TEin Leben für den Handball: So tickt Fredenbecks neuer Trainer

Jörg Rademacher engagiert an der Seitenlinie. Der Trainer will beim VfL Fredenbeck im Abstiegskampf vor allem mehr Stabilität sehen. Foto: Struwe
Jörg Rademacher hat während der Saison den VfL Fredenbeck als Trainer übernommen. Mit ihm soll das schwierige Unterfangen Klassenerhalt in der 3. Liga noch gelingen. Rademacher will immer das Maximale erreichen.
Fredenbeck. Jörg Rademacher, seit Jahresbeginn Trainer des VfL Fredenbeck, reist zu jedem Training aus Oldenburg an, wo Rademacher berufstätig ist. Drei bis viermal die Woche, bei Wind und Wetter und auch im Osterreiseverkehr. Vor Trainingsbeginn findet Rademacher noch Zeit für ein Gespräch mit dem TAGEBLATT zu Arbeit und Person.
Jeder Handballtrainer habe seine eigene Philosophie. Er sei akribisch, zielstrebig und sehr genau, so beschreibt Rademacher seine Arbeit. „Ich beschäftige mich stundenlang mit dem nächsten Gegner, betrachte jede Position.“ Daraus leite er Taktik und Strategie für den jeweiligen Gegner ab und versuche diese seinen Spielern im Training zu vermitteln.
Für ihn zählen nur Erfolge. „Ich will immer das Maximale erreichen.“ Rademacher hat kein Trainer-Vorbild, „möchte niemanden kopieren.“ Er habe von jedem Trainer auf seinen Stationen etwas angenommen.
Die Mannschaft muss im Abstiegskampf lernen
Handball á la Rademacher baue auf einer stabilen Abwehr auf. Auf dieser Basis ginge es um Tempo-Handball und schnelle, „einfache“ Tore. Im Positionsangriff zähle die Individualität des Spielers. „Ich mag lieber die Offensive.“
Seine derzeitige Arbeit beim VfL Fredenbeck beschreibt Rademacher als Prozess. Die Mannschaft müsse noch lernen, vom Trainer vorgegebene Taktiken und Spielweisen in der Spielsituation auch umzusetzen. „Das muss erst einmal in die Köpfe. Und das dauert auch.“ Die Mannschaft brauche noch zu viele Chancen, sei nicht stabil genug.
In fast allen Spielen habe man lange geführt, es aber nicht durchgebracht. „Daran arbeiten wir.“
Als Spieler schaffte er es bis in die Nationalmannschaft
Jörg Rademacher ist in Staßfurt in Sachsen-Anhalt über den Schulsport für den Handball entdeckt worden. In großen Sichtungsturnieren mit bis zu 250 Kindern und zahlreichen Tests wurden die Talentiertesten ausgesiebt, bis ein Dutzend Talente übrig geblieben, die in einem der fünf Leistungszentren der DDR an den Leistungssport herangeführt wurden.
Rademacher wurde als 13-Jähriger nach Berlin an das Leistungszentrum des SC Dynamo Berlin delegiert. Hier spielte er die Jugend über und in den ersten Jahren im Seniorenbereich auch mit späteren Größen des Fredenbecker Handballs, wie Andreas Neitzel oder Jean Baruth in einer Mannschaft.
Fünfmal trug der Rückraum-Mitte-Spieler das Trikot der DDR- Nationalmannschaft, 30 Länderspiele im Juniorenbereich kommen dazu. Seine Einsätze in der Nationalmannschaft bezeichnet Jörg Rademacher als seine größten persönlichen sportlichen Erfolge.
Zu Beginn der 90er Jahre lief Rademacher für Stahl Brandenburg auf, bevor es ihn über den ThSV Eisenach in die 1. Bundesliga sowie zur SG Varel/Altjührden und den Wilhelmshavener HV in den Norden zog. Hier schaffte Rademacher 2002 den Aufstieg in die 1.Bundesliga, musste aber wegen einer Kreuzbandverletzung seine Spielerkarriere beenden.
Handball 3. Liga
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Als Trainer bleibt im wenig private Zeit
Der B-Lizenzinhaber startete anschließend beim Wilhelmshavener HV seine Trainerkarriere für drei Jahre in der 1.Bundesliga unter Jürgen Carstens und Michael Biegler als Co-Trainer. Weitere Stationen, zum Teil mit Pausen dazwischen, waren die HSG Wilhelmshaven, die SG Varel/Friesland, der TV Neerstedt und die HSG Delmenhorst.
Rademacher, Automobilkaufmann im Brotberuf, lebt für den Handball. Zeit für andere Hobbies bleibt da kaum. Gerne trifft er sich mit ehemaligen Mitspielern aus seiner aktiven Zeit. Der Urlaub ist mit Reisen und seiner Partnerin ausgefüllt. „Es stehen noch viele Ziele auf meiner Agenda.“
Als Handballfan setzt Rademacher auf den SC Magdeburg als nächsten Deutschen Meister. Mit Trainer Bennet Wiegert ist er seit gemeinsamer Wilhelmshavener Zeit befreundet. „Ich ziehe den Hut vor dem, was er erreicht hat.“
Der VfL Fredenbeck muss am Sonnabend beim Wilhelmshavener HV zum Rückspiel antreten (Sbd., 19.30 Uhr). Die Wilhelmshavener sind bisher als Tabellenfünfter hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der VfL Fredenbeck, bisher auswärts punkt- und sieglos, hat nichts zu verlieren.