TGeld aus Energieprojekten: So will Drochtersen seine miese Finanzlage verbessern
Um die Finanzen der Gemeinde Drochtersen steht es nicht gut. Daher sind Verwaltung und Politik stets auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten. Jetzt geht es um eine mögliche Einnahmequelle.
Drochtersen. „Energie Drochtersen GmbH“ - das ist der vorläufige Arbeitstitel, den Politik und Gemeindeverwaltung für die kommunale Firma ins Auge gefasst haben. Der Name lässt erahnen, worum es geht: Die kommunale Gesellschaft soll im Bereich der erneuerbaren Energien, nämlich Photovoltaik und Windkraft, mitmischen - und das perspektivisch mit Gewinn.
25.000 Euro Startkapital für kommunale GmbH
Der Finanzausschuss hat einen Grundsatzbeschluss zur Gründung einer kommunalen Gesellschaft mit beschränkter Haftung einhellig befürwortet, endgültig entscheidet der Rat am 26. November. Die Gemeinde wäre alleiniger Gesellschafter, das Startkapital der GmbH in Höhe von 25.000 Euro soll aus dem Haushalt 2026 kommen.
Hintergrund für das Vorhaben sind die sich jährlich verschlechternden Finanzen der Gemeinde. Bereits vor mehreren Jahren hat sich im Gemeinderat unter Führung von Bürgermeister Mike Eckhoff ein interfraktioneller Arbeitskreis Finanzen etabliert. Der sucht Lösungsansätze, mithin Einsparpotenziale und Einnahmequellen.
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Das Windenergie- und Photovoltaikanlagengesetz von 2024 sieht eine Beteiligung von Kommunen und Bevölkerung an neuen Windenergie- und Photovoltaikanlagen vor, damit auch Bürger und Kommunen vom Einsatz regenerativer Energien profitieren. Eine Möglichkeit ist dabei eine 20-prozentige Beteiligung von Einwohnern oder Gemeinden.
Der Drochterser Arbeitskreis informierte sich darüber intensiv, auch Beratungsinstitute und die Kommunalaufsicht wurden hinzugezogen. Der Arbeitskreis hielt die Gründung einer kommunalen GmbH für sinnvoll, die GmbH-Gründung war von der SPD-Fraktion beantragt worden.
PV-Anlagen auf Kitas und Schulen sollen in die GmbH
Erst einmal soll die Bewirtschaftung der Photovoltaikanlagen auf kommunalen Einrichtungen unter das Dach der GmbH geholt werden, so die Idee. Das wären aktuell PV-Anlagen auf dem neuen Feuerwehrgerätehaus, auf der Elbmarschenschule, auf der Mehrzweckhalle Drochtersen und auf der Elbschiff-Kita Assel. Beim Kindergarten Hüll wird gerade eine PV-Anlage installiert. Bis zum kommenden Frühjahr sollen auch die Kindergärten Dornbusch und Assel (alt) damit bestückt werden.
Diese Dach-PV-Anlagen werfen allerdings keine großen Gewinne ab. „Da ist nicht signifikant Geld zu verdienen“, sagt Kämmerer Marcus Pritsch. Bloß bei der Elbschiff-Kita kämen jährlich etwa 10.000 Euro zusammen. Das liege daran, das für das ehemalige Kreissparkassengebäude noch ein alter Einspeisevertrag laufe, erläutert Pritsch. Ansonsten gehe es bei den Dach-PV-Anlagen eher darum, die eigenen Energieverbräuche regenerativ zu erzeugen.
Hoffnungen ruhen auf Beteiligung an Windkraft
Im Gemeindegebiet sind allerdings neue, große und teure Windkraftanlagen, vor allem im Zuge des Repowerings, geplant. Eine kommunale GmbH könnte sich mit 20 Prozent an den neuen Anlagen beteiligen und später von den Gewinnen profitieren. Der Bau solcher Anlagen kostet Millionen. Wer beteiligt ist, muss auch bezahlen.
Solche Summen könne die Gemeinde wegen der unternehmerischen Risiken nicht aus dem kommunalen Kernhaushalt aufbringen, erläutert Mike Eckhoff. „Da würden wir eine Summe von beispielsweise zwei Millionen Euro auch gar nicht als Kreditermächtigung genehmigt bekommen“, so der Bürgermeister. Die kommunale GmbH könnte es und müsste dafür Kredite aufnehmen.
Hallenbad-Defizit mit GmbH-Überschuss ausgleichen
Das langfristige Ziel: Mit Überschüssen aus der Energie Drochtersen GmbH Defizite auszugleichen, so die Idee. Beispielsweise beim permanent defizitär betriebenen Hallenbad, das hierzu auch unter das Dach der GmbH schlüpfen könnte.

Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden - wie hier auf dem Dach der Elbschiff-Kita in Assel - könnten künftig unter dem Dach einer kommunalen Energie Drochtersen GmbH laufen. Foto: Knappe
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