TFür Schausteller ist der Horneburger Herbstmarkt Pflicht

Gegen Mittag strömen die Besucher zum Horneburger Herbstmarkt. Foto: Felsch
Nur einen Tag lang hat der Herbstmarkt in Horneburg geöffnet. Die Schausteller kommen trotzdem gern. Obwohl das für sie viel Aufwand bedeutet.
Horneburg. „Das ist Tradition und wir sind den Horneburgern treu“, sagen die Schausteller Frank Luttkau, Roman Brühl, Kim Greger und David Bode vom Vorstand mit Überzeugung. „Es geht hier familiär zu, jeder kennt jeden und wir kommunizieren auf Augenhöhe. Horneburg ist für uns Pflichtprogramm“, erklärt Kim Greger, der Jüngste in der Runde.
„80 Prozent sind Stammbeschicker, 50 Prozent über 40 Jahre dabei“, ergänzt der Vorsitzende vom Schaustellerverband, David Bode, dessen Familienunternehmen 2024 für 80 Jahre Teilnahme beim Horneburger Herbstmarkt geehrt wurde.
„Myriam-Judith Kappelhoff, die Eventmanagerin, macht auch einen verdammt guten Job, wir sind immer wieder gern hier“, fügt Bode hinzu, der hin und wieder Anfragen von Kollegen erhält, die in Horneburg dabei sein wollen. Aber zuerst berücksichtigten sie die Stammleute; wenn dann noch Platz sei, könnten neue Schausteller nachrücken. Platz ist vorhanden, allerdings nur kleinere Lücken für Händler, die Gebrauchsartikel wie Haushaltswaren oder Mode anbieten.
Herbstmarkt ohne Pferdehandel
Dass der Pferdehandel nicht mehr dabei ist, sondern nur Ponyreiten, störe sie nicht. Das finden die Schausteller okay. Das gebe es noch in Leer, wo ab 6 Uhr Pferdehändler ihre Tiere anpreisen. In Diepholz sind es Hühner, die verkauft werden. Aber in Horneburg brauche das niemand, der Name sollte trotzdem bleiben - der Tradition wegen, finden sie.

Der Vorstand der Schausteller mit Christina Obst (rechts) und Lea Schertges genießt das schöne Herbstwetter. Foto: Felsch
Frank Luttkau kann sich noch vage an einige Viehhändler in Horneburg erinnern. Früher, als er als kleiner Junge mit seinen Eltern hier war. Heute schenkt der 68-Jährige Bier und andere Getränke aus. Das läuft schon am Vormittag recht gut. Gegen 12 Uhr füllen sich die Straßen, an denen links und rechts Stände, Händler und Fahrgeschäfte die Besucher einladen. Bis 24 Uhr. Dann muss wieder abgebaut werden. „Aber das geht schneller als der Aufbau“, sagt einer, der es wissen muss: Roman Brühl vom Nightdancer.

Roman Brühl kommt seit Jahren gern nach Horneburg. Foto: Felsch
Viel Aufwand für nur einen Tag
Eineinhalb Tage brauchen seine Leute, um das Karussell ordnungsgemäß aufzustellen. „Das dauert so lange, weil verschiedene Sicherheitsauflagen erfüllt werden müssen, worauf wir natürlich penibel achten - und dann wollen wir ja, dass es hübsch aussieht, also putzen, putzen“, erläutert der Experte das Prozedere.

Die Schausteller Frank Luttkau, Kim Greger, David Bode und Roman Brühl freuen sich auf den Tag in Horneburg. Foto: Felsch
Aber auch wenn der Aufwand nur für einen Tag ist, will er sich nicht beschweren. Selbst wenn es regnet, so wie im vergangenen Jahr, und weniger Besucher kommen. „Das ist dann eben so, das ist wie in einer Ehe - in guten wie in schlechten Tagen“, zieht der 63-Jährige den Vergleich.
Sechs Kinderfahrgeschäfte und drei Großfahrgeschäfte stehen in Horneburg
Nicht nur Schietwetter kann ihnen das Geschäft vermiesen. Da Mitarbeiter für diese Branche nur schwer zu finden sind, stemmen Familienmitglieder das Ganze. „Gut, dass der Herbstmarkt diesmal in den Ferien liegt, dann kann meine Schwester mithelfen, die kleine schulpflichtige Kinder hat. In der Schulzeit ist es für sie schwierig, gleich morgens mit anzupacken“, weiß David Bode.
„Bei uns sitzt mein 80-jähriger Vater an der Kasse, aber es macht ihm Spaß und gibt ihm das Gefühl, gebraucht zu werden“, sagt Kim Greger, der mit einem Kinderkarussell und einem großen Süßwarenstand vor Ort ist. Wobei der 37-Jährige gleich ein anderes Thema zur Sprache bringt, das nicht nur ihm unter den Nägeln brennt: Einige Süßigkeiten werden nicht mehr angeboten, weil sie dafür zu hohe Preise verlangen müssten, um die Kosten zu decken.
Beliebte Süßigkeit wird nicht mehr verkauft
Schaumküsse, deren Einkaufspreis bei 86 Cent pro Stück liegt und deren Mindestabnahme 2000 Stück beträgt, lohnen nicht mehr. „Da bleibt nichts mehr übrig für uns, deshalb haben wir das leider aus unserem Sortiment genommen“, bedauert Greger. Sobald ein Artikel beim Discounter auftauche, könnten sie nicht mehr mithalten.

Gebrannte Mandeln, Schokofrüchte und Lebkuchenherzen gehen immer. Foto: Felsch
Frischware wie gebrannte Mandeln oder Zuckerwatte und alles, was es nicht im Supermarkt gibt, gehört nach wie vor zu den Verkaufsschlagern. Obwohl der Zuckerpreis gestiegen ist, wurden die Preise nicht erhöht. „Das können wir noch auffangen und wir hoffen, dass das so bleibt“, meint Greger, der sich aber auch angesichts solcher Aussichten nicht die gute Laune verderben lässt. Dafür ist es auf dem Horneburger Herbstmarkt einfach zu schön.
