soll künftig auf Snacks und dem Außer-Haus-Geschäft liegen, Einzelhandel soll an herausragenden Standorten erhalten bleiben.

An veganen Produkten kommt kein Schnellrestaurant mehr vorbei, bei der „Nordsee“ kam der „Visch“ auch schon 2021 auf den Tisch. Aber die veganen Alternativen für Fish & Chips erfüllte offenbar nicht die Erwartungen. Ein Spicy-Tuna imitiert Thunfisch, „Laxx“ und „plant based Garnelen“ haben es nie über den Status eines Aktionsproduktes hinaus geschafft.

Dennoch spricht der Chef von „relevanten Produkten“, auf deren Entwicklung man achte. Auch gab es Überlegungen, Geflügelfleisch ins Sortiment aufzunehmen, um Kunden zu halten. „Mag in einer Gruppe nur einer keinen Fisch, sind wir alle los“, sagt Bordel.

Die „Nordsee“ will mit „neuen Formaten“ wieder wachsen, sich zunächst auf das Geschäft in Deutschland und Österreich konzentrieren. In vier Ländern darüber hinaus gibt es nur noch elf Filialen des Unternehmens. Die Internationalisierung, so Bordel, sei im Unternehmen kein Thema mehr. Aber in Europa, da könnten noch einige Länder hinzukommen.

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