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Fangprognose

TGibt es bald wieder Nordseekrabben zu Discounter-Preisen?

Wegen schlechter Fangmengen mussten Kunden für frische Nordseekrabben zuletzt tief in die Tasche greifen.

Wegen schlechter Fangmengen mussten Kunden für frische Nordseekrabben zuletzt tief in die Tasche greifen. Foto: Christian Hager/dpa

Die Preise für Nordseekrabben könnten bald fallen. Das schadet jedoch den ohnehin angeschlagenen Krabbenfischer. Was steckt hinter den Preisschwankungen?

Von Tim Larschow Sonntag, 22.09.2024, 16:55 Uhr

Die Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer hat ihren Sitz in Cuxhaven. Etwa 80 Fischereibetriebe sind unter ihrem Dach vereint. Die deutsche Krabbenkutterflotte ist in rund 20 Nordseehäfen zu Hause - zwischen Ditzum in Ostfriesland und Sylt. Pro Jahr landen die Familienbetriebe zwischen 7.000 und 15.000 Tonnen Nordseegarnelen („Krabben“) an. Die Erzeugergemeinschaft hat hieran einen Anteil von rund 60 Prozent. Sie transportiert die Fänge von den Häfen zu ihren Siebstellen nach Cuxhaven, Büsum und Neuharlingersiel. Dort werden die Krabben nach Größe sortiert und anschließend an Großhändler weitervermarktet.

Der Grund für die derzeit hohen Preise

Doch das Geschäft mit den Krabben ist nicht leicht, denn trotz jahrhundertealter Tradition weiß bis heute kein Fischer vor der Ausfahrt, wo sich die Krebstiere genau aufhalten, erklärt Schmidt. Niemand kann beziffern, wann wie viele Krabben geboren werden und wann ihr größter natürlicher Feind, der Wittling, das nächste Mal zuschlägt.

Als Grund für die derzeit hohen Preise nennt Kai-Arne Schmidt unter anderem die unterdurchschnittliche Fangsaison 2023 und die in der Folge geringen Lagerbestände. „Wir müssen jetzt abwarten. Die ersten Wochen der Saison waren aber schon deutlich erfolgreicher als im letzten Jahr.“ Die Tiere, die im März und April schlüpfen, sind die, die in der Herbstsaison jetzt im September und Oktober aus dem Wasser gezogen werden. Im Juni und Juli ist die „Biomasse“ ziemlich aufgebraucht - im Fachjargon nennt man das eine „Sommerdepression“ oder ein Sommerloch.

Die Krabbenkutter im Alten Fischereihafen sind ein echter Blickfang, doch in den vergangenen Jahren hatten die Fischer immer wieder mit geringen Fängen, Verboten und Krisen zu kämpfen.

Die Krabbenkutter im Alten Fischereihafen sind ein echter Blickfang, doch in den vergangenen Jahren hatten die Fischer immer wieder mit geringen Fängen, Verboten und Krisen zu kämpfen. Foto: Larschow

Was beobachtet werden konnte ist, dass die Fangmengen immer weiter gesunken sind. „2018 war der letzte Ausreißer nach oben. In sechs Monaten ist damals die Menge von eineinhalb Jahren gefischt worden“, erzählt Schmidt. Das führte zu Fangbeschränkungen und Preisverfall. Doch trotz der reduzierten Entnahme waren die Fangmengen im Herbst 2019 nicht gut. Von 2000 bis 2018 wurden in Deutschland im Schnitt 12.000 Tonnen im Jahr gefangen. Nach 2018 waren es 8000 Tonnen.

Fänge auf der Elbe und im Wurster Watt schlecht

Im Jahr 2017 sorgte der Wittling, der natürliche Fressfeind der Krabbe, für Probleme und wurde als eine Ursache für die geringen Fangmengen genannt - das Resultat 11,50 Euro für ein Krabbenbrötchen, ein Preis, der den Fischern trotz geringer Fangmengen damals die Existenz sicherte. „Die Fanmengen im Norden, auf der Elbe und im Wurster Watt sind schlecht wie noch nie. Im Frühjahr haben wir deutlich mehr gefangen. Vor Holland und auf der Ems sollen die Fangmengen gut sein, aber dahin braucht man mit einem kleinen Schiff nicht zu fahren“, erzählt der Cuxhavener Krabbenfischer Jens Tants. Der Wittling sei auch aktuell noch ein Problem. „Da, wo der Wittling ist, verschwindet die Krabbe“, weiß Tants.

Aktueller Stand ist: Sollten die Fangmengen so bleiben, sollen die Krabben auch wieder in jeden Discounter kommen. „Das Fazit muss aber am Ende der Saison gezogen werden“, so der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft. Es gilt jetzt, die Lager zu füllen. Bei einer erfolgreichen Saison wäre dann im kommenden Jahr mit deutlich niedrigeren Preisen zu rechnen. Doch den Fischern in Cuxhaven, Dorum und den anderen Häfen an der Nordsee hilft das nicht, sie warten weiter auf volle Netze.

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