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Bremerhaven

TGewalt im Fußball: Vereine reagieren auf Spielverbot – Forderung nach härteren Strafen

Es braucht nicht viel, damit ein Fußballspiel eskaliert. Der Bremer Fußball-Verband setzt jetzt ein Zeichen gegen die zunehmende Gewalt auf den Plätzen.

Es braucht nicht viel, damit ein Fußballspiel eskaliert. Der Bremer Fußball-Verband setzt jetzt ein Zeichen gegen die zunehmende Gewalt auf den Plätzen. Foto: Fischer/dpa

Aus den Bremerhavener Vereinen kommt Zustimmung für das Spielverbot, das der Bremer Fußball-Verband (BFV) für dieses Wochenende nach neuerlichen Gewalttaten verhängt hat. Auch der Ruf nach härteren Strafen für die Täter wird laut.

Von Volker Schmidt und Dietmar Rose Samstag, 09.03.2024, 13:57 Uhr

Bremen. Der Bremer Fußball-Verband (BFV) will ein Zeichen gegen Gewalt setzen und hat ein Spielverbot für dieses Wochenende (8. bis 10. März) verhängt.

Von der D-Jugend bis zur Bremen-Liga wurden 226 Spiele abgesetzt - eine in der Geschichte des BFV einmalige Entscheidung. „Wir bekommen viele Rückmeldungen. Viele Leute sagen uns, dass dieser Schritt überfällig war“, sagt BFV-Sprecher Oliver Baumgart.

C-Jugend des JFV Bremerhaven II war betroffen

Der BFV-Vorstand hatte am Donnerstagabend die Generalabsage beschlossen, nachdem es am vergangenen Wochenende gleich bei drei Spielen zu Gewalt und Diskriminierung gekommen sei. Betroffen waren laut Baumgart auch die C-Jugendlichen des JFV Bremerhaven II.

Beim Verbandsligaspiel beim TuS Komet Arsten waren drei Zuschauer auf das Spielfeld gelaufen, um einen JFV-Kicker zu attackieren - das konnten durch beherztes Eingreifen der Heimmannschaft verhindert werden. Bei einem Herrenspiel in Bremen kam es zu einer Rudelbildung, die in Schlägen endete. Ein Video davon kuriert in den sozialen Medien.

TSV Wulsdorf hat Übeltäter schnell ausgeschlossen

Für Lutz Stürcken, Fußball-Abteilungsleiter der TSV Wulsdorf, ist die Generalabsage die richtige Entscheidung. Der Landesligist hatte Ende Oktober 2023 für negative Schlagzeilen gesorgt, nachdem ein TSV-Akteur in der Halbzeitpause auf dem Weg in die Kabine den Schiedsrichter geschlagen hatte. „Wir sind froh, dass wir damals sofort konsequent gehandelt und Stellung bezogen haben“, betont Stürcken. Der Verein hatte sich aufs Schärfste gegen jegliche Art von Gewalt distanziert und den Spieler aus dem Verein ausgeschlossen.

Lutz Stürcken hat bei der TSV Wulsdorf konsequent gegen einen Übeltäter durchgegriffen.

Lutz Stürcken hat bei der TSV Wulsdorf konsequent gegen einen Übeltäter durchgegriffen. Foto: Schmidt

Mehr Vorlaufzeit wäre wünschenswert

Stürcken würde sich für die Zukunft wünschen, dass die Vereine mit einer 24-stündigen Vorlaufzeit informiert werden, bevor seitens des BFV eine Pressemitteilung rausgehe. Primär, um teure Buskosten von knapp 600 Euro nach Bremen zu vermeiden.

Einige Vereine fallen häufig auf

Dass die Gewaltbereitschaft wächst, berichtet auch Jugendtrainer Jörn Baumann, der mit den D1-Junioren der Leher TS in der Verbandsliga kickt. „Die Aggressionen nehmen zu.

Es gibt Vereine, die häufig auffallen. Es stimmt mich traurig, dass wir teilweise mit Angst Fußball spielen müssen“, betont Baumann. Der Coach fordert eine konsequente Aufarbeitung mit langen Sperren gegen Gewalttäter und Vereine, die nicht konsequent genug gegen Gewalt vorgehen.

Für Pinter ist die kollektive Absage nicht ideal

Auch Sasa Pinter, Trainer des Bremen-Ligisten Leher TS, fordert empfindliche Strafen für Gewalttäter. Vor allem für Vereine, die Spieler nach einer Sperre wieder aufnehmen, obwohl sie gewaltbereit waren. „Sportlich war die kurzfristige und kollektive Absage nicht ideal, da die Mehrheit friedlich in einem Boot sitzt und Fußball spielen will. Wem hilft es, wenn wir nicht gegen die SG Aumund/Vegesack kicken dürfen? Niemandem. Meine Jungs waren nicht begeistert“, findet Pinter aber auch kritische Worte zum Spielverbot des BFV.

United hat eine Woche länger Winterpause

Die Kreisliga-Kicker von Bremerhaven United hätten am Sonntag gerne gegen den FC Sparta Bremerhaven III gespielt. Schließlich wäre es ihre erste Begegnung nach der langen Winterpause gewesen. Dennoch begrüßt der Vereinsvorsitzende Mehmet Dogan die Entscheidung des BFV: „Ich finde es gut, weil es ein Zeichen ist, dass es so nicht weitergehen kann.“ Dogan spricht sich zudem für lebenslange Sperren von Gewalttätern aus: „Ich bin da konservativ.“

Präsident von Haacke hat Termin bei der Innenbehörde

Der Ruf nach härteren Strafen scheint erhört zu werden. Wie BFV-Sprecher Baumgart berichtet, wird BFV-Präsident Patrick von Haacke am nächsten Freitag bei der Bremer Innenbehörde vorstellig werden. Das Ziel des Juristen von Haacke sei es, die Sinne der Staatsanwaltschaft für eine Strafverfolgung von Gewalttaten auf dem Fußballplatz zu schärfen. „Wir hätten gerne eine höhere Priorität für solche Fälle“, sagt Baumgart.

Schiedsrichter Emen hat verbale Attacken erlebt

Leidtragende der Aggressionen auf den Plätzen sind oft die Unparteiischen. Schiedsrichter Hidir Emen (FC Sparta), der seit 2007 pfeift, erinnert sich nicht gerne an seine Anfänge zurück, als er in einem Bremen-Liga-Spiel gleich drei Spieler von einer Mannschaft vom Platz stellen musste. „Die Spieler haben mich verbal attackiert und nicht mehr aufgehört“, sagt Emen, der in der höchsten Bremer Amateurklasse im Einsatz ist.

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