THSV erst weggeputzt – dann sind wieder neue Schmierereien da

Vorbehandlung: Stefan Kröger trägt mit einem Schrubber das glibberige Entferner-Gel auf. Foto: Richter
Die Kommunalen Betriebe Stade haben auf 30 Metern Länge die Spundwand vom Schwarz-Weiß-Blau gereinigt. Doch kaum ist die Arbeit getan, gibt es neuen Ärger.
Stade. Die Sonne knallt auf die Spundwand an der Harburger Straße. Das bringt die Farben zum Leuchten und die Männer, die sie beseitigen müssen, ins Schwitzen: Bernd Elkereit und Stefan Kröger von den Kommunalen Betrieben Stade (KBS) rücken heute den HSV-Farben zu Leibe, die Sprayer auf etwa 30 Metern Länge aufgesprüht haben.

So sah die Spundwand an der Harburger Straße vorher aus. Foto: Anping Richter
Eigentlich hätte heute regulär Brückenpflege angestanden: Elkereit und Kröger sind normalerweise damit beschäftigt, Stades Brücken zu kontrollieren, zu pflegen, zu reinigen oder neu zu pflastern. Heute haben sie sich aber die Farbschmiererei vorgenommen, die seit Wochen an der Backsteinwand prangt.
Sonne brennt die Farbe in die Fugen
„Eigentlich ist es am Besten, solche Dinge sofort zu entfernen“, sagt Bernd Cords von der Bauaufsicht der KBS. Denn die Sonne sorgt dafür, dass die Farbe eingebrannt wird, besonders in den Fugen. Je länger die Farben dem ausgesetzt sind, desto schwieriger sind sie zu entfernen. Doch es ging nicht früher. Der Hochdruckreiniger der KBS war defekt.
HSV-Graffitis
Spezial-Abbeize ist ökologisch abbaubar - Graffiti-Spray nicht
Zuerst tragen Stefan Kröger und Bernd Elkereit Abbeiz-Gel auf. Es sieht aus wie Glibber und riecht streng, ist aber umweltfreundlich und komplett ökologisch abbaubar. Das hat seinen Preis: Die KBS bekommen Rabatt, doch regulär kostet so ein 10-Liter-Eimer Remopaint NF 223,50 Euro.
Die Graffiti-Farben selbst sind übrigens ganz und gar nicht ökofreundlich: Laut einer Studie der Freien Universität Berlin sorgen Graffiti für eine hohe Mikroplastikbelastung von Böden. Plastik als Bindemittel ist nämlich in den meisten handelsüblichen Farben enthalten.

Unter Dampf: Bernd Elkereit richtet den Heißwasserstrahl aus dem Hochdruckreiniger auf die Wand. Foto: Richter
Mit Schrubbern tragen die KBS-Männer das Gel, das laut Hersteller auch die Berliner U-Bahn für die Reinigung ihrer Züge benutzt, auf die Backsteine an der Spundwand auf und lassen es einwirken. Wenn die Farbe durch die Beize angelöst ist, kommt der Hochdruckreiniger zum Einsatz. „Wir nehmen heißes Wasser, sonst bringt es nichts“, erklärt Elkereit und richtet den Strahl auf die schleimig glänzende schwarze Fläche. Es ist faszinierend anzusehen, wie Zentimeter für Zentimeter der rote Backstein wieder sichtbar wird.

Die Hälfte ist geschafft: Ein blauer und ein weißer Balken fehlen noch. Foto: Richter
St.-Pauli-Sympathisant ohne Loyalitätskonflikt
„Jede Farbe reagiert anders“, erklärt Stefan Kröger. Diesmal ist es die weiße Farbe, die sich am schlechtesten ablösen lässt. Hier wird es einen zweiten Durchgang brauchen. Insgesamt werden die Männer fünfeinhalb Stunden benötigen, um alles sauber zu bekommen. Das macht 11 Arbeitsstunden der KBS, die sonst woanders sinnvoll eingesetzt worden wären. Die letzten schwarz-weiß-blauen Spuren wird die Kehrmaschine beseitigen. Stefan Kröger tut das nicht weh. Er ist ohnehin eher Handball-Fan. „Aber wenn Fußball, dann bestimmt nicht HSV, sondern St. Pauli“, merkt er an.
Die HSV-Fans, die die Mauer beschmiert haben, werden die Entfernungskosten diesmal selbst übernehmen müssen: „Wir werden Anzeige erstatten und uns die Kosten zurückholen“, kündigt Stephan Voigt, der Pressesprecher der Hansestadt Stade, an. Das klappt nur in den wenigsten Fällen, aber aufgrund eines Tipps hat die Polizei die Sprayer diesmal morgens um halb vier auf frischer Tat ertappt.
Das nächste großflächige HSV-Graffiti wartet indes schon auf seine Entfernung: Diesmal waren Sprayer an einer Spundwand an der Bremervörder Straße am Werk.
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Die HSV-Farben an der Spundwand Bremervörder Straße sind in Gänze nur im Vorbeifahren zu sehen. Foto: Richter