THotel und Restaurant: Was die Pächter im Weserschlösschen schon alles erlebt haben

Das Weserschlösschen ist ein geschichtsträchtiger Ort. Auch Pächter-Familie Hennersdorf hat hier schon einiges erlebt.Foto: Kühnemuth Foto: Kühnemuth
Es ist wohlbekannt als die Perle Nordenhams. Das Weserschlösschen in Blexen ist nicht nur ein Hotel-Restaurant, sondern auch ein Gebäude voller Anekdoten. Seit der Wiederöffnung 2020 hat die Pächter-Familie Hennersdorf dort schon einiges erlebt.
Nordenham. Wer durch das Restaurant des Weserschlösschens geht, sieht überall Schwarz-Weiß-Bilder an den Wänden. Da gibt es die Aufnahme von der Ankunft deutscher Auswanderer in Ellis Island. Oder ein Foto des ersten Milliardärs der Weltgeschichte, John Davidson Rockefeller, der von 1839 bis 1937 lebte. In dem geschichtsträchtigen früheren Blexer Bahnhof dreht sich vieles um die Vergangenheit. Auch die Pächter-Familie Hennersdorf hat dort seit Pachtbeginn vor gut dreieinhalb Jahren schon einiges erlebt.

Pächter Frank Hennersdorf hat im früheren Weserschlösschen schon einiges erlebt.Foto: Kühnemuth Foto: Kühnemuth
Pächter Frank Hennersdorf ist gelernter Koch und stammt aus Thüringen. „Ich hatte mich 1992 mit einem Großhandel für Gastronomiebetriebe selbstständig gemacht. Als die Pandemie begann, musste ich die Firma verkaufen“, erzählt der Gastronom. Anschließend haben seine Frau Ines und er das Weserschlösschen gepachtet.
Frank Hennersdorf erinnert sich noch gut an die Eröffnung: „Ein Gast zeigte sich von der Atmosphäre des Restaurants recht beeindruckt“, sagt Frank Hennersdorf lachend. „Er kam auf mich zu und meinte: ‚Das gehört wohl dem Rockefeller!‘“ Die Lippen des Gastronomen formen sich zu einem breiten Lächeln, wenn er diese Anekdote erzählt.
Frau aus der Nachbarschaft verlangt den Chef
Während der Eröffnungsveranstaltung kam es noch zu einem zweiten denkwürdigen Ereignis. „Eine Frau aus der Nachbarschaft kam hinzu. Sie verlangte unbedingt den Chef zu sprechen“, erzählt Frank Hennersdorf, während seine Ehefrau Ines bereits zu lachen beginnt.
„Ja, das war auch eine Situation, die ich nie wieder vergessen werde“, sagt sie. „Jedenfalls ging die Frau zu unseren Angestellten und verlangte, unbedingt den Chef zu sprechen“, fährt Frank Hennersdorf fort. Er sei zunächst irritiert gewesen. „Da sagte sie ernsthaft: ,Hören Sie mal, ohne Steh-Aschenbecher um das Gebäude herum können Sie kein Restaurant führen.‘ Das war eine Szene, die ich nicht vergessen werde.“

Seit vier Jahren versucht Frank Hennersdorf, das Leibgericht "Thüringer Klöße mit Lammbraten", den hiesigen Gästen schmackhaft zu machen.Foto: Stefan Hippler Foto: Stefan Hippler
Wenn der gelernte Koch im Weserschlösschen Thüringer Klöße anbietet, reagieren die Gäste bis heute verhalten bis zögerlich. „In Thüringen gehören die Klöße sonntags immer auf den Tisch“, sagt er mit Inbrunst. „Das ist für uns schon fast ein Weltkulturerbe.“
Seit vier Jahren versuchen sie, ihr Thüringer Leibgericht in Blexen zu etablieren. „Die Gäste haben eine falsche Vorstellung von dem Produkt. Es besteht ausschließlich aus Kartoffeln“, sagt er.
Darüber klärte der Koch in der Sendung „Rudi hat die Pfanne heiß“ beim Radiosender Bremen eins auf. „Sobald ich jedoch auf die Karte bayrische Knödel schreibe, was das Gleiche ist, nehmen es die Gäste merkwürdigerweise an.“ Der Gastronom nimmt die Sache mit Humor. Er freut sich über jeden, der sein Leibgericht zumindest mal probiert.
Ein Mitbringsel der besonderen Art
Etwas Außergewöhnliches hat sich eine Familie aus Oldenburg einfallen lassen. „Es war eine Gruppe von 40 Gästen, die samt Pfarrer und Trauerredner hierher gereist ist“, erzählt der Gastronom. „So weit, so gut. Etwas außergewöhnlich wurde es jedoch, als die Trauergemeinde zur Trauerfeier die Urne des Verstorbenen mitbrachte“, erzählt Frank Hennersdorf.
In einem anderen Fall hat ein Gast nach dem Restaurant-Besuch eine Rezension verfasst, in der es hieß: „Das Restaurant wird keinen Erfolg haben, solange kein Lamm oder Aal auf der Karte angeboten wird.“ Frank Hennersdorf war verunsichert. Er bot beides zeitweilig an. „Wir haben hinterher festgestellt, dass die beiden Gerichte nicht einmal einen Prozent des Umsatzes ausgemacht haben.“