TGelbe Tonne soll Gelbe Säcke ablösen: Offene Fragen und Streit in der Politik

Müllsäcke mit Plastikmüll können schnell aufreißen. Auch deshalb soll die Tonne sie ersetzen. Foto: Archiv
Landrat Kai Seefried will die Gelben Säcke durch die Gelbe Tonne ersetzen. Trotz Widerständen in der Politik konnte das Vorhaben die erste Hürde nehmen. Doch es gibt Fragen, die noch nicht beantwortet sind.
Buxtehude. Es wäre eine der größten Umstellungsaktionen bei der Müllabfuhr im Landkreis Stade. Am 1. Januar 2025 soll die Gelbe Tonne die Gelben Säcke ersetzen. Das hat die Stader Kreisverwaltung vorgeschlagen. Anfang 2025 startet der nächste Sieger der Ausschreibung für die Abholung des Verpackungsmülls in den neuen dreijährigen Rhythmus.
Die Gelben Säcke sind oft in der Kritik, weil sie sehr leicht kaputtgehen, wenn sie an der Straße auf die Abholung warten. Der Inhalt der Säcke verteilt sich dann bei stürmischem Wetter in der Natur. Die Säcke sind ständig wiederkehrender, zusätzlicher Müll, Tonnen haben eine lange Lebensdauer.
Im Kreisausschuss gibt es Widerstand
Mit der Vergabe der Sammelleistungen beauftragen die dualen Systeme ein einzelnes Unternehmen, das wiederum im Sammelgebiet ein Ausschreibungsverfahren durchführt. Die Leistungen werden für drei Jahre ausgeschrieben. 2024 müssen die Systembetreiber die Leistungen im Stader Kreisgebiet für die Sammlung der Leichtverpackungen für den Zeitraum 2025 bis 2027 neu vergeben. Deshalb braucht es eine Entscheidung noch in diesem Jahr. Andernfalls wäre der nächste Zeitpunkt erst Anfang 2028.
Im Kreisausschuss gab es in Vorbereitung auf die Kreistagssitzung am Montag eine Mehrheit für die Initiative der Verwaltung. Es gab aber nach TAGEBLATT-Informationen eine kontroverse Diskussion und mehrere Gegenstimmen. Die Gegner der Tonne wollen die Einführung verschieben. Deshalb könnten Debatte und Abstimmung interessant werden.
Kreis darf Art und Größe der Mülltonne bestimmen
Der Kreis hat mit dem dualen System eigentlich nur am Rande zu tun. Die Sammlung des Verpackungsmülls ist auf die Müll-Strukturen des öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers abzustimmen - und an dieser Stelle kommt die Stader Kreisverwaltung ins Spiel. Diese ist für den Rest- und Biomüll sowie für den Sperrmüll verantwortlich. Der Landkreis Stade kann festlegen, wie die Sammlung durchgeführt werden soll. Dabei geht es zum Beispiel um das Abholungssystem, die Art und Größe der Mülltonnen sowie die Häufigkeit und den Zeitraum der Behälterleerungen.
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Für die Sammlung der jährlich 6400 Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Verbundstoffen und Metallen werden derzeit im gesamten Kreisgebiet Gelbe Säcke angeboten. In den Altstädten der beiden Hansestädte Buxtehude und Stade erfolgt die Abfuhr 14-täglich, im übrigen Kreisgebiet vierwöchentlich. Als kostenpflichtiges Service- und Zusatzangebot bietet das Recycling Zentrum Stade der Firma Meyer aus Wischhafen zudem sogenannte Servicetonnen an. In denen können die Gelben Säcke samt Inhalt gelagert werden.
In die neuen Gelben Tonnen dürfen keine Müllsäcke
Das hat aber nichts mit der richtigen Gelben Tonne zu tun. Dort wird der Verpackungsmüll ohne Müllsack direkt entsorgt. Gefüllte Müllbeutel dürfen dann nicht in der Gelben Tonne entsorgt werden. Bei der Nutzung von Säcken wird das Füllvolumen der Tonnen deutlich reduziert. Leichtverpackungen sollen deshalb lose in die Tonne geworfen werden.
Es gibt Gegenargumente und offene Fragen, die einen Teil der Kreispolitik die Umstellung skeptisch betrachten lassen. Größtes Problem sind die sogenannten Fehlwürfe. Da eine geschlossene Tonne schwerer zu kontrollieren ist als ein fast durchsichtiger Sack, wird wohl in den Tonnen Müll entsorgt, der dort nicht reingehört. Das zeigen die Erfahrungen aus anderen Gebieten, die die Gelbe Tonne haben.
Muss eine zweite Gelbe Tonne bezahlt werden?
Unklar ist aber auch, was passiert, wenn Haushalte mehr als eine 240-Liter-Tonne Verpackungsmüll im Monat haben. Bekommen diese eine zweite Tonne und müssen sie diese bezahlen? Eigentlich sind die Kosten für das duale System in den Produkten beim Kauf eingerechnet und die Abholung kostenlos.
Eine weitere Frage: Wer bewusst keinen Verpackungsmüll produziert, hat trotzdem die Tonne vor der Tür, obwohl ein oder zwei Säcken reichen würden. Ist eine Gelbe Tonne also hier ökonomisch und ökologisch sinnvoll? Strittig war in der Vergangenheit auch, wo der Müll abgeholt wird. Das faktische Rückwärtsfahrverbot für Müllfahrzeuge hat dazu geführt, dass enge Straßen im Kreis mit den kleinen Bonsai-Fahrzeugen der Firma Meyer angefahren werden. Wo das nicht geht, müssen die Tonnen von den Anwohnern zu Sammelpunkten gebracht werden. Der Streit um dieses Thema hat Jahre gedauert.