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Verkehr

TB495-Sanierung: Anwohner-Ärger auf inoffizieller Ausweichstrecke

Direkt am Hemmoor-Center führt die Schützenstraße vorbei. Sie hat sich zu einer zentralen innerörtlichen Verbindung zwischen der B 73 und der B 495 entwickelt. Insbesondere durch die seit Monaten geltenden Teilsperrungen der B 495 durch die Sanierungsarbeiten in vier Abschnitten wird die Schützenstraße häufiger als Ausweichstrecke benutzt. Archivfoto: Schröder

Direkt am Hemmoor-Center führt die Schützenstraße vorbei. Sie hat sich zu einer zentralen innerörtlichen Verbindung zwischen der B 73 und der B 495 entwickelt. Insbesondere durch die seit Monaten geltenden Teilsperrungen der B 495 durch die Sanierungsarbeiten in vier Abschnitten wird die Schützenstraße häufiger als Ausweichstrecke benutzt. Archivfoto: Schröder Foto: CNV

Not macht erfinderisch: Wenn die B495 in Hemmoor schon gesperrt ist, dann suchen sich die Autofahrer ihre eigenen Wege und Abkürzungen. Dazu zählt auch die Schützenstraße, die die B73 und B495 verbindet. Nicht nur darüber ärgern sich die Anwohner.

Von Egbert Schröder Dienstag, 05.03.2024, 09:05 Uhr

Hemmoor. Die Verkehrsbelastung hinterlässt ihre Spuren auf dem Asphalt. Ist eine Sanierung notwendig und werden die Anwohner durch Anliegerbeiträge dann zur Kasse gebeten?

Besuch bei einem Rentner-Ehepaar, das schon seit Jahrzehnten an der Schützenstraße wohnt. Ihren Namen möchten die beiden nicht in der Zeitung lesen, aber dem Redakteur ihre Geschichte erzählen. „Das war hier mal eine Straße, die vorwiegend nur die Anlieger genutzt haben“, erzählen sie. Doch das ist lange her. Anfang der 80er Jahre erfolgte dann die Verbreiterung des Straßenkörpers und die Anlage eines Gehweges mit Rinnstein und Oberflächenentwässerung.

Ehepaar zieht vor Gericht - mit Erfolg

Um das Projekt umsetzen zu können, verkauften einige Anwohner damals sogar noch ein Stück ihres eigenen Grundstückes an die Kommune. Am Schluss wurde dann abgerechnet - und die Forderung hatte es in sich: Über 10.000 Mark sollte das Rentner-Ehepaar ursprünglich als Straßenausbaubeitrag zahlen, das die Berechnung nach einer ersten Durchsicht aber anzweifelte, sich an einer Bürgerinitiative und Unterschriftensammlung beteiligte, schließlich auch den Rechtsweg einschlug und das Verwaltungsgericht einschaltete. Mit Erfolg: Am Ende waren es noch 3400 Mark, die an die Samtgemeinde überwiesen werden mussten.

Erst als die Kritik an der Beitragsbemessung immer größer geworden sei, habe die Kommune - Monate nach der Zahlungsaufforderung - eine „Bürgerversammlung“ zu dem damals bereits abgeschlossenen Ausbau der Zentrumstraße einberufen: „Vorher hatte man uns kaum informiert.“ So sei es jetzt auch bei der im September vergangenen Jahres gestarteten Sanierung der B495 im Hemmoorer Ortskern gewesen, was zu (offiziellen) Umleitungen und einer deutlich gestiegenen Verkehrsdichte in der Schützenstraße als (inoffizielle) Ausweichstrecke geführt habe: „Man hätte uns doch mal darauf hinweisen können, was uns wahrscheinlich bevorsteht.“

Straßenschäden durch die sanierungsbedingte Verkehrszunahme?

Die inzwischen 40 Jahre alte Fahrbahn weise ohnehin schon Schäden auf; durch die sanierungsbedingte Verkehrszunahme sei die Situation bestimmt nicht besser geworden: „Werden wir als Anlieger jetzt wieder zur Kasse gebeten, falls die Stadt sanieren will? Und das, obwohl wir doch gar nichts für die Schäden können?“, fürchten sich die Senioren. Verwaltungschef Jan Tiedemann gibt Entwarnung: „Natürlich existieren auch in dieser Straße Schäden, aber eine umfassende Sanierung verbunden mit einer Zahlung von Anliegerbeiträgen müssen die Anwohner an der Schützenstraße nicht befürchten. Es wird nur punktuelle und nicht beitragspflichtige Maßnahmen geben.“

Da gibt es andere Prioritäten. Für Tiedemann steht ganz klar die Elsa-Brändström-Straße an erster Stelle. Wie berichtet, besteht auf der dortigen Schlaglochpiste in voller Länge (2,6 Kilometer) eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. Die Verwaltung hat zudem acht weitere Straßen in einer vorläufigen Prioritätenliste erfasst, auf der aber nicht die Schützenstraße auftaucht. Aufatmen bei den Rentnern, als sie dies von unserer Redaktion erfuhren: „Eine gute Nachricht.“ Noch einmal einen vier- oder fünfstelligen Ausbaubeitrag aufbringen? „Das wäre doch nicht gerecht.“

Dass sich an der Schützenstraße Unmut regt, dass die Stadt nicht über die mögliche zusätzliche Verkehrsbelastung durch die Sperrung der B495 informiert habe, kann Tiedemann allerdings nicht verstehen: „Darüber wurde in der Presse ausführlich berichtet - und das über jeden einzelnen Bauabschnitt.“ Zudem existiere vor Ort an der Baustelle zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit, sich in einer „Sprechstunde“ zu informieren.

„Verkehrsberuhigung“ durch Sperrung

Übrigens: Zurzeit herrscht vorübergehend eine Art „Verkehrsberuhigung“ in der Schützenstraße, denn die Kreuzung zur B495 ist während der Arbeiten im dortigen dritten Bauabschnitt gesperrt. Doch die Blechkarawane zieht weiter - quer durch die Stadt auf anderen Ausweichstrecken. Spätestens, wenn der Kreuzungsbereich B495 / Schützenstraße wieder freigegeben ist, können sich die Anwohner der Schützenstraße wieder auf deutlich mehr Fahrzeuglärm und -verkehr einstellen. Aber sie kennen es ja nicht anders.

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