THSV-Profi Axmann: Mentale Stärke besiegt Zweifel am eigenen Körper

Der Buxtehuder Dominik Axmann fehlt den HSV-Handballern wohl bis zur kommenden Rückrunde. Foto: Gregor Fischer/dpa
Denkt HSV-Profi Dominik Axmann ans Karriereende? Der Buxtehuder spricht offen über seine Reha. Unterstützung findet er besonders bei Freundin Isabelle Dölle.
Hamburg. Es laufen die letzten Minuten im Nord-Derby zwischen Hannover-Burgdorf und dem HSV Hamburg. Dominik Axmann sitzt hinter der Auswechselbank, beißt sich immer wieder auf die Lippen, versteckt sein Gesicht im Trikot.
Während Team-Physiotherapeut Matthias Bludau sein Knie behandelt, schweifen Axmanns Gedanken ab. Sein Team verspielt eine Führung, doch in seinem Kopf dreht sich alles nur um das pochende Knie. „Ich wusste sofort, was los ist“, sagt er später. Kreuzbandriss. Wieder einmal. „Man weiß sofort, dass es das war und was auf einen zukommt.“
Handball-Bundesliga
Schlimme Befürchtungen bewahrheiten sich bei Buxtehuder Axmann
Lange Verletzungshistorie
Der Buxtehuder kennt sich mit Verletzungen aus. Seine Krankenakte liest sich wie ein medizinisches Lehrbuch: Fußbrüche, Waden-OPs, Bänderrisse und erst im November 2023 ein Kreuzbandriss im anderen Knie.
Verletzungen sind in der Familie kein Fremdwort. Seine Mutter, Weltmeisterin Heike Axmann, musste ihre Karriere nach mehreren Knieverletzungen frühzeitig beenden. Auch Schwester Natalie riss sich als Spielerin des Buxtehuder SV II das vordere Kreuzband.
Finanziell abgesichert in die Reha
Wenige Tage nach der Verletzung wird Axmann operiert und liegt zwei Tage im Krankenhaus. „Alles ist gut verlaufen“, sagt er. Dass er nicht lange auf einen OP-Termin warten musste, sei sehr gut gewesen. „Man hat direkt wieder ein Ziel“, sagt Axmann, der sofort mit der Physiotherapie beginnt.
Bislang verläuft die Reha nach Plan. Ein Comeback ist zur Rückrunde der kommenden Saison denkbar. Damit will sich Axmann aber nicht beschäftigen. „Das ist noch unfassbar weit weg. Ich muss von Tag zu Tag, von Woche zu Woche schauen, wie das Knie reagiert.“

Hightech-Training: Axmann auf einem Laufband, das mit Hilfe von Luftdruck die Schwerkraft reduziert. Foto: privat
Bis dahin ist sein Alltag geprägt von Reha: Radfahren, Krafttraining, Laufen in einer speziellen Kammer, Übungen im Wasser. Bis zu fünf Stunden täglich arbeitet er an seinem Comeback. „Damit ist man gut beschäftigt“, sagt er.
Erst zu Weihnachten hat Axmann seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2027 verlängert. Während der Verletzung erhält er von der Berufsgenossenschaft 80 Prozent seines Gehalts. Zusätzlich sorgt eine private Zusatzversicherung dafür, dass er sich auch in der langen Reha-Phase finanziell keine Sorgen machen muss.
Verein unterstützt Axmann
Die neuerliche Verletzung des 25-Jährigen trifft auch den HSV. „Es ist traurig für ihn, weil er sich eindrucksvoll zurückgekämpft hatte und super zurückgekommen ist“, sagt HSV-Sportdirektor Johannes Bitter. Trainer, Mitspieler und das Team hinter dem Team bieten Hilfe an, fragen regelmäßig nach, wie es ihm geht. „Wir treffen uns oft im Kraftraum“, so Axmann.

Axmann hat seinen Vertrag erst kurz vor Weihnachten verlängert. Foto: Marcus Brandt/dpa
Dass er in der Mannschaft gerade wieder eine Rolle eingenommen hat und sich nun hinten anstellen muss, sieht Axmann entspannt. „Toto Jansen (HSV-Trainer; Anm. d. Red.) kennt meine Stärken und ich weiß, woran ich bei ihm bin.“ Wichtig sei, dass es im Team laufe und er werde seine neue Rolle annehmen.
Auf eine Art hätten die Verletzungen ihn als Spieler auch besser gemacht. „Man geht mit einer anderen Einstellung ins Spiel, ist froh, wenn man seinen Teil beitragen kann und genießt einfach“, sagt er.
Plan B wird vorbereitet - unabhängig von Verletzungen
Die Frage nach dem Karriereende schiebt er beiseite. „Klar, langsam kommen die Gedanken, wie viel Sinn es noch ergibt“, sagt er. „Aber ich liebe Handball, habe mich immer gut zurückgekämpft und versuche, optimistisch zu bleiben.“ Trotzdem weiß er, dass sein Körper dem Profisport nicht ewig standhalten wird.
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Axmann bereitet sich bereits auf die Zeit nach der Karriere vor. Bis zum Jahresende will er sein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen abschließen, anschließend nebenbei arbeiten. „Ich möchte eine Grundlage haben und selbst bestimmen, wann ich aufhöre“, sagt er. Das möchte er nicht einer Verletzung überlassen.
Axmann genießt das Positive
Auch wenn das Lernen nach der OP zunächst schwer war und er sich gedanklich oft verlor, scheint Axmann mental gefestigt zu sein. „Man muss das Positive sehen“, sagt er. Er habe nicht hinterhergetrauert, sich nicht isoliert oder das Leben verflucht.
Er genieße es vielmehr in anderen Bereichen. „Sonst hat man als Handballer am Wochenende kaum Freizeit.“ Jetzt konnte Axmann viel Zeit mit der Familie verbringen.
Sport-Paar besteht Belastungsprobe
Ganz einfach war das Privatleben dennoch nicht. Seine Freundin Isabelle Dölle, selbst Bundesliga-Handballerin beim Buxtehuder SV, erlebte die Verletzung hautnah mit. „Ich sah den Schmerz in ihren Augen. Das war schwer, sie so zu sehen“, sagt Axmann.
Dölle erinnert sich an die Minuten in der lauten Arena: „Ich fühlte mich leer und wollte nur, dass das Spiel endet.“ Beide waren zu der Zeit gehandicapt – Axmann auf Krücken, Dölle mit einem Gilchrist-Verband nach ihrer eigenen Schulterverletzung.
„Da muss man sich anpassen.“ Doch gemeinsam meistern sie die Situation. „Wir haben das besser hinbekommen als beim letzten Mal. Das hat uns enger zusammengeschweißt“, sagt Dölle.
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