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Kreistag

TGrundmanns Abschied: Überraschendes Lob für politische Gegner

Oliver Grundmann war über 30 Jahre lang im Landkreis Stade kommunalpolitisch aktiv.

Oliver Grundmann war über 30 Jahre lang im Landkreis Stade kommunalpolitisch aktiv. Foto: Wisser

Es ist das Ende einer Ära: Oliver Grundmann verabschiedet sich nun komplett aus der Politik und sorgt dabei für eine faustdicke Überraschung.

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Von Karsten Wisser
Montag, 31.03.2025, 19:10 Uhr

Landkreis. Zehn Tage nach seiner letzten Sitzung als Abgeordneter des Deutschen Bundestags hat Oliver Grundmann (53) auch seine kommunalpolitische Laufbahn beendet. In der Kreistagsitzung am Montag in Stade hat der CDU-Politiker sein Mandat zurückgegeben. Sein neuer Lebensmittelpunkt ist Berlin.

Neuer Arbeitgeber: Größte Anwaltskanzlei der Welt

Oliver Grundmann steigt, wie das TAGEBLATT berichtete, bei der Wirtschaftskanzlei Dentons ein. Das ist nach der Zahl der Anwälte die weltweit größte internationale Wirtschaftskanzlei. Sie ist an mehr als 160 Standorten in über 80 Ländern vertreten. Grundmann berät und unterstützt Unternehmen im Bereich Energie.

„Nach über 25 Jahren Kommunalpolitik hier in meiner Heimatregion stehe ich heute mit einem weinenden und einem lachenden Auge vor Ihnen, um Abschied zu nehmen“, sagte Grundmann. Er saß als dreimal direkt gewählter Abgeordneter zwölf Jahre lang im Bundestag. Grundmann verzichtete auf eine vierte Kandidatur. Partei und Abgeordneter hatten sich mit der Zeit entfremdet.

Grundmann bedankt sich bei SPD und Grünen

Neben seinen CDU-Weggefährten bedankte sich Grundmann auch namentlich bei mehreren politischen Kontrahenten. „Lieber Björn, unsere freundschaftliche Zusammenarbeit war von unschätzbarem Wert für mich und hat unserer Region gutgetan“, sagte Grundmann an den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Björn Protze, gerichtet.

Auch bei Kai Holm, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stader Rat, und Karin Aval, Grünen-Abgeordnete im Kreistag und Stader Rat, bedankte sich Grundmann für die konstruktive Zusammenarbeit. „Auch wenn wir oft unterschiedliche Ansichten hatten, denke ich mit Freude an die konstruktive Zusammenarbeit mit Karin Aval zurück“, so Grundmann. Diese Sätze haben die meisten Abgeordneten überrascht.

Überparteiliches Netzwerk geknüpft

Genauso habe er sich übergreifend mit fast allen Abgeordneten über Parteigrenzen ausgetauscht, vor allem innerhalb seiner von ihm geleiteten Fachausschüsse im Kreistag.

„Und nur sehr wenige ahnen, was für ein noch viel festeres und stärkeres, dazu überparteiliches Netzwerk ich andernorts geknüpft habe, denn ohne Verbindungen kann man keine wahrhaft großen Dinge umsetzen, mancher Knoten konnte nur damit durchschlagen werden“, sagte Grundmann.

„Ein Beispiel, das mich stolz macht, ist der aktuelle Bau des Flüssiggas-Terminals an der Elbe“, so der Jurist. Dies zeige eindrucksvoll, wie viel bewegt werden könne, wenn pragmatisch und zielorientiert zusammengearbeitet werde. Sowohl Landrat Kai Seefried (CDU) als auch die Kreistagsvorsitzende Arnhild Biesenbach (CDU) bedankten sich bei Grundmann für seine ehrenamtliche Arbeit.

Hauptmann der Reserve und Karl-Meyer-Syndikus

Seine politische Karriere begann Oliver Grundmann 1995 als Bezirksvorsitzender der Jungen Union Elbe-Weser. Von 2003 bis 2019 war Grundmann Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Stade und unter anderem mehrere Jahre stellvertretender Bürgermeister. Vor seiner politischen Tätigkeit im Bundestag war Grundmann, ausgebildeter Chemielaborant und Hauptmann der Reserve, als Volljurist Syndikus der Gruppe und Geschäftsführer von zwei Unternehmen der Karl Meyer AG in Wischhafen.

Grundmann bewertet als seinen größten politischen Erfolg in seiner Zeit seinen Beitrag zur Durchsetzung des ersten LNG-Anlandeterminals für verflüssigte Gase in Stade. Er geht davon aus, dass der aktuelle Streit um das schwimmende LNG-Terminal in Stade schnell beigelegt wird. Ein Jahr nach Ankunft ist es noch immer nicht in Betrieb. „Ich rechne damit noch im ersten Halbjahr 2025“, sagte Grundmann.

Grundmann: Gott schütze unsere Heimat

„Ich melde mich ab – bleiben Sie gesund und zuversichtlich. Gott schütze unsere Heimat, alles Gute für unser Land“, so Grundmanns letzte Sätze im Kreistag.

Für Grundmann rückt die Stader CDU-Frau Kristina Kilian-Klinge in den Kreistag auf. „Der Frauen-Anteil steigt damit in unserer Fraktion auf 45 Prozent“, sagte Helmut Dammann-Tamke, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag.

Mit einer weiblichen Bundestagsabgeordneten, Vanessa Zobel, zwei weiblichen Landtagsabgeordneten, Birgit Butter und Melanie Reinecke, und einer Kreisvorsitzenden, ebenfalls Reinecke, habe die CDU in dieser Frage im Landkreis Stade keine Defizite, so Dammann-Tamke. Bundesweit war die CDU aufgrund der männerdominierten Partei- und Fraktionsspitze in die Kritik geraten.

Landrat Kai Seefried verabschiedet Oliver Grundmann nach 24 Jahren im Kreistag.

Landrat Kai Seefried verabschiedet Oliver Grundmann nach 24 Jahren im Kreistag. Foto: Wisser

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