TFischstäbchen-Hauptstadt Bremerhaven: So wichtig sind sie für die Region
Ein Fischstäbchen wird in einer Pfanne gebraten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Jeden Tag entstehen in Bremerhaven Millionen Fischstäbchen – doch hinter der knusprigen Panade steckt eine globale Industrie.
Bremerhaven. In der Küche riecht es nach Butter, die Fischstäbchen liegen bereits auf dem Teller. Die Panade ist goldbraun und knusprig, dazu ein Klecks Kartoffelbrei oder Erbsen. Für die einen ein schneller Snack, für andere eine Kindheitserinnerung.
Für das Werk von FrozenFish in Bremerhaven wiederum der Anfang eines riesigen Produktionsprozesses: Hier schießen täglich Millionen Fischstäbchen über Förderbänder und verschwinden dann in Verpackungsmaschinen.
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Iglo, Frosta & Co.: Fast jedes Fischstäbchen kommt aus Bremerhaven
Fast jedes Fischstäbchen kommt aus Bremerhaven. In der Straße Am Lunedeich befindet sich das 90.000 Quadratmeter große Werksgelände. Links hat der Fischstäbchen-Marktführer Iglo seinen Sitz, genau gegenüber befindet sich die Nummer zwei: Frosta.
„Frozen Fish International“, das Iglo Werk in Bremerhaven, hat eine lange Tradition am Standort und ist die größte Tiefkühlfischfabrik der Welt“, sagt Andy Bates. Er ist Western Europe Sourcing Unit Director bei Nomad Foods.
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Was für viele ein knuspriger Kindheitsklassiker ist, ist für FrozenFish ein Wirtschaftsfaktor von europäischer Dimension. Rund 700 Mitarbeitende sorgen laut Bates dafür, dass hier jedes Jahr etwa 90.000 Tonnen Fischprodukte entstehen.
„Mehr als die Hälfte davon sind Fischstäbchen in unterschiedlichsten Varianten. Aneinandergelegt würden sie rund 5,5 mal um die Erde reichen“, so Bates.
Im Werk wird die Qualität der Rohware zunächst in der Rohwareneingangskontrolle streng geprüft. „Anschließend werden die Blöcke in 378 Rohlinge gesägt, die bereits ihre typische Form haben“, erklärt Bates. Danach folgt das Panieren – zuerst mit Nass-, dann mit Trockenpanade – und ein kurzes Vorbraten in heißem Pflanzenöl.
Der besondere Clou: „Während des gesamten Produktionsprozesses bleiben die Stäbchen im Kern gefroren. Frischer als frisch.“ Anschließend werden sie im Gefriertunnel schockgefrostet, sodass Frische und Inhaltsstoffe optimal erhalten bleiben. Zum Schluss geht es direkt in die Verpackung, ins Tiefkühllager und von dort in die Supermärkte.
Fischstäbchen aus Bremerhaven: Die Rolle der großen Produzenten im Fischereihafen
Im Fischereihafen sind etwa 400 Unternehmen tätig. Um die 9000 Menschen arbeiten hier in der Fisch- und Lebensmittelwirtschaft. Von global agierenden Produzenten bis zu Spezialmanufakturen ist alles vorhanden.
Mit Eigenmarke erfolgreich
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Neben Frosta und Deutsche See ist FrozenFish einer der größten Hersteller von Fischprodukten. Fischstäbchen allein machen bei FrozenFish mehr als die Hälfte des Produktionsvolumens aus.
Im Schnitt konsumiert Deutschland rund 28 Fischstäbchen pro Kopf im Jahr – das sind insgesamt etwa 70.500 Tonnen. Hinter dieser Zahl steckt eine komplexe Wertschöpfungskette, in der alle Aktivitäten inbegriffen sind, die aus dem noch ungefangenen Fisch den Inhalt des Päckchens in der Tiefkühltruhe eines Supermarkts machen.
Also: Beschaffung, Qualitätssicherung, Logistik, Energie, Verpackung, internationale Verteilung. Somit sorgt FrozenFish nicht nur für wirtschaftliche Aktivität in Bremerhaven, sondern europaweit.
Fisch für Fischstäbchen erreicht Bremerhaven über internationale Lieferketten
Die Qualitätskontrolle beginnt bereits bei der Auswahl der Lieferanten. Sie müssen strengste Standards in Lebensmittelsicherheit, Nachhaltigkeit und Produktionsqualität erfüllen.
Der Fisch aus weltweiten Quellen – zum Beispiel Alaska-Seelachs aus dem Nordpazifik – erreicht über internationale Lieferketten bereits tiefgefroren das Werk in Bremerhaven.
Bevor er weiterverarbeitet wird, prüfen Qualitätsmanager den Fisch anhand von 43 Kriterien, darunter Geschmack, Gräten und sensorische Eigenschaften.
Auch während des gesamten Produktionsprozesses werden regelmäßig Stichproben entnommen und nach einem festgelegten Prüfkatalog untersucht.
Zusätzlich zu den eigenen Kontrollen wird die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben regelmäßig von Behörden und unabhängigen Zertifizierungsstellen überprüft. So wird die Qualität der Produkte sichergestellt.
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Fischstäbchen von Iglo gehen nach Deutschland und 21 weitere Länder
Die Produktion deckt laut Bates sowohl den deutschen Markt als auch die europäischen Schwestermarken von Iglo ab. Rund die Hälfte ist für Deutschland bestimmt, der Rest wird in 21 Länder von Nomad Foods exportiert.
Die Rohware – von Alaska-Seelachs über Kabeljau bis hin zu Wildlachs – stammt aus unterschiedlichen Quellen weltweit, sowohl aus Wildfang als auch aus Zucht. „Wichtig ist, dass der Fisch nachhaltig zertifiziert ist, also entweder das blaue MSC-Siegel oder das ASC-Siegel trägt“, sagt Bates.
„Als wichtiger Wirtschaftsstandort und Teil von Nomad Foods planen wir, Bremerhaven langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln“, so Bates. „Wir investieren kontinuierlich in Effizienz, Nachhaltigkeit und moderne Technologien, um die Wettbewerbsfähigkeit des Werks zu stärken.

In Bremerhaven schießen täglich Millionen Fischstäbchen über die Förderbänder. Foto: Iglo Deutschland

Legte man die täglich in Bremerhaven produzierten Fischstäbchen aneinander, würde ihre Länge von Bremerhaven bis nach Paris reichen. Foto: Iglo Deutschland