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Raumordnungsprogramm

TFlächen für Windenergie: Drochtersen wehrt sich gegen Landkreis-Pläne

Land und Landkreis haben sich verpflichtet, mehr Windenergieflächen zu schaffen. Auch in Drochtersen sollen im neuen Raumordnungsprogramm mehr Flächen als Vorrangflächen ausgewiesen werden.

Land und Landkreis haben sich verpflichtet, mehr Windenergieflächen zu schaffen. Auch in Drochtersen sollen im neuen Raumordnungsprogramm mehr Flächen als Vorrangflächen ausgewiesen werden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Dass in Drochtersen mehr Flächen für Windenergie ausgewiesen werden, war klar. Die Gemeinde ist mit einer Neuerung aber so gar nicht einverstanden.

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Von Katja Knappe
Samstag, 20.12.2025, 11:50 Uhr

Drochtersen. Bis zum 7. Januar 2026 soll auch die Gemeinde Drochtersen ihre Stellungnahme zum ersten Entwurf für das neue Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) abgeben. Die Fassung von 2023 soll fortgeschrieben werden. Im RROP wird die räumliche Entwicklung des Landkreises festgezurrt, indem Ziele für Siedlung, Versorgung, Freiraum und Infrastruktur definiert und als Satzung beschlossen werden.

Dabei werden auch Vorranggebiete für Windenergie festgelegt. Niedersachsen und die Landkreise sollen mehr Flächen für Windenergie und regenerative Energien bereitstellen. Im Landkreis Stade müssen 3,67 Prozent der Fläche bis Ende 2032 Windenergieflächen sein, bis 2027 müssen es 2,84 Prozent sein.

Zwei neue Windvorrangflächen in Drochtersen

Der Kreis plant in seiner Raumordnung bereits für 2027 mit einer 3,69-Prozent-Marke (einschließlich Sicherheitsaufschlag). Das entspricht rund 4555 Hektar für Windenergie. Der kleine Aufschlag gilt als Sicherheitsreserve, falls doch noch Flächen wegfallen.

Im Rahmen der Planungen wurden 61 Potenzialflächen für den Landkreis Stade untersucht, davon fünf Flächen und Teilflächen in der Gemeinde Drochtersen. Dort verblieb im aktuellen RROP-Planentwurf ein vergrößertes Windvorranggebiet aus mehreren Teilstücken rund um das geplante Kehdinger Kreuz von A20/A26. Und im Vergleich zum RROP 2023 kamen östlich vom Kreuz, zwischen Ritsch und Asselermoor, zwei Vorrangflächen dazu.

Die „Nase“ ist wieder da

Wieder drin in der neuen RROP-Planung ist die berüchtigte „Nase“: Hierbei handelt es sich um eine länglich und eher schmal geschnittene Windvorrangfläche westlich vom Autobahnkreuz. Die Gemeinde Drochtersen hatte sich in der Vergangenheit immer wieder gegen die „Nase“ gewehrt, weil sie sich dadurch in ihrer Siedlungsplanung behindert sieht. Die Fläche befindet sich nämlich in dem Freiflächenareal, das ans Neubaugebiet Triftweg im Süden Drochtersens angrenzt.

Aufgrund der Drochterser Wünsche war die „Nase“ in der Vergangenheit mehrfach in der Planung drin und dann wieder draußen gewesen, im RROP 2023 war sie nicht dabei. Jetzt sei sie wieder in die Planungen aufgenommen worden, erläuterte Simon Grotthoff vom Landkreis im Drochterser Ausschuss für Gemeindeentwicklung Umwelt und Tourismus.

Drochtersen: ausreichend Windflächen ausgewiesen

Die Mehrheit im Ausschuss, SPD- und CDU-Fraktion, stimmte dafür, dass die Gemeinde Drochtersen in ihrer RROP-Stellungnahme diese Windvorrangfläche („Nase“) ablehnt. Aus Sicht der Gemeinde sind im Bereich des geplanten Autobahnkreuzes ausreichend Windvorrangflächen ausgewiesen worden.

Sollte es bei den bestehenden Anlagen zu einem Repowering kommen und ebenso zu einer Bebauung mit Windkrafträdern in der sogenannten „Nase“, gebe es eine komplette Abschirmung der Ortschaft von Osten bis Westen, heißt es in der Stellungnahme. Außerdem werde die Wohnbauentwicklung der Gemeinde deutlich beeinträchtigt, da eine Entwicklung nur in diesem Bereich noch möglich sei.

Anfang 2026 wird der Landkreis alle Stellungnahmen zum ersten Entwurf des neuen RROP auswerten. Gegebenenfalls wird es noch Änderungen geben und möglicherweise wird ein neues Beteiligungsverfahren nötig sein.

Einzig Cornelius van Lessen, Fraktionsvorsitzender der FWG, hatte die „Nase“ als zusätzliche Windenergievorrangfläche begrüßt: „Wir benötigen die Einnahmen aus Windenergie“, sagte er mit Blick auf die knappe Kasse der Gemeinde.

Nahversorgung in Assel

Im neuen RROP-Entwurf wurde außerdem Assel als „Standort für die herausgehobene Bedeutung für die Nahversorgung“ gekennzeichnet. Damit wäre bereits durch die Raumordnung grundsätzlich die Ansiedlung eines Nahversorgers mit ausreichend großer Verkaufsfläche in Assel möglich - und zwar im Bereich ab Assel-Zentrum in Richtung Stade.

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