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THartes Geschäft: D/A-Spieler über seine Zeit an HSV-Talentschmiede

Maximilian Geißen spielt seit fünf Jahren bei D/A.

Maximilian Geißen spielt seit fünf Jahren bei D/A. Foto: Struwe (nomo)

Maxi Geißen erlebte in Hamburg die harte Fußball-Schule. Er trägt die Raute im Herzen. Wenn D/A am Freitag gegen den HSV spielt, vergisst er das für 90 Minuten.

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Von Daniel Berlin
Dienstag, 12.08.2025, 17:45 Uhr

Drochtersen. Wenn Mittelfeldspieler Maximilian Geißen am Freitag, 15. August, ab 19.30 Uhr mit D/A gegen die zweite Mannschaft des Hamburger SV im Kehdinger Stadion antritt, weiß er genau, was ihn und seine Kollegen erwartet. Junge, talentierte und hungrige Fußballer, die den Sprung zu den Profis schaffen wollen. Geißen erlebte haargenau das, was diese Fußballer erleben und erlebten. Er weiß, wie sie ticken. Er war einst einer von ihnen.

Und er spielt an diesem Freitag gegen die zweite Mannschaft seines Herzensvereins. „Mein Vater und mein Opa haben alles dafür getan, dass ich HSV-Fan werde“, sagt Geißen. 2003 wurde der heute 26-jährige Mitglied beim HSV. Als er als Kleinkind noch in Köln lebte, ging er im HSV-Trikot in den Kindergarten.

So feiert Geißen den Aufstieg des HSV

Ende vergangener Saison erlebte er den finalen Sieg gegen Ulm und den Aufstieg des HSV im Volksparkstadion live mit und lag sich mit seinen besten Kumpels freudetrunken in den Armen. Daran, dass er selbst als Vollprofi auf dem Rasen steht, fehlte womöglich nur ein kleiner Tick. Ein bisschen Glück, ein winziges Bisschen Qualität.

D/A-Spieler Maximilian Geißen (rechts) spricht im Podcast „D/A sind wir zuhaus“ mit TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin über seine Zeit im Hamburger Nachwuchsleistungszentrum.

D/A-Spieler Maximilian Geißen (rechts) spricht im Podcast „D/A sind wir zuhaus“ mit TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin über seine Zeit im Hamburger Nachwuchsleistungszentrum. Foto: Rambow (nomo)

Im neuen Podcast „D/A sind wir zuhaus“ erzählt Maximilian Geißen von seinen ersten zaghaften Schritten als Fußballer. Er erzählt von dem Moment, an dem er selbst erkannte, dass er kein Schlechter ist. Von seiner Zeit am Nachwuchsleistungszentrum beim HSV. Die Talentschmiede von Bundesligisten gilt auch als knallhartes Geschäft. Sechs Jahre lang spielte Geißen für den HSV, bevor er 2020 zum Regionalligisten SV Drochtersen/Assel wechselte.

Als Maximilian Geißen mit vier Jahren beim SC Borussia Lindenthal-Hohenlind in der Nähe von Köln das erste Mal gegen den Ball trat, war das alles noch nicht absehbar. „Die Hütchen waren interessanter als der Ball“, sagt Geißen. Auch die Gänseblümchen auf dem Rasen lenkten ab. Die Knirpse trainierten auf einer Wiese, dahinter die Kulisse des Müngersdorfer Stadions.

Als Elfjähriger traut er sich nicht zum Probetraining

Die Geißens zogen schließlich nach Hamburg. Maximilian Geißen schloss sich dem Niendorfer TSV an, eine gute Adresse im Hamburger Fußball. Mit zehn, elf Jahren spielten Geißen und der TSV gegen die Talente des HSV. „Wir haben teilweise zweistellig verloren. Aber die Spielweise der Jungs fand ich inspirierend“, sagt Geißen. Er wollte das auch. „Ich wollte auch Teil dieser Jungs sein.“ Aber die erste Einladung zum Probetraining beim HSV schlug er aus. „Ich habe ihnen natürlich nicht gesagt, dass ich mich nicht getraut habe“, sagt Geißen heute und lacht.

Ein paar Jahre später fühlte er sich bereit. Ein Probetraining musste er nicht mehr machen, um in die U16 des HSV zu kommen. „Profi zu werden, war nicht mein Ziel Nummer eins“, sagt Geißen. Dabei zu sein, habe ihn einfach „nur unfassbar stolz“ gemacht.

Ein Bruchteil der Talente an den Nachwuchsleistungszentren dieser Republik schaffen es später in den richtig gut bezahlten Fußball. „Es hätte nach einem Jahr vorbei sein können, wenn es doof läuft oder der Trainer nicht auf mich setzt“, sagt Geißen. Wie ist das, im Frühling noch nicht zu wissen, ob man auch im nächsten Jahrgang Teil der HSV-Familie sein darf? Wie groß ist die Angst vorm Aussortiertwerden? Hat ihn der Konkurrenzkampf belastet?

Konkurrenzkampf extrem beim HSV

„Ich habe versucht, die Zeit zu genießen“, sagt Geißen. Er habe jedes Jahr Gas gegeben. Trotz des Konkurrenzkampfes, der beim Übergang von der U17 zur U19 „extrem wurde“. Faktisch wurden beide Kader halbiert, um einen neuen Kader zu formen. Ein langfristiger Vertrag hatte Geißen damals etwas den Druck genommen. Aber enge Freunde mussten gehen. „Einer meiner besten Freunde saß plötzlich nicht mehr neben mir in der Kabine“, sagt Geißen.

Maximilian Geißen erinnert sich aber auch, dass die, die noch da waren, sich Halt gaben. Oder die Neuen, die hinzukamen. „Du lernst neue Leute kennen und schätzen“, sagt Geißen. Ein hartes Geschäft? „In jungem Alter wurden Kindheitsträume zerstört“, sagt Geißen. Aber es gebe eben nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen, die alle haben wollen. „So ist das Geschäft.“

Geißen greift mit D/A die 3. Liga an

Geißen lernte viel in dieser Zeit. Er ist als junger Mann gereift und verlor nicht den Enthusiasmus für den Fußball. Er lernte, fokussiert zu sein und professionell zu arbeiten. „Ich habe gelernt, unter Leistungsdruck auch Leistung abzurufen“, sagt Geißen. Bei D/A gilt er als Frohnatur und Leistungsträger. Sein Trainer Oliver Ioannou sagt über Geißen: „Er lebt das Leben mit einer Freude, die ansteckend ist. Außerdem habe ich selten einen so guten Maxi über so einen langen Zeitraum gesehen. Er ist einer der Hauptfiguren in unserem Spiel.“

Geißen denkt mit 26 Jahren längst an das Leben nach seiner Laufbahn als Aktiver. Er schließt in diesem Jahr ein Sportmanagement-Studium ab und will eine Trainer-Karriere einschlagen. Aber auch mit D/A in der Regionalliga geht noch was.

„Ich hoffe ja, dass wir nächstes Jahr 3. Liga spielen“, sagt Geißen. Auf dem Weg dahin steht als nächster Gegner der HSV II im Weg. 90 Minuten lang vergisst Geißen die Raute in seinem Herzen.

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