TFrust bei Eltern und Kindern: Wenn der Schulbus mal wieder nicht fährt
Eltern und Kinder sind sauer: Schon drei Mal in diesem Schuljahr kam morgens der Schulbus nicht. Ohnehin machen die Fahrpläne den Großenwördenern Probleme. Foto: Klempow
In Großenwörden ist der Frust groß. Und er sitzt tief. Seit Jahren ist der Schulbusverkehr Richtung Himmelpforten ein Problem. Jetzt kommt zum Frust noch richtig Ärger.
Großenwörden. Etwa 15 Kinder stehen allein täglich an der Haltestelle in der Ortsmitte von Großenwörden. Gleich an zwei Tagen warteten sie in der letzten Woche vergeblich auf den Schulbus. „Das ist wirklich problematisch“, sagt Katrin Dreyer verärgert. Einige Eltern seien dann schon zur Arbeit gefahren und hätten kaum eine Chance zu reagieren.
Drei Mal fährt der Schulbus gar nicht
Zum dritten Mal allein in diesem Schuljahr ist der Bus gar nicht gefahren. Im letzten Schuljahr war das sieben Mal der Fall. Jedes Mal stehen die Kinder verunsichert an der Landesstraße. Eng ist es an der Haltestelle - und morgens rauscht der Verkehr derzeit durch den beschaulichen Ort, weil die Pendler den Stau an der Ostebrücke umfahren. Nur eine gelb-rote Tonne macht auf die Gefahrensituation mit den Kindern an der Haltestelle aufmerksam.
Situation ist „extrem chaotisch“
Längst sind die Eltern in einer WhatsApp-Gruppe organisiert, um Verspätungen und Komplett-Ausfälle für ihre Kinder abfedern zu können. Die Eltern empfinden nicht erst jetzt die Situation für die Buskinder als „extrem chaotisch“.
In Großenwörden fahren nur der Schulbus oder ein Anrufsammeltaxi. Ansonsten ist der Ort vom Öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten, was Bürgermeister Martin Doerksen ein Dorn im Auge ist - vor allem, weil sich daran auch auf lange Sicht nichts ändern wird. Zumindest nicht mit dem neuen Nahverkehrsplan des Landkreises, der zunächst bis 2028 wirksam ist.
„Der Bus kommt nicht, also nehme ich den nächsten - das funktioniert hier in Großenwörden eben nicht“, sagt Katrin Dreyer. Es gibt nämlich keinen nächsten Bus für die Grundschüler. Was die Eltern vor allem erzürnt, ist die mangelnde Kommunikation seitens des Busunternehmens KVG.
Eltern fordern Kommunikation
Das hat Constantin Schilling im Namen von 50 Eltern auch so in seiner Beschwerde an die KVG formuliert und fordert zeitnahe Informationen: „Eine transparente Kommunikation ist in solchen Situationen unerlässlich.“
Eine KVG-Sprecherin bittet auf Anfrage ausdrücklich um Entschuldigung bei Eltern und Schülern. „Die Ursachen für die Ausfälle am 21. und 22. Oktober lagen im Bereich der internen Koordination. Diese Probleme wurden von uns direkt analysiert und behoben“, heißt es offiziell vom Unternehmen. Dass die Probleme abgestellt seien, habe die KVG auch dem Landkreis Stade zugesichert, bestätigt der Landkreis-Sprecher.
Es sei schlicht vergessen worden, die Tour für den ersten Schultag nach den Herbstferien zu planen - das soll Eltern von der KVG mitgeteilt worden sein. Die KVG-Sprecherin rät Eltern und Schülern, die FahrPlaner-App zu verwenden, „die über aktuelle Abfahrtszeiten und eventuelle Änderungen informiert. Zudem arbeiten wir daran, die Darstellung in der hvv-App zu optimieren, damit Fahrpläne jederzeit korrekt abgerufen werden können.“
Die einen warten, die anderen sind oft zu spät
Wobei die Fahrpläne der Linie im Grundsatz schon ein Problem sind - und das seit Jahrzehnten. Im Gespräch machen die Eltern klar, dass sie die Probleme schon aus ihrer eigenen Schulzeit kennen. Vor zwei Jahren wandte sich auch Thorben Offermann an den Landkreis und machte auf die Missstände aufmerksam. Er stieß zwar auf schriftlich bekundetes Verständnis, getan hat sich seither - nichts.
- Beispiel 1: Der Bus für die derzeit 19 Großenwördener Grundschüler fährt in der Ortsmitte um 7:43 Uhr ab. Er soll um 7.57 Uhr an der Grundschule sein. „Ist er aber meistens nicht“, sagen die Buskinder. Oft ist er zu spät. Und vor allem für die Erstklässler sei das ein „ganz doofes Gefühl“, erst dann in den Klassenraum zu kommen, wenn alle anderen schon sitzen. Unterrichtsbeginn ist um 8 Uhr.
- Beispiel 2: An der Porta-Coeli-Schule beginnt schon um 7.30 Uhr der Unterricht. Aber noch viel früher sind die 18 Großenwördener Kinder und Jugendlichen in der Schule. Ihr Bus fährt um 6.47 Uhr in der Ortsmitte los und ist um 7.01 Uhr an der PCS - fast eine halbe Stunde Wartezeit.
- Beispiel 3: Auch die vier VLG-Schülerinnen und Schüler verbringen viel Zeit mit Warten. Sie starten ebenfalls um 6.47 Uhr und erreichen den Bahnhof um 6.57 Uhr. Der Zug nach Stade ist dann seit sechs Minuten weg. Der Bus fährt aber erst um 7.19 Uhr. Erst nach einer Stunde erreichen die Schüler das Stader Gymnasium um 7.47 Uhr.
Die KVG spricht mit Blick auf die merkwürdigen Abfahrtzeiten von einer „möglichst effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen“. Das heißt, es geht ums Geld.
Kein zweiter Bus aus Kostengründen
Der erste Bus fährt so früh in Großenwörden ab, damit er nach dem Absetzen der PCS-Schüler weiter nach Hammah fährt. „Würden alle Schüler aus Großenwörden und Hammah gleichzeitig befördert, wären zusätzliche Fahrzeuge sowie zusätzliche Busfahrerinnen und Busfahrer notwendig, was zu erheblichen Mehrkosten führen würde.“
Durch die Entzerrung und Staffelung der Ankunftszeiten könne eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Schülerbeförderung sichergestellt werden, so die KVG-Sprecherin. Vor allem den letzteren Aspekt scheinen die Großenwördener Buskinder seit Jahren schultern zu müssen.

Die Abfahrtzeiten in Großenwörden - ausgesprochen übersichtlich. Kommt der Bus nicht, gibt es keinen nächsten. Foto: Klempow