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Gericht

T„Ganz schlechter Film“: Kollege soll 29-Jährige stundenlang misshandelt haben

Ein 61 Jahre alter Mann aus Hepstedt steht in Verden vor Gericht. Er soll eine Arbeitskollegin in eine Falle gelockt haben.

Ein 61 Jahre alter Mann aus Hepstedt steht in Verden vor Gericht. Er soll eine Arbeitskollegin in eine Falle gelockt haben. Foto: Sina Schuldt

Um seine „sexuell sadistischen Fantasien“ auszuleben, soll ein 61 Jahre alter Angeklagter aus Hepstedt eine junge Arbeitskollegin in eine Falle gelockt haben. Auch die Ehefrau erhebt schwere Vorwürfe.

Von Wiebke Bruns Mittwoch, 21.08.2024, 07:12 Uhr

Hepstedt. Laut Anklage überwältige, fesselte und verletzte er die Bremerin. Zu einem Missbrauch oder einer Vergewaltigung kam es laut dem Opfer jedoch nicht. Am Montag ist am Landgericht Verden der Prozess gegen den Mann gestartet.

Der Angeklagte habe ihr geschrieben, dass er bei dem Lager ihres Arbeitgebers sei und sein Auto nicht mehr anspringe. Vor Ort habe sie gemerkt, „dass er komisch drauf ist“, schilderte sie Montag als Zeugin. Dann habe er ihr von hinten eine Mütze über den Kopf gezogen und sie zu Boden gedrückt. „Da habe ich realisiert, dass ein ganz schlechter Film anfängt.“

Gefesselt und in einen Raum geschleppt

Erst habe er sich zirka eine Stunde auf ihre Hände gesetzt, sie später gefesselt und zu einem Raum geschleppt, wo er sich einen Schlafplatz eingerichtet hatte. Gleitgel habe sie vor Ort gesehen. Beruhigend habe sie versucht, auf ihn einzuwirken und gehofft, „dass sich jemand Sorgen um mich macht und nach mir sucht“.

Tatsächlich hatte ein anderer Kollege ihre Schwester im Laufe des Abends kontaktiert und diese konnte auf ihrem Handy den Handystandort der 29-Jährigen sehen. Nach rund fünf Stunden sei die Polizei eingetroffen. Mit einem Brecheisen öffneten die Beamten die Hallentür. Erst hätten sie Hilferufe vernommen. „Dann kam uns das Opfer entgegen“, schilderte ein 27 Jahre alter Polizist.

„Sie hat gesagt: Hilfe, er will sich umbringen.“ Dann habe er den Mann dort liegen sehen. „Als er mich erblickt hat, hat er ein Cuttermesser gezogen und mehrfach seitlich in den Hals geschnitten.“ Mit dem Messer sei der Mann dann auf ihn zugekommen. „Ich habe die Waffe gezogen.“ Schließlich habe der Angeklagte das Messer weggeworfen. Während des Abdrückens der Wunden hätten sie ihn strafrechtlich belehrt.

Der 61-Jährige räumte die Tat am Montag ein und sagte dabei etwas nebulös: „Im letzten Fall mit meiner Frau war das so ähnlich.“ Nachdem er wieder freigekommen war, sei „nichts besser geworden“.

Ehefrau erhebt schwere Vorwürfe

Die Ehefrau erhob später in ihrer Aussage schwere Vorwürfe. „Mein Mann wollte mich umbringen. Ich sollte einfach ersticken und keine Blessuren haben.“ Eines Morgens habe er sich in dem gemeinsamen Haus auf sie gelegt und sie umschlungen. Sie habe nach ihrem Asthma-Spray verlangt. „Es ist gleich vorbei“, habe er nur gesagt.

Dann habe er versucht, ihr eine Tablette in den Mund zu schieben.

Damit er im Fall ihres Todes nicht sagen könne, das Asthma sei die Ursache, habe sie dann versucht ihn zu verletzen. Aus der Situation habe sie sich befreien können, doch dann habe ihr Mann sie die Treppe heruntergeworfen und ihr Gesicht auf die Fliesen geschlagen.

Gleitgel und Fesselungsmaterialien auf dem Dachboden

Danach sei er auf der Flucht gewesen und nach seiner Festnahme hätten sie ihm „leider“ einen guten Anwalt besorgt. Sie berichtete von Tuben mit Gleitgel, Fesselungsmaterialen und Augenbinden in einer Tasche auf dem Dachboden. „Da war alles drin, womit man jemand sexuell misshandeln kann“, sagte die 59-Jährige. Davon habe die Polizei aber nie etwas erfahren.

Anzeige habe die Frau erstattet, aber später keine Angaben mehr gemacht, stellte der Vorsitzende Richter fest. Offenbar kam es zu keiner Verurteilung. Die Zeugin sprach allerdings von einer anderen Verurteilung und „einem alten Fall, wo es um ähnliche Dinge gegangen sei“, wie bei ihr und dem Opfer aus Bremen.

Nur über die Tat in Brinkum ist im aktuellen Prozess zu entscheiden. Allerdings hörte der Staatsanwalt bei der Aussage der Ehefrau sehr aufmerksam zu. Der Prozess wird fortgesetzt.

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