THiobsbotschaft vor dem Start: Punktejagd im Parcours statt Gaudi-Highlight
Jamie Reiß startet als Lokalmatadorin beim Reitturnier in Bargstedt. Foto: Marco Müller
Fußball und gute Laune kamen beim Turnier des Reitvereins Harsefeld nicht zu kurz. Aber ein besonderes Tier fehlte in Bargstedt und sorgte damit für großen Ärger.
Harsefeld. Die Zuschauerränge waren bestens gefüllt, die ersten Reiter nahmen ein paar Probesprünge. Da kam die Hiobsbotschaft: Für das Jump-and-Rodeo fehlte der Rodeopart. Der Schausteller mit dem bockenden Metall-Bullen stand im Stau und schaffte es nicht mehr rechtzeitig bis Bargstedt. Das sorgte bei den Organisatoren für großen Ärger, hatten sich doch viele der Zuschauer auf das besondere Schauprogramm bei Flutlicht gefreut.
Stau bei der Anreise: Freestyle-Parcours statt Jump-and-Rodeo
„Ich war schon auf dem Abreiteplatz, als ich die Durchsage gehört habe“, sagt Jamie Reiß. Die 19 Jahre alte Mulsumerin startet für den gastgebenden Reitverein Harsefeld, gehört auf Landesebene zu den besten Nachwuchsreitern. „Sie haben dann so eine Art Freestyle-Parcours mit Punktetafeln gemacht“, sagt sie. Jeweils zweimal durfte jeder Sprung überwunden werden.

Das springbetonte Siegerfohlen des Fohlenchampionats: Diese kleine Stute von Perigueux/Carenzo/Balou du Rouet (ZG Hagenah/Gustafsson) brachte die Jury zu immer neuen Superlativen bei der Beschreibung. Foto: Fehlbus
Das brachte Action und Spannung, ließ sich jedoch ohne Partner auf dem Rodeobullen bewältigen. Die Teilnehmer des Springens hätten ursprünglich nur so lange reiten dürfen, bis der andere Zweibeiner des Teams den Bocksprüngen des mechanischen Tieres nicht mehr standhalten kann.
Für Jamie Reiß und Sia Cassinera wurde es der fünfte Platz. Der Sieg ging an Harm Wiebusch und Calabria vom RV Fredenbeck.
Neuer Termin ohne Sommerwetter - aber mit Lokalmatadoren
Auch den Sieg im Großen Preis von Bargstedt sicherte sich Harm Wiebusch. Der mehrfache Landesmeister setzte sich im Parcours mit Cosima FRH gegen starke Konkurrenz durch.
Pferdesport
T Die Reitschulen in der Region stecken in Schwierigkeiten
Der neue Termin für das Bargstedter Turnier am dritten Juni-Wochenende hatte zwar kein Sommerwetter mitgeliefert, aber viele der besten Lokalmatadoren waren seit langem erstmals wieder in Bargstedt am Start. Hintergrund sind die Deutschen Meisterschaften und ein weiteres Turnier in Sottrum, die in den vergangenen Jahren immer parallel stattgefunden hatten.
Im Großen Preis gab es sogar ein richtiges Geest-Duell. Harm Wiebusch siegte vor Annina Nordström mit Caro Silver, die für den RV Harsefeld startet. Die Finnin erhielt im Rahmen des Turniers auch ihr Goldenes Reitabzeichen, das höchste Abzeichen, das nur für herausragende Leistungen - zehn Siege in der schwersten Klasse - verliehen wird.
Pech im Parcours: Gleich am ersten Sprung fällt die Stange
Auch Jamie Reiß hätte eigentlich hier ganz vorne mitreiten können und wollen. Aber im Sattel des Hannoveraner Wallachs Coeur d‘Esprit rollte gleich am ersten Sprung die Stange ganz langsam aus der Halterung und fiel. Den Rest der Runde absolvierte das Paar in Topzeit und ohne weitere Fehler. „Ich weiß auch nicht, was da passiert ist, eigentlich war nichts los“, sagt Jamie Reiß. So blieb das Paar in der S**-Prüfung ohne Platzierung.

Tommy Matthies (RFV Estetal) startete im Zweikampfspringen und muste sich im Halbfinale geschlagen geben. Foto: Miriam Fehlbus
Platz drei ging an René Dittmer, der ebenfalls für den RV Harsefeld startet und zuletzt nur knapp die Teilnahme am Weltcup-Finale verpasste. Der Stader, der in den USA die meisten Punkte sammelte, hätte mindestens in einer Qualifikationsprüfung in Europa punkten müssen. Aber sein Pferd verletzte sich und fiel zu diesem Zeitpunkt aus.
Auch im Dressurviereck glänzt ein Reiter des Gastgebers
Auch in der schwersten Dressurprüfung setzte sich ein Reiter des RV Harsefeld durch. Peter Koch gewann die Intermediaire I mit der Hannoveraner Stute Veda. Er kam in diesem anspruchsvollen Wettbewerb als einziger Starter über 70 Prozent (70.965) - eine Top-Bewertung.

Janna-Leonie Bay mit Gracia San absolvierte erfolgreich eine L-Dressur. Foto: Miriam Fehlbus
Fünf Tage lang liefen die Prüfungen auf zwei Dressurplätzen und dem Springplatz vor den Tribünen. Die Stimmung am Finaltag erreichte bei der Zweikampfspringprüfung der Klasse M ihren Höhepunkt. Hier müssen jeweils zwei Reiter mit ihren Pferden parallel die gleiche Hindernisfolge reiten.
Nur der schnellere, beziehungsweise mit weniger Fehlern, kam eine Runde weiter. Fast hätte es auch hier noch einen Sieg für die Gastgeber gegeben. Jens Löhden vom RV Zeven mit Ciamona setzte sich jedoch in einem spannenden Duell gegen Lokalmatador Ole Klintworth aus Ohrensen durch.
Die Fohlengala sorgt auch in EM-Zeiten für volle Ränge
Immer wieder ein Höhepunkt des Turniers, das mit Weinstand und viel Gastronomie viel mehr als nur ein pferdesportbegeistertes Publikum anlockt: der Auftritt der Fohlen des Hannoveraner Pferdezuchtvereins Stade/Altes Land. Obwohl die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am ersten Gala-Abend ihr erstes Spiel hatte, waren die Zuschauerränge voll.
Auch ein paar Reiter schauten ganz genau hin, darunter Jamie Reiß. Die Mulsumerin hatte besonders die Vererbung der Hengste Esmeraldo und Vatson Sitte im Blick. Vielleicht nämlich wird sie im nächsten Jahr zum ersten Mal als Züchterin in Bargstedt auflaufen. Eine Stute, von der sie viele erfolgreiche Nachkommen geritten hat, ist dafür von Spanien nach Mulsum umgezogen.

Jamie Reiß startet als Lokalmatadorin beim Reitturnier in Bargstedt. Foto: Marco Müller