TDreck, Gestank und Ekel: Mieter hinterlässt Wohnung in desolatem Zustand

Überall im Raum liegt schmutzige Kleidung, das Chaos ist allgegenwärtig; die Fenster sind mit Decken verhangen. Foto: Privat
Jahrelang weigert sich ein Mann, aus seiner Wohnung auszuziehen. Er musste nach einem Prozess zwar mittlerweile gehen - Schmutz und Chaos ließ er jedoch zurück.
Zeven. Hinweis der Redaktion: Die Namen im Text wurden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geändert. Frau Scholz steht für die Vermieterin, Herr Keppler für den Mieter.
Es ist das dritte Haus auf der linken Seite. Weiße Fassaden, stählerne Balkone, neue Dächer - die Gebäude in der Straße sehen fast identisch aus. Nur dieses Haus fällt auf: Ein Gerüst zieht sich an der Fassade entlang, vor der Haustür steht ein großer grüner Container.
Davor treffen wir Frau Scholz, die Vermieterin mehrerer Wohnungen in diesem Komplex. Eine ältere Dame, gepflegt, bestimmt in ihrem Auftreten - und doch spürt man sofort, wie sehr sie die letzten Jahre gezeichnet haben. Neben ihr steht eine Mieterin, die sie seit 25 Jahren kennt. Sie plaudern vertraut, fast freundschaftlich. Das Thema: eine Badsanierung, von der Vermieterin unterstützt. „Frau Scholz verlangt seit Jahren nur etwa fünf Euro pro Quadratmeter“, lobt die Mieterin. Vermieterin Scholz ergänzt mit einem Lächeln: „Vor einigen Jahren haben wir mit der Kernsanierung begonnen. Alle meine Wohnungen sollen energetisch auf dem neuesten Stand sein.“
Vermieterin modernisiert ihr Eigentum für 50.000 Euro pro Wohnung
Seit fünf Jahren modernisiert Frau Scholz Schritt für Schritt ihr Eigentum und investiert rund 50.000 Euro pro Wohnung. Nicht aus Profitgier, betont sie, sondern „damit ich meinen Kindern und Enkeln eines Tages alles geordnet hinterlasse, wenn ich nicht mehr bin“. Die etwa 80 Jahre alten Gebäude sind dringend sanierungsbedürftig; die Maßnahmen erhalten die Bausubstanz und senken nachweislich die Heizkosten, bestätigt durch ein Architekturbüro.

Auch der Esstisch wurde lange nicht mehr aufgeräumt; Krümel und Essensreste bedecken die Fläche. Foto: Privat
Die Mieten sind nach der energetischen Sanierung zwar von 4,93 auf 5,92 Euro pro Quadratmeter gestiegen, befinden sich damit aber immer noch deutlich unter vergleichbarem Wohnraum, der nach Angaben einer Immobilienverwaltung bei rund 7,05 Euro liegt.
Mieter im Dachgeschoss weigert sich, aus seiner Wohnung auszuziehen
Doch nicht überall lief es so reibungslos. Im Dachgeschoss des dritten Hauses begann der Alptraum. Vom Treppenhaus führt rechts und links je eine Wohnung bis unters Dach des dreistöckigen Gebäudes. Während sich bei den anderen Wohnungen die Sanierungen problemlos gestalteten, verhinderte hier ein Mieter jahrelang alle Arbeiten: Herr Keppler*, etwa 50 Jahre alt.
„Er wollte partout nicht ausziehen, obwohl ich ihm eine andere meiner Wohnungen und sogar 10.000 Euro angeboten habe“, erzählt Frau Scholz. Gespräche waren nicht möglich, die Tür blieb verschlossen. Weil wichtige Stromleitungen beider Dachwohnungen gekoppelt sind, konnte auch die zweite Wohnung während des gesamten Rechtsstreits nicht vermietet werden. So blockierte ein einzelner Mieter die gesamte obere Etage - und die Sanierung des Hauses kam ins Stocken.
Horror-Wohnung: Die Miete kam immer zuverlässig
Die beiden kannten sich seit Jahren. Schon die Mutter war Frau Scholz vertraut, und als ihr Sohn vor einigen Jahren eine Wohnung suchte, ließ sie ihn einziehen. Damals, als sie mit der Sanierung des ersten Hauses begann, in dem er zu der Zeit wohnte, bot sie ihm eine Wohnung im dritten Haus an. „Eigentlich war die mit 45 Quadratmetern viel zu groß für ihn allein. Aber ich wollte ihn auch nicht auf die Straße setzen“, sagt sie rückblickend.
„Schon früher wusste ich: Das ist ein Schlingel“, erzählt sie heute. Trotzdem: Er bekam finanzielle Unterstützung von seiner Mutter, später vom Staat. Die Miete kam zuverlässig. Sie erinnert sich, dass er gut mit Kindern konnte, technisch begabt war - und erlaubte ihm sogar, einen großen Hund in der Wohnung zu halten, obwohl es gegenüber anderen Mietern „nicht fair“ war.
Räumungsklage gegen Mieter: Konflikt ließ sich wohl nicht anders lösen
Doch als auch die Sanierung des dritten Hauses anstand, verweigerte Herr Keppler jede Zusammenarbeit. „Ich wollte mich immer im Guten einigen“, sagt Frau Scholz. Sie bot ihm sogar zusätzlich 500 Euro monatlich, wenn er früher auszieht. Doch nichts half.

Überall liegt schmutziges Geschirr, das seit langer Zeit nicht mehr abgewaschen wurde. Foto: Privat
Am Ende blieb nur die Räumungsklage. Der Prozess zog sich - zweieinhalb Jahre vergingen von der Ankündigung der Sanierungsarbeiten im Dachgeschoss, bis ein Gericht entschied. „Ich bin immer eine taffe Geschäftsfrau gewesen. Normalerweise lassen sich Konflikte lösen - hier aber nicht“, sagt die Vermieterin.
Besonders bitter: Die Anwalts- und Gerichtskosten summieren sich auf mehr als die 10.000 Euro, die sie ihrem Mieter zuvor sogar als Auszugsprämie angeboten hatte. Zudem musste Frau Scholz nachweisen, dass die Sanierung ausschließlich aus energetischen Gründen erfolgte und nicht um Mieten zu erhöhen. „Die Miete wäre fast gleich geblieben“, betont sie.
Schock nach der Räumung: Dachgeschoss ist komplett verwahrlost
Im März 2025 musste Herr Keppler die Wohnung schließlich verlassen - mehr als ein Jahr nach Einreichung der Klage. Einen Monat lang hätte er dann noch Zeit gehabt, persönliche Dinge herauszuholen. Doch er nutzte diese Chance nicht.
Als die Handwerker die Wohnung öffneten, verschlug es ihnen den Atem. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, berichtet einer von ihnen. Überall lagen Essensreste, schmutzige Kleidung und ungespültes Geschirr - alles wirr verteilt, völlig chaotisch. Auch der Kellerraum war zugemüllt. „Es hat bestialisch gestunken. Selbst in der Pause zum Trinken mussten wir das Haus verlassen“, ergänzt er.
Die Atemmasken mussten mehrmals am Tag gewechselt werden, so stark war der Geruch. Drei Tage dauerten die Aufräumarbeiten in der Einzimmerwohnung - allein drei Anhänger voller Elektroschrott, rund fünf Kubikmeter Material, wurden abtransportiert.
Eine Nachbarin bestätigt: „Man konnte den Boden nicht mehr sehen. Wahrscheinlich hat er deshalb niemanden mehr reingelassen - aus Angst, dass alles auffliegt.“
Das Dachgeschoss wurde über Jahre zur Horror-Wohnung
Nach außen war der Mieter im Dachgeschoss kaum auffällig. Es gab keine Beschwerden von Nachbarn, keinen Lärm. Seine Fenster waren auch tagsüber abgedunkelt. „Irgendwann hat es gestunken“, erinnert sich eine Mieterin. Einigen fiel auf, dass Herr Keppler kaum Kontakt zu anderen suchte, fast unscheinbar wirkte.

Zwischen Möbeln und Müll liegen sogar Lebensmittel, und die gesamte Wohnung ist seit Jahren vernachlässigt und dunkel. Foto: Privat
Heute lebt Herr Keppler in einer neuen Wohnung, erneut finanziert vom Staat. Für die übrigen Mieter ist die Episode abgeschlossen. Für sie bleibt die Erinnerung an die ungewöhnliche Stille und die ungeahnten Probleme hinter den Fassaden.
Vermieterin der Horror-Wohnung hat massiv unter der Situation gelitten
Für Frau Scholz dagegen ist der Fall nicht einfach abgehakt. Die Jahre des Streits haben ihre Spuren hinterlassen - seelisch wie körperlich. „Jetzt will ich nicht mehr. Die Hausverwaltung hat die Kommunikation mit meinen Mietern übernommen.“
Ihr bleibt der Blick auf die Baustelle vor dem dritten Haus - und die Hoffnung, dass die Sanierung bald abgeschlossen ist. Ein Kapitel, das sie viel Geld, viel Kraft und fast ihre Gesundheit gekostet hat.