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TGewalt an Oberschule: Weitere Mutter meldet sich – Tochter in Notaufnahme

Die gewalttätigen Vorfälle an der Oberschule Bederkesa ziehen Kreise.

Die gewalttätigen Vorfälle an der Oberschule Bederkesa ziehen Kreise. Foto: Hildenbrand/dpa

Die Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen an der Oberschule Bederkesa (Landkreis Cuxhaven) reißen nicht ab. Nun schildert eine Mutter, wie eine Situation in der 8. Klasse ihrer Tochter eskalierte und was folgte.

Von Andreas Schoener Montag, 12.02.2024, 12:45 Uhr

Bad Bederkesa. Angelique und Rudi Brunke aus Drangstedt hatten im Kreis Cuxhaven den Stein ins Rollen gebracht, indem sie sich an die „Nordsee-Zeitung“ wandten. Die Eltern berichteten aufgewühlt davon, dass ihre Söhne Jermaine und Gerome wiederholt von Mitschülern an der Oberschule Bederkesa angepöbelt, angegriffen und verprügelt worden seien. Auch das TAGEBLATT berichtete.

Von den jüngsten Attacken Mitte Januar habe der 13-jährige Jermaine unter anderem ein blaues Auge zurückbehalten. Zudem hätten die Kinder psychische Schäden davongetragen, die therapeutisch behandelt werden müssten, sagen die Eltern. Sie haben deshalb für sich entschieden, von Drangstedt nach Langen zu ziehen, damit ihre Söhne eine andere Schule besuchen können. Die Schulleitung verweist an die Landesschulbehörde.

„Nicht mit der notwendigen Konsequenz verfolgt“

Nach Familie Brunke hat sich jetzt eine weitere Mutter aus Bad Bederkesa gemeldet. Sie will namentlich nicht genannt werden, ihr geht es jedoch darum, „dass dieses Thema an die Öffentlichkeit kommt, damit sich mal jemand darum kümmert“. Sie habe den Eindruck, dass Mobbing und gewalttätige Auseinandersetzungen, denen auch ihre Tochter zum Opfer gefallen sei, an der Oberschule nicht mit der notwendigen Konsequenz verfolgt werden würden.

„Meine Tochter wurde von Anfang an in der Klasse gemobbt“, sagt die Frau und spricht von verbalen Verunglimpfungen, die auch im WhatsApp-Klassenchat regelmäßig ihren Niederschlag gefunden hätten. „Meine Tochter hat extrem darunter gelitten“, erzählt die Mutter. Sie sei bei derlei Vorfällen immer sofort zur Schulleitung gegangen, besorgt und mitunter auch aufbrausend. „So kann das nicht weitergehen“, war ein Satz, den die verantwortlichen Lehrkräfte immer wieder von ihr zu hören bekommen hätten. Hinweise, wonach sich ihr Kind ein dickeres Fell hätte zulegen müssen, „waren nicht sonderlich hilfreich“.

Tochter erlebt „Eskalation in der 8. Klasse“

Als ihre Tochter in die 8. KIasse gekommen sei, wäre es zu einer Eskalation gekommen. „Ein Mitschüler hat meiner Tochter einen Stock direkt und ohne Grund ins Gesicht geschlagen“, sagt die Frau, noch hörbar aufgewühlt ob dieses Vorfalls. „Wir sind sofort zur Notaufnahme ins Krankenhaus gefahren, damit sich jemand um die riesige Platzwunde am rechten Auge meiner Tochter kümmert.“ Der behandelnde Arzt hätte ihnen dann gesagt, dass das Mädchen noch Glück im Unglück gehabt habe. „Ein Zentimeter weiter und sie hätte ihr Auge verloren“, erzählt die Mutter, immer noch zutiefst verärgert.

Die Schule an der Mühle in Bad Bederkesa: Hier sollen sich die gewalttätigen Angriffe ereignet haben.

Die Schule an der Mühle in Bad Bederkesa: Hier sollen sich die gewalttätigen Angriffe ereignet haben. Foto: Schoener

Die Frau aus Bad Bederkesa lobt in diesem Zusammenhang jedoch den Einsatz der Psychologin an der Oberschule. „Die hat uns damals sehr geholfen“, erzählt sie, „aber ich kann nicht verstehen, dass der Übeltäter nicht bestraft worden ist.“ Außerdem habe sie den Eindruck, dass während der Pausen auf dem Schulhof keine vernünftige Aufsicht stattfinde. „Solche Vorfälle können sich immer wiederholen“, befürchtet die Mutter.

Aufgrund des permanenten Mobbings sei ihre Tochter seinerzeit in eine Depression gefallen, aus der sie sich mit fachlicher Hilfe über die Jahre nur mühsam befreit habe. „Sollte sich diese Depression jetzt wieder einstellen, werden wir einen Rechtsanwalt einschalten.“

Landesamt: „In der geschilderten Form nicht bekannt“

Die Leitung der Oberschule Bederkesa wurde auch in diesem Fall um Aufklärung gebeten. Eine persönliche Stellungnahme gab es nicht. Stattdessen wurde an das Regionale Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg als vorgesetzte Schulbehörde verwiesen. Deren stellvertretende Pressesprecherin Mareike Wellmeier erklärte: „Der von Ihnen genannte Vorfall ist der Schulleiterin in der geschilderten Form nicht bekannt. Wir empfehlen der Familie daher dringend, sich zunächst an die Schulleitung zu wenden, damit der Vorfall aufgearbeitet werden kann.“

Auf den Vorwurf der Mutter, wonach während der Pausen keine vernünftige Aufsicht existiere, sagt Wellmeier: „Die Pausenaufsichten werden stets von mehreren Lehrkräften, die durch das Tragen von Warnwesten gut als solche zu erkennen sind, wahrgenommen. Dabei gibt es immer eine Lehrkraft, die an einer festen, den Schülerinnen und Schülern bekannten, Stelle steht, so dass diese jederzeit erreicht und angesprochen werden kann.“

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