TFrühtanz in Steinau: Darüber hat sich das Partyvolk mächtig geärgert
Lange Warteschlangen an den Tresen und dann wurde nachmittags das Wasser im Ausschank knapp, wie Besucher der Frühtanz-Party in Steinau kritisieren Foto: Dührkop
Schlecht kalkuliert? Besucher vom Frühtanz in Steinau fehlte es sowohl an Getränken als auch an Personal im Ausschank: Partygäste machen sich auf Facebook Luft. Der Veranstalter nimmt die Kritik nur zum Teil an. Auch die Polizei zieht ein Fazit.
Hadeln. Viel trinken ist oberstes Gebot, erst recht bei hohen Temperaturen. Beim Frühtanz in Steinau spielte am Pfingstsonntag zwar das Wetter mit. Aber es soll in den Nachmittagsstunden am Getränke-Nachschub gehapert haben.
Egal, ob nichtalkoholische Durstlöscher wie Wasser oder Cola, als auch Bier und harter Alkohol wie Wodka sollen bereits zur Halbzeit Mangelware geworden sein, wie Nutzer auf Facebook beim Nord24-Portal mitteilen und mit Daumen hoch bestätigen.
Tresen unterbesetzt
„Steinau hat wieder richtig Laune gemacht“, schreibt Sabrina Rosenhagen, „Einziger Minuspunkt: Die völlig unterbesetzten Tresen“. 31 Daumen hoch zeugen davon, dass sie einen Nerv getroffen hat. Bei aller Kritik in den sozialen Medien ist spürbar, dass Steinau beliebt ist.
Veranstalter Lars Dock kann die Kritik nicht wirklich nachvollziehen, wie er gegenüber der Nordsee-Zeitung sagt. Denn er habe sich persönlich davon überzeugt, dass überall noch ausreichend Getränke auf den Wagen vorhanden waren. Höchstens mal die ein oder andere Sorte Alkohol könnte zeitweise knapp geworden sein.
Lange Schlangen vor Getränkewagen
„Eis gab es schon ab 12 Uhr nicht mehr“, schreibt Meike Fischer auf Facebook. Sie habe sich nicht mehr an den anderen beiden Wagen anstellen wollen, da es mindestens nochmal 30 Minuten Wartezeit bedeutet hätte. Die langen Schlangen hingen ihrem Eindruck nach mit Personalmangel zusammen.
„Ich hatte Mitleid“, sagt sie der NORDSEE-ZEITUNG, sie habe oft extra Trinkgeld gegeben. Diese Kritik kann Dock nur eingeschränkt bestätigen. Das erstmals umgesetzte Pfandsystem habe Zeit und Nerven gekostet, aber vier Leute hinterm Tresen seien ausreichend. Dass mal einer Pause machen müsse, sei normal.

Meike Fischer (2. hinten von rechts) war mit ihrer Tochter Lena sowie ihren Freundinnen beim Frühtanz in Steinau. Als Gastro-Fachfrau übt sie Kritik an der zu gering kalkulierten Getränke- und Personaldisposition. Foto: Dührkop
Schnelles Geschäft bei den Toiletten
Wo es wohl deutlich besser lief, war beim Gang zur Toilette. „Wer nicht dem Herdentrieb folgte und sich dort anstellte, wo alle standen, der fand schnell eine andere Toilette“, sagt Fischer. Der Geldautomat auf dem Partygelände sei auch eine gute Idee gewesen, aber dieser sei bereits mittags leer gewesen.
Gastro-Fachfrau übt Kritik: zu wenig Personal für den Ausschank
Als langjährige Personaldisponentin für die Gastronomie in der Bremerhavener Stadthalle und der Eishalle sowie aktuell für die Seelust und dem Weserstrandbad analysiert sie das Problem. „Es waren zu wenig Leute auf den Getränkewagen“, sagt sie, „statt zwei bis drei hätten es fünf bis sechs sein müssen.“
Zum Vergleich nennt sie ihre Kalkulation für das Havenbeatz-Festival in Bremerhaven, für das sie mit sieben Kräften pro Getränkewagen plant. Da sie beim ersten Mal schwer einschätzen könne, wie viele Besucher zu erwarten sind, hat sie immer noch Hilfskräfte in Reserve.
So richtig verstehen kann sie es nicht, denn durch den Vorverkauf konnte der Veranstalter disponieren, mit wie vielen Gästen er rechnen kann.
„Es war der Horror“ - Tresenpersonal von Andrang überfordert
Wie hart der Job wirklich war, vermittelt Jacqueline Topalovic. „Es war einfach Horror. Sie sei beleidigt, geschubst und mit Bechern beworfen worden. Sie habe mit ihrem Team den Überblick verloren, wer wann kam und wer zuerst dran war. Fischer hat Verständnis für das Personal: „Hochachtung an das Personal, dass ihr durchgehalten habt.“
Der Veranstalter hätte aus ihrer Sicht einige Getränkewagen an Fremdfirmen abgeben müssen, das hätte zwar Einkünfte geschmälert, aber die Gäste insgesamt zufriedener gemacht. Durch den Vorverkauf hatte er die Ticketeinnahmen sicher.
Daran hatte Fischer bereits in der ersten Berichterstattung der NORDSEE-ZEITUNG Kritik geübt. Früher habe man spontan durch Steinau schlendern können und nur für die Live-Band im Saal extra Eintritt zahlen müssen.
Polizei schätzt Besucherzahl bei beiden Frühtänzen auf jeweils 3000
Steinau ist eine Kult-Party im Elbe-Weser-Dreieck. Lars Dock hat den Frühtanz von seinem Vater, dem Begründer Peter Dock, übernommen. Jetzt war die 50. Ausgabe. Fischer wurde eine Reaktion der Veranstaltungsleitung auf ihre konstruktiv formulierte Kritik in Aussicht gestellt.
Dock schaut nach vorn und denkt schon an den nächsten Frühtanz: Die Kritik will er aufnehmen und Verbesserungsvorschläge umsetzen, sagt er. Dazu zählt für ihn auf jeden Fall auch der Bustransfer von Bremerhaven nach Steinau.

Der erste Frühtanz von Janssens Tanzpalast in Lüdingworth punktet mit ausreichend Getränkevorräten, aber auch mit ausreichend Personal hinterm Tresen wie eine Facebook-Nutzerin beschreibt. Foto: Dührkop
Jeweils 3000 Partyleute
Sowohl Dock als auch Eric Janßen, der zum ersten Mal einen Frühtanz hinter seiner Diskothek in Lüdingworth ausgerichtet hat, nannten am Sonntag keine konkreten Besucherzahlen. Die Polizei schätzt jeweils 3000 Gäste, sowohl in Steinau als auch bei der Konkurrenz. Erwartet waren etwas mehr Gäste.
Eric Janßen, Betreiber der etablierten Diskothek Janssens Tanzpalast, hatte Eike-Hinrich Bahr (LiTo Donnern) mit offenen Armen empfangen. Bis 2023 war Bahr am Frühtanz in Steinau beteiligt, nun liegt er mit Dock im Clinch.
Fazit der Polizei
Die Polizeiinspektion Cuxhaven vermeldet in ihrer Einsatzbilanz von Steinau vier Körperverletzungsdelikte, einen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und zwei Diebstahlsdelikte. Darüber hinaus wurden dort 15 Platzverweise ausgesprochen.
Beim Frühtanz von Janssens Tanzpalast hat die Polizei eine Körperverletzung und sieben Platzverweise erteilt. Sie schätzt die Anzahl der Besucher bei beiden Veranstaltungen auf jeweils 3000 Menschen.