TFredenbeck und Oldendorf treiben Gesundheitsversorgung gemeinsam voran

Karin Beckmann übergibt Matthias Hartlef (links) und Johann Schlichtmann (Zweiter von links) im Beisein weiterer Anwesender aus Rat und Verwaltung den Zuwendungsbescheid. Foto: Bisping
Die medizinische Versorgung auf dem Land wird immer schwieriger. Fredenbeck und Oldendorf gehen das Thema jetzt gemeinsam an. Das steckt hinter der ungewöhnlichen Zusammenarbeit.
Fredenbeck. Fredenbeck und Oldendorf wollen die gesundheitliche Versorgung in einem Regionalen Versorgungszentrum (RVZ) bündeln. Dazu wollten beide einen Förderantrag für eine Machbarkeitsstudie einreichen. Doch das Land Niedersachsen fördert pro Landkreis nur eine Studie. Was nun?
„Wir haben den Weg gewählt, in Kooperation mit Oldendorf gemeinsam einen Antrag einzureichen“, gab Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef Mitte April bekannt. Jetzt ist der Zuwendungsbescheid da: Das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung hatte den Antrag Anfang Mai bewilligt. Die Machbarkeitsstudie wird mit 45.000 Euro gefördert.
Problematisch: Deutschlandweit fehlen 50.000 Ärzte
Den offiziellen Bescheid übergab Karin Beckmann, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Lüneburg, im Fredenbecker Rathaus persönlich. Außer Vertretern aus dem Fredenbecker Rathaus nahmen auch Vertreter aus Oldendorf teil.
„Wenn man den Prognosen glaubt, fehlen im Jahr 2034 circa 235.000 Pflegekräfte“, sagte Hartlef. Er verwies auf die problematische Gesundheitsversorgung in Deutschland, auf die Zahl fehlender Ärzte, das seien 50.000 - allein 5000 davon Hausärzte. Jeder vierte wolle nach Aussagen der Bertelsmann-Stiftung und der Uni Marburg in den kommenden fünf Jahren aufhören. Auch im Landkreis Stade gibt es einen Mangel an Hausärzten: Derzeit sind 16,5 Plätze unbesetzt.
„Was hat das mit uns zu tun, mit der Samtgemeinde Fredenbeck und der Gemeinde Oldendorf?“, fragte er. Gesundheitsversorgung solle da stattfinden, wo die Menschen sind, nämlich vor Ort. „Darum haben wir uns aufgemacht, diesen Strategieprozess zu begleiten.“
Das RVZ - eine Anlaufstelle für viele Bedürfnisse
Auftaktveranstaltung des Projekts Gesundheitscampus war im Juni 2024, inzwischen wurden drei Fokusthemen herausgearbeitet: die medizinische Versorgung (Prävention - Gesundheitskompetenz und Gesundheitssystemkompetenz), Lebensqualität sowie Wohnteilhabe und Pflege. In einem RVZ soll möglichst viel davon gebündelt werden; das Versorgungszentrum soll eine Anlaufstelle für medizinische und gesellschaftliche Bedürfnisse sein und das Miteinander fördern.
Die Förderung des Landes Niedersachsen sei ein besonderer Meilenstein, um weiter an einer zukunftssicheren wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu arbeiten. „Die Machbarkeitsstudie wird ein wesentlicher Baustein für ein RVZ sein, vielleicht mit einer Außenstelle in Oldendorf“, sagte Hartlef. Er betonte, wie sehr ihn die Zusammenarbeit freue, „dass wir diesen Weg gemeinsam mit der Gemeinde Oldendorf in einer interkommunalen Zusammenarbeit gestalten, um gemeinsam tragfähige Lösungen für die Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln.“
„Wir sind sehr froh, dass wir hier andocken konnten“, sagte Oldendorfs Bürgermeister Johann Schlichtmann, „dass wir Teil dieser interkommunalen Zusammenarbeit werden und gemeinsam mit Fredenbeck etwas auf den Weg bringen.“ Die Versuche, einen Gesundheitscampus Oldendorf oder ein medizinisches Versorgungszentrum zu verwirklichen, hätten leider nicht geklappt.
„Im Rahmen unserer Zusammenarbeit wird uns hoffentlich etwas Großes gelingen“, sagte Schlichtmann. Er freue sich, ebenso wie die Gemeinde Oldendorf und die umliegenden Ortschaften, auf ein RVZ. „Ich weiß, dass das ein langer Weg ist und kein Selbstläufer“, sagte die Landesbeauftragte Karin Beckmann. Inzwischen gebe es in Niedersachsen das eine oder andere Modell, das funktioniere.
In Nordholz ist das Modell RVZ erfolgreich
Beispielsweise im Landkreis Cuxhaven: Dort wurde bereits erfolgreich das RVZ Wurster Nordseeküste in Nordholz aufgebaut. „Die hausärztliche Versorgung in der Gemeinde konnte dadurch erheblich verbessert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Amtes für regionale Landesentwicklung Lüneburg.
Doch das Thema sei umstritten, sagte Beckmann. Der Städte- und Gemeindebund sei über die Entwicklung nicht sehr glücklich. Das könne sie auch nachvollziehen, denn Städte und Gemeinden seien für die gesundheitliche Versorgung nicht zuständig. Dafür gebe es die Kassenärztliche Vereinigung. Die Kommunen seien mutig, wenn sie in die Verantwortung gingen. „Es ist eine Besonderheit, dass Sie zu diesem Zeitpunkt schon so viel gemacht haben.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.