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Bauarbeiten

THochwasserschutz: Schweres Gerät rollt durch den Bullenbruch

Der Dumper kippt den Boden zu Vorbelastung der Deichtrasse am Ilsmoorbach ab.

Der Dumper kippt den Boden zu Vorbelastung der Deichtrasse am Ilsmoorbach ab. Foto: Vasel

Jetzt rollen die Kipper: Der Bau des Hochwasserentlastungspolders im Bullenbruch hat begonnen - mehr als 23 Jahre nach der Flut von 2002 in Horneburg.

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Von Björn Vasel
Montag, 29.09.2025, 05:50 Uhr

Horneburg. Es handelt sich um vorbereitende Arbeiten für den fünf Kilometer langen Schutzdeich, der den Hochwasserentlastungspolder umfassen wird. Dieser wird voraussichtlich 15 Millionen Euro kosten. Dumper, kleine Baufahrzeuge mit Mulde und Kettenantrieb, bauen aktuell am Ilsmoorbach lehmhaltigen Boden aus dem Baugebiet „Westlich Appelhoff“ in Borstel ein, so Kai-Uwe Heinrichs vom Lohnunternehmen Simon Mückenberger. Trecker-Gespanne fahren den Boden über den Hinterdeich zur Baustelle.

Am Poggenpohl wird der Boden zur Vorbelastung der Deichtrasse am Ilsmoorbach auf die Dumper verladen.

Am Poggenpohl wird der Boden zur Vorbelastung der Deichtrasse am Ilsmoorbach auf die Dumper verladen. Foto: Vasel

Details zur Aufschüttung

Das Material wird am Ilsmoorbach auf einer Länge von 300 Metern im Schnitt bis zu 40 Zentimeter hoch zur Vorbelastung der Deichtrasse aufgeschüttet. Die Moorschicht sei an dieser Stelle etwa sechs Meter stark, sagt Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts.

Ein Geotextil wird eingebaut, damit der Deich während des Sackens nicht reißt. Geplant ist eine Höhe von 1,25 Metern über Normalhöhennull (NHN). Weil ein Großteil im Moor versinken wird, wird der Damm erst einmal 1,50 bis 1,70 Meter NHN hoch.

Dumper bringen das Material zur Baustelle.

Dumper bringen das Material zur Baustelle. Foto: Vasel

Notdeich bei Hochwasser aufgeschüttet

Bereits der Vorbelastungsdamm werde Dammhausen und die Häuser am Poggenpohl bei einem HQ-20-Hochwasserereignis schützen. Das tritt im statistischen Mittel alle 20 Jahre einmal auf.

Bei dem Weihnachtshochwasser 2023 und bei dem Sommerhochwasser 2002 wurde hier westlich des Poggenpohls ein Notdeich aufgeschüttet, beziehungsweise es wurden Sandsäcke verlegt.

Bis zum Bau eines kleinen Schöpfwerkes am Ilsmoorbach soll dieses Gewässer im Notfall mit zehn Big-Bags abgesperrt werden und eine traktorgetriebene Pumpe zum Einsatz kommen. Nächste Woche wird auch eine Scheune für den Polderbau abgerissen.

Fertigstellung des Polders im Jahr 2029

Nach Änderung des Planfeststellungsbeschlusses könne 2026/2027 mit dem Bau der Deiche und Schöpfwerke begonnen werden. Ulferts hofft, dass die Baumaßnahmen im Dezember 2029 abgeschlossen sind. Das Bauwerk im Bullenbruch soll Buxtehude, die Samtgemeinde Horneburg und das Alte Land vor Starkregenfluten schützen.

Das Wasser der Aue/Lühe wird bei einer Starkregenflut in Horneburg über die Hochwasserentlastungsanlage an der Kreisstraße K36 ab einem Wasserstand von 2,30 Metern über Normalhöhennull kontrolliert in den Bullenbruch abgeführt. Auch der Niederschlag von der Geest wird aufgehalten.

Rund zwei Drittel der Wassermenge läuft nämlich über Bäche wie Mühlenbach und Ilsbach und Gräben in Richtung Moor und Marsch. Für den Deichbau werden die Kreisstraße, alte Wirtschaftswege und Deiche wie der mittelalterliche Hinterdeich genutzt.

Der Damm der K36 wird auf der Ostseite auf einer Länge von 1075 Metern mit einem 30 Zentimeter starken Keil aus Klei (Berme) zum Deich. In den alten Hinterdeich südlich der A26 wird eine Spundwand gesetzt. Diese verschwindet unter dem Inspektionsweg.

Auch an die Fische wird beim Polderbau gedacht

In Vorbereitung ist mit dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz die Ausschreibung für das Bullenbruch-Schöpfwerk in Horneburg/Neuenkirchen. Dieses wird mit fischfreundlichen archimedischen Schneckenpumpen für den Fischabstieg vom Bullenbruch in die Aue/Lühe ausgestattet.

Der Hochwasserschutzverband Aue/Lühe wird den 680 Hektar großen Polder nach Fertigstellung vom Deichverband übernehmen. Bei Flutung werden die Landwirte entschädigt. Rechnerisch wäre mit einem 500.000-Euro-Schadensfall alle 100 Jahren (HQ-100) zu rechnen. Vier Millionen Kubikmeter passen rein. Der Polder ist der letzte Baustein der nach der Flut von 2002 in Horneburg umgesetzten Hochwasserschutzmaßnahmen.

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