TGeschenke-Tour in Stade: Unterwegs mit den Helfern des Weihnachtsmanns

Mit Zipfelmützen und Rentiergeweih: Die Helfer des Weihnachtsmanns schwärmen gleich aus. Foto: Richter
Bei der Aktion „Ein Stück Weihnachten für jedes Kind“ fahren fleißige Helfer mit Geschenken von Tür zu Tür. In diesem Jahr haben sie 250 Pakete ausgeliefert - und Rührendes erlebt.
Stade. Fröhliches Lachen und strahlende Kinderaugen: Als Helferin des Weihnachtsmanns unterwegs zu sein, macht Freude. Aber es ist nicht immer einfach, sagt Alexa Afschartabbar. Sie hält ein Paket in den Armen, das anhand seiner Form leicht zu identifizieren ist: ein Kinderfahrrad. Hinter der Tür, wo sie den Empfänger vermutet, sind aufgeregte Kinderstimmen zu hören. Doch trotz mehrfachen Klingelns bleibt sie geschlossen.
„Wir sind Weihnachtsboten und bringen Geschenke!“ Darauf kommt endlich eine Antwort: „Mama ist beim Einkaufen, wir dürfen niemanden reinlassen.“ Alexa antwortet gelassen: „Kein Problem, wir kommen später wieder.“ Sie weiß inzwischen, dass sie auf diesen Touren mit allem rechnen muss.

Was wohl in diesem Paket steckt, das Alexa Afschartabbar gleich ausliefert? Foto: Richter
Ihr Mann, der bekannte Stader Gastronom Amir Afschartabbar, hat die Aktion „Ein Stück Weihnachten für jedes Kind“ 2014 ins Leben gerufen. Damals hatte er 44 Wunschzettel - und fand nicht auf Anhieb für alle Kinder Geschenke-Paten. Heute ist das kein Problem mehr. Viele kommen in der Adventszeit auf ihn zu und fragen nach einem der Zettel, mit dem sie einem Kind, dessen Familie wenig Geld hat, einen Weihnachtswunsch erfüllen können.
Die Kinder findet Alexa bei der Stader Tafel. Anfangs kam sie nur wegen der Weihnachtsaktion dorthin. Doch es gefiel ihr so gut, dass sie blieb und inzwischen immer freitags, an ihrem freien Tag, ehrenamtlich in der Ausgabe arbeitet. Familien, die Tafel-Kunden sind, bekommen in der Vorweihnachtszeit für jedes Kind einen Wunschzettel.

Packt mit an: Ute Lepp von den Lions. Foto: Richter
In diesem Jahr waren es 250. Weil die Aktion inzwischen so bekannt ist? „Ja. Aber es gibt auch mehr Bedarf. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander“, sagt Amir Afschartabbar. In den Anfangsjahren stand vor allem Spielzeug auf den Wunschzetteln. Heute seien es immer öfter Dinge des täglichen Bedarfs wie Schuhe, Winterstiefel oder eine warme Jacke.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander
Oft gibt es auch Wünsche, die niemand erfüllen kann. „Mehrere Kinder haben in diesem Jahr geschrieben: Ich wünsche mir, dass mein Papa zu uns kommt. Oder: Ich wünsche mir, dass der Krieg bald vorbei ist“, berichtet Alexa Afschartabbar. Ein Mädchen hat auf ihren Wunschzettel geschrieben: „Ich wünsche mir, dass ich den Weihnachtsmann von meinem Haus aus sehen kann.“
Weihnachtsmann-Helfer mit Rentiergeweih und Wichtelmützen
Das wird wohl nichts. Aber viele Kinder werden in diesem Jahr seine Helfer zu Gesicht bekommen: Manche sehen ganz gewöhnlich aus, andere tragen Rentiergeweihe oder rote Zipfelmützen. Zehn Teams sind am 23. und 24. Dezember unterwegs, um die 250 Geschenke rechtzeitig zu ihren Empfängern zu bringen. Auffallend viele gehören in diesem Jahr zum Lions Club Aurora von Königsmarck, wo auch Amir Afschartabbar Mitglied ist.
„Es ist schön, bei dieser Aktion ganz aktiv etwas tun zu können“, sagt Lions-Präsidentin Sabine Elfring, die einen Karton und eine rot-grüne Weihnachtswichtel-Mütze trägt und mit mehreren Clubmitgliedern im Wohnzimmer der Afschartabbars herumwuselt.
Elbe Klinikum Stade
T Der Weihnachtsmann zu Besuch auf der Stader Kinderstation
Geschenke im Knast
Weihnachtstüten für Gefangene in Bremen
Die Geschenke, die vorher in der Tourist-Info am Hafen abgegeben wurden, hat Alexa in große Kartons sortiert, auf denen Adress-Aufschriften mit den Namen verschiedener Stader Stadtviertel kleben. Auch Agathenburg und Hollern-Twielenfleth sind dabei.
„Bei diesen Touren bekommen wir viel mit“, sagt die Stader Ratsfrau Elena Brückner, die schon zum dritten Mal dabei ist. Manchmal, sagt sie, sei man erstaunt, wie viele Kinder in einer kleinen Wohnung leben. Manchmal sei die Not auch nicht auf den ersten Blick sichtbar: „Wenn man an einem Einfamilienhaus klopfen soll, wundert man sich erst. Aber dann stehen der Frau bei der Geschenkeübergabe plötzlich die Tränen in den Augen.“
Die Helferin bekommt ein selbst gebasteltes Geschenk
Als alle großen Kartons verteilt sind, schwärmen die Helfer in Zweier-Grüppchen aus. Für Alexa geht es nach dem ersten Versuch an der Thuner Straße nach Ottenbeck. Zwei Wunschzettel und die dazugehörigen Geschenke sind für Kinder in der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Jugendamt bestimmt. Die beiden Kinder sind gerade nicht da, aber die Mama nimmt sie freudig entgegen.
Weil Alexa Afschartabbar weiß, dass hier viele Kinder wohnen, hat sie noch ein paar kleine Geschenke gepackt. Sie legt sie unter den Weihnachtsbaum im Eingang und sagt zwei Bewohnern, für wen sie sind. „Danke. Alles Gute“, rufen die beiden mit ukrainischem Akzent.
Die gute Nachricht
T Große Hilfsbereitschaft in Stade: Jedes Kind hat einen Wunscherfüller
Weihnachtsaktion
Weihnachtsaktion im Alten Land sorgt für strahlende Kinderaugen
Im nächsten Haus sind es drei Kinder, die in einer Wohnung im ersten Stock etwas schüchtern ihre Geschenke entgegennehmen. Sie haben aber etwas vorbereitet, sagt die Mama und überreicht eine entzückende Bastelarbeit: einen Weihnachtsbaum aus Buntpapier mit echten, rot glänzenden Kugeln.
Auch bei der nächsten Station, wieder in einer Flüchtlingsunterkunft, kann Alexa nicht gehen, ohne etwas mitzunehmen: Die Mutter von zwei Mädchen aus der Ukraine, die kaum größer sind als die Pakete, die sie bekommen, hat eine Schachtel Pralinen als Dankeschön parat und besteht darauf, dass sie angenommen werden.
Dann fährt sie wieder in die Thuner Straße. Diesmal geht die Tür auf. Dahinter stehen vier kleine Mädchen und ihre Mutter. Zwei Mädchen nehmen je ein Kinderfahrrad, die beiden anderen je ein Paket entgegen. Sie kichern und strahlen. Der Mutter, die eben noch ganz flott mit „Hallöchen“ gegrüßt hat, hat es offenbar die Sprache verschlagen. Dann spricht sie doch: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke!“

Für die vielen Kinder in der Flüchtlingsunterkunft hat Alexa Afschartabbar Päckchen unter den Weihnachtsbaum gelegt. Foto: Richter