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Landkreis Stade

TGelbe Tonne: Umweltschädlicher als ihr Ruf – Entsorger warnen vor Umstellung

Kommt die Pflicht zur Gelben Tonne im Landkreis Stade?

Kommt die Pflicht zur Gelben Tonne im Landkreis Stade? Foto: dpa

Wer hat schon Lust auf Gelbe Säcke? Sie gehen schnell kaputt und sind für viele ein Ärgernis. Aus Sicht des dualen Systems gibt es aber viele Argumente, die für den Sack und gegen die Gelbe Tonne sprechen. Das sind sie.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 02.12.2023, 11:10 Uhr

Buxtehude. Ersetzt die Gelbe Tonne ab 2025 die Gelben Säcke im Landkreis Stade? Landrat Kai Seefried (CDU) schlägt das vor, der Kreistag entscheidet am Montag. Allerdings ist dies in der Politik umstritten. Es gibt Zweifel, ob die Gelbe Tonne tatsächlich besser für den Umweltschutz ist und die Forderung, die Entscheidung zu verschieben und erst die offenen Fragen zu klären. Der Kreistag trifft sich ab 9 Uhr im Kreishaus in Stade.

Das Unternehmen Bellandvision, Ausschreibungsführer für den Landkreis Stade bei der Ausschreibung für das duale System, warnt sogar vor der Umstellung von Sack auf Tonne.

Keine Ausnahmen: Nur eine Gelbe Tonne pro Haushalt

Eine offene Frage ist zum Beispiel: Was passiert, wenn eine 240-Liter-Tonne bei einer vierwöchentlichen Abholung für einen großen Haushalt nicht ausreicht oder gar nicht voll wird? Im zweiten Fall wird dann alle vier Wochen eine fast leere Tonne an die Straße gestellt, im anderen Fall passt nicht der ganze Müll in die Tonne. Der Verpackungsmüll könnte im Restmüll landen, zu den Wertstoffhöfen gebracht werden oder schlimmstenfalls illegal entsorgt werden. Eine zweite Tonne oder die Umstellung auf die 14-tägliche Abfuhr wird es nicht geben, stellt Bellandvision klar.

„Eine 240-Liter-Tonne ist bei einer vierwöchentlichen Abfuhr für einen Haushalt ausreichend, dies bestätigt der bundesweite Standard beziehungsweise Erfahrungen in anderen Landkreisen“, antwortet Bellandvision auf eine TAGEBLATT-Anfrage. Die Möglichkeit, eine weitere Gelbe Tonne zu erhalten, bestehe daher grundsätzlich nicht. Eine Tonne mit einem Volumen von 1100 Liter wird bei größeren Wohnanlagen beziehungsweise Mehrfamilienhäusern mit mehr als 20 Personen bereitgestellt.

Doppelt so viel Dreck und falscher Müll in der Gelben Tonne

Verheerend ist die Bilanz der Gelben Tonne bei den Fehlwürfen. Die Entsorger haben die Erfahrung gemacht, dass kostenlose Gelbe Tonnen gern als Ersatz-Restmüll-Tonne genutzt werden. Der Anteil an Resten oder ungeeignetem Zusatzmaterial bei der Sammlung mittels Gelbem Sack im ländlichen Raum liege bei 8,8 Kilogramm pro Einwohner und Jahr, so Bellandvisison. Bei der Sammlung mittels Gelber Tonne liege dieser Anteil doppelt so hoch (17,3 Kilogramm).

Ein hoher Anteil an Fehlwürfen sei insbesondere in Gebieten zu beobachten, die im Bereich der Hausmüllentsorgung eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich Tonnengröße und Abfuhrrhythmus haben. Durch die Wahl eines geringeren Volumens und eines längeren Rhythmus beim Hausmüll könnten Gebühren gespart werden, so Bellandvision. Dieses „(Fehl-)Anreizsystem“ sei im Kreis Stade im Einsatz. Das Unternehmen bezieht sich auf aktuelle Daten.

Das recycelte Material in der Gelben Tonne verliert an Qualität

Um ein hochwertiges Recycling zu erzielen, müssten eingesammelte Wertstoffe möglichst rein vorliegen, damit „Downcycling“ - das ist Wiederaufbereitung von Materialien, wobei nicht die ursprüngliche Qualität erhalten bleibt - und hohe Sortierrestanteile vermieden werden. „Hierfür ist der Gelbe Sack das bessere Erfassungssystem, denn dieser ermöglicht durch seine Transparenz eine umfängliche Sicht- und Gewichtskontrolle und hierdurch die Identifizierung von Fehlwürfen“, so Bellandvision.

„Die Erfassung mittels Gelber Säcke ist unter Betrachtung von Umweltgesichtspunkten weiterhin das beste Mittel zur Sammlung von Leichtverpackungen“, sagt Bellandvision. So werde im Fall der Sammlung durch die Gelbe Tonne der Verbrauch an Gelben Säcken oder anderen Kunststoffsäcken nicht zurückgehen. Bei lebensnaher Betrachtung werde der durchschnittliche Verbrauch von Kunststoffsäcken im Zusammenhang mit der Entsorgung von Leichtverpackungen eher nicht abnehmen, da die meisten Haushalte den anfallenden Müll zunächst in einem Kunststoffsack sammeln und anschließend in den Tonnen entsorgen.

Die klimaneutrale Umstellung auf die Tonne ist ein Irrglaube

Ein weiterer Aspekt, der gegen die Einführung der Tonnensammlung spricht, ist die höhere Emissionsbelastung. Das Sammeln von Gelben Tonnen erfolgt per Schüttung. Das ist zeitintensiver. Aufgrund des längeren Fahrzeugeinsatzes ist der Effekt der Verringerung von Umweltbelastungen mit den verursachten Fahrzeugemissionen nicht erreicht. Es sei ein Irrglaube, dass die Umstellung vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne „klimaneutral“ erfolge – das Gegenteil sei der Fall.

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