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RV Harsefeld

TTeufels- und Bullenreiter in Bargstedt: Lokalmatadorin aus Finnland kämpft um Hauptpreis

Tjark Nagel mit seinem Schützling Annina Nordström, die für Finnland und den RV Harsefeld startet.

Tjark Nagel mit seinem Schützling Annina Nordström, die für Finnland und den RV Harsefeld startet. Foto: Fehlbus

Annina Nordström schafft es als einzige Frau ins Stechen um den Großen Preis von Bargstedt. Sie hat ein besonderes Ziel und dafür Tjark Nagel an ihrer Seite.

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Von Miriam Fehlbus
Dienstag, 17.06.2025, 05:50 Uhr

Bargstedt. Als Annina Nordström beim Turnier des Reitervereins Harsefeld nach einer perfekten Runde ins Ziel reitet, brandet Applaus auf. Sie ist die erste Starterin, die in Bargstedt ohne Fehler durch den anspruchsvollen Zwei-Sterne-Parcours gekommen ist. Zudem ist die Finnin Lokalmatadorin.

Sie startet für Harsefeld, obwohl sie nie hier gewohnt hat, wie sie lachend zugibt. Aber der Harsefelder Verein, das Familiäre, die Turnieratmosphäre - für die Springreiterin aus Thedinghausen bei Verden gibt es keine bessere Adresse. „Der Verein und die Leute hier sind einfach sehr engagiert“, sagt sie.

Ida Haack vom RFV Engelschoff zeigt ihr Können in der Führzügel-Klasse. Sie sitzt im Sattel von Yajanti.

Ida Haack vom RFV Engelschoff zeigt ihr Können in der Führzügel-Klasse. Sie sitzt im Sattel von Yajanti. Foto: Fehlbus

Während die Führzügelklasse auf dem Hauptplatz mit den Jüngsten im Sattel startet und so die Umbaupause für den Stechparcours überbrückt, erzählt Annina Nordström von ihren ersten Erlebnissen in Deutschland.

Von Finnland nach Deutschland wegen der Pferde

Damals, als Jugendliche zog es die Finnin erstmals in deutsche Turnierställe. „In Finnland ist es oft zu kalt, und es sind zu weite Wege für Turniere“, sagt die heute 33-Jährige. Sie wollte sportlich weiterkommen, siedelte dauerhaft um. Starts allerdings absolviert die Nationenpreisreiterin für Finnland.

Im Juli ist die Europameisterschaft das nächste große Ziel. An ihrer Seite hat Annina Nördström Tjark Nagel als Trainer - auch in Bargstedt. „Wenn man einmal im Jahr alle wiedersehen möchte, muss man nach Bargstedt kommen“, sagt er und erinnert sich: „Ich selbst bin hier vor 15 Jahren das letzte Springen meiner Aktiven-Laufbahn geritten.“

Teufelsreiter setzt auf Taktik im Stechparcours

Tjark Nagel war in seiner Reiterkarriere dafür bekannt, jeden Stechparcours zu einem wahren Finale zu machen. Weil er im Kampf gegen die Zeit schnell über die bunten Stangen fegte, erhielt er den Namen Teufelsreiter.

Teufelsreiter im Tölt: Die Isländer von Müllers Hoff zeigten ein rasantes Schaubild.

Teufelsreiter im Tölt: Die Isländer von Müllers Hoff zeigten ein rasantes Schaubild. Foto: Fehlbus

In Bargstedt gibt er diesen Kampfgeist nun an Annina Nordström weiter. „Es gibt eine Taktik“, verrät Tjark Nagel. Sie haben den großen Sonderpreis für die Reiter ins Visier genommen: den Pferdeanhänger, den der Reiter mit nach Hause nehmen darf, der in den drei schwersten Springprüfungen des Turniers mit demselben Pferd die meisten Punkte sammelt. Vor dem finalen Ritt liegt Nordström mit Cassa Blue auf Rang drei.

Steffen Engfer gewinnt Großen Preis von Bargstedt

Acht Reiter schaffen es, im Normalparcours mit schwerer dreifacher Kombination, schwierigen Distanzen und Wassergraben fehlfrei zu bleiben. Darunter auch Tjark Nagels Cousin Carsten-Otto Nagel. Dieser verzichtet jedoch auf die finale Runde.

Steffen Engfer gewinnt den Großen Preis von Bargstedt.

Steffen Engfer gewinnt den Großen Preis von Bargstedt. Foto: Fehlbus

Durch den Stechparcours kommt Annina Nordström mit der drittschnellsten Zeit, aber eine Stange fällt. Den Sieg holt sich ein weiterer Reiter, bei dem Annina Nordström einst im Stall Erfahrung gesammelt hat: Steffen Engfer vom Verein Reit- und Fahrsport Sieversen mit Dapardie.

Dieser erfüllt aber nicht die Kriterien für den Pferdeanhänger und auch nicht Tim-Uwe Hoffmann vom RV Zeven mit der Stute Flair-Welcome, der Zweiter wird. Annina Nordström hat nur eine Konkurrenz noch zu scheuen: Hergen Forkert vom RC Rosenbusch Oberneuland. Und der hat mit Cloud Seven das richtige Pferd ins Ziel gebracht und freut sich über den Anhänger.

Pferdenachwuchs zeigt sich vor gut 5000 Zuschauern

Pferdesport und Pferdezucht gehören in Bargstedt zusammen. So wurde bei dem fünftägigen Turnier nicht nur geritten. Auch die Fohlen als Reiter-Hoffnungen für die Zukunft zeigten sich den mehr als 5000 Zuschauern, die jeweils an den beiden letzten Tagen den Hauptplatz säumten.

Das Siegerfohlen bei der Konkurrenz mit Dressurabstammung stellte Züchter Richard Jungclaus aus Drochtersen-Hüll aus. Die kleine Stute stammt von Barbarossa und Fürst Nymphenburg ab.

Das Siegerfohlen bei der Konkurrenz mit Dressurabstammung stellte Züchter Richard Jungclaus aus Drochtersen-Hüll aus. Die kleine Stute stammt von Barbarossa und Fürst Nymphenburg ab. Foto: Fehlbus

Neben dem großen Fohlenchampionat des Pferdezuchtvereins Stade-Altes Land begab sich der Reiternachwuchs auf Titeljagd. Die Kreismeisterschaften wurden im Rahmen des Turniers ausgetragen.

Kreismeisterin in der Dressur bei den Junioren und Jungen Reitern wurde Valerie Pein mit ihrem Pony Herbstgold. Die Starterin des RV Fredenbeck gewann vor Lenja Tara Buck mit Trophy vom RV Harsefeld und Katharina Wiebusch mit Santiana (RFV Bokel).

Valerie Pein Herbstgold RV Fredenbeck ist Kreismeisterin der Junioren Dressur

Valerie Pein Herbstgold RV Fredenbeck ist Kreismeisterin der Junioren Dressur Foto: Fehlbus

In der offenen Klasse wurde Franka Karl mit Herbstrose vom RV Horneburg Kreismeisterin. Silber ging an Malena Pätsch mit Arts Deltano (RFV Bokel), Bronze an Janna-Leonie Bay mit Gracia San (RFV Ladekop). Kreismeisterin der Springreiter wurde Anna-Lena Nickel mit Benno (RFV Engelschoff). Silber ging an Pia Louisa Klintworth mit Cin Wing und Bronze an Nele Antonia Bendt mit Finn (beide RV Harsefeld).

Kreismeisterin ist auch erfolgreiche Bullenreiterin

Den Junioren-Sieg im Springsattel sicherte sich Lene Sophia Müller mit Amigo vor Vereinskameradin Lena Brümmer mit Uccella (beide RV Harsefeld). Bronze gewann Leana Marquardt mit Chayla (RFV Bokel). Lene Sophia Müller hatte dabei am Vorabend schon ein ganz anderes Tier geritten: den Elektrobullen.

Eine Kreismeisterin auf dem Elektrobullen: Lene Sophia Müller hielt sich gut. Pia Sophie Meyer vom RV Harsefeld ging währenddessen auf Punktejagd im Parcours.

Eine Kreismeisterin auf dem Elektrobullen: Lene Sophia Müller hielt sich gut. Pia Sophie Meyer vom RV Harsefeld ging währenddessen auf Punktejagd im Parcours. Foto: Fehlbus

Die neue Kreismeisterin konnte hier im Team mit Pia Sophie Meyer zwar nicht gewinnen, aber das Publikum begeistern. Bei Flutlicht musste jeweils ein Springreiter Punkte im Parcours sammeln - nur so lange, wie das zweite Teammitglied sich auf dem Rodeobullen hielt. Den Sieg holten Philipp Brodhecker auf Cooper und Thalia Hönlein.

Und zum Schluss noch einmal DM-Bronze

Schaubilder, Dressurprüfungen der schweren Klasse und eine Tombola sorgten dafür, dass die Besucher - darunter viele Kinder mit Freikarten - immer erst spätabends den Turnierplatz verließen.

„Das ist Bargstedt. Toll, dass der RV Harsefeld mit dieser Veranstaltung jedes Jahr besonders auch den Kindern so viel Freude ermöglicht“, sagte Bargstedts Bürgermeister Ulrich Rathjens. Es war die 92. Auflage des Harsefelder Reit- und Springturniers, bei der ein erfolgreicher Springreiter des Vereins fehlte: René Dittmer gewann zeitgleich in Balve die Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften. Auch diese Durchsage am späten Nachmittag in Bargstedt sorgte für Applaus und Jubelrufe.

Rene Dittmer vom RV Harsefeld gewinnt Bronze bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiter in Balve.

Rene Dittmer vom RV Harsefeld gewinnt Bronze bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiter in Balve. Foto: Friso Gentsch/dpa

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