THuflattich: Ein Heilmittel mit Nebenwirkungen

Der Huflattich ist ein Alleskönner. Karge Böden, Konkurrenten, ausbleibende Bestäuber – solchen Situationen kann er widerstehen. Foto: Reinhard Paulin
Der Huflattich ist ein Frühblüher und eine ganz besondere Pflanze. Erst im Sommer bilden sich die Blätter. Karge Böden und Konkurrenten machen ihm nichts aus. Eine Pflanze zum Staunen.
Landkreis. Die Pflanzengattung des Huflattichs wird wissenschaftlich Tussilago genannt. Der Namensgeber war Carl von Linné (1707 - 1787), und er hat sich dabei etwas gedacht: Denn Tussis heißt übersetzt Husten. Tussilago bedeutet etwa: Ich vertreibe den Husten. Linné und seine Vorfahren wussten sehr genau, dass in den Blättern des Huflattichs Stoffe vorhanden sind, die Husten lindern können.
Heute jedoch würden Apotheker von einer Gabe getrockneter Huflattichblätter dringend abraten, denn die Nebenwirkungen können problematisch sein. Leberschäden? Nein danke. Der deutsche Name Huflattich lässt sich durch die Form der Blätter erklären, die einem Hufeisen ähneln.
Es sollte genau hingeschaut werden, wo der Huflattich wächst. Er ist ein Pionier auf mickrigen, steinigen und kargen Böden. Es sind seine sehr langen Wurzeln, die bis zu zwei Metern Tiefe in den Boden hinabreichen. Mit ihnen vermag er immer etwas Wasser zu finden.
Doch spätestens nach einigen Jahren bekommt auch er in seiner Nachbarschaft Konkurrenten. Gräser zum Beispiel wachsen in die Höhe, der Huflattich wird oft verdrängt. Er benötigt Methoden, mit deren Hilfe er sich an anderen Orten ansiedeln kann. Dabei helfen ihm seine vielen kleinen, weißen Flugfrüchte.
Die Pflanze ist immerzu auf Wanderschaft
Mehr als fünf Kilometer können sie vom Wind getragen und verweht werden. Auch können sich die Früchte im Fell von Tieren verhaken und weit umhergetragen werden. Einige Früchte finden wieder einen geeigneten Untergrund zum Keimen, so dass eine neue Pflanze entstehen kann.
Der Huflattich ist also keine Pflanze, die am gleichen Wuchsort mehrere Jahre gedeihen kann. Sie ist immerzu auf Wanderschaft. Ist die Situation zum Keimen günstig, dann kann sich aus dem Samen schon innerhalb weniger Tage eine winzige Wurzel bilden.
Die kleine Pflanze vermag noch im gleichen Jahr einen Wurzelstock zu bilden, der sich weit verzweigen kann. Daraus entwickeln sich mehrere Triebe, die später Blüten bilden. Deshalb ist der Huflattich immer in Gruppen zu finden.
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Der Huflattich ist ein Frühblüher, der von März bis April seine knallgelben Korbblüten zeigt. Erst im Sommer bilden sich die Blätter. Früh im Jahr zu blühen, hat den Vorteil, dass einige benachbarte Pflanzen noch nicht hoch gewachsen sind. Im Frühjahr nutzt der Huflattich alle Reserven zum Blühen. Das satte Gelb der Blüten zieht Insekten an, die seine Blüten bestäuben. Gelb ist die Farbe des Frühjahrs. Forscher fanden heraus, dass Gelb die Lieblingsfarbe der meisten früh im Jahr fliegenden Insekten ist.
Ist das Frühjahr kalt und bleiben die Bestäuber aus, kann sich die Pflanze im Notfall selbst bestäuben. Auch schließt sich die Korbblüte des Huflattichs abends, um sich morgens bei Sonnenschein wieder zu öffnen. Bei miesem Wetter bleibt sie sowieso geschlossen. Der Vorteil: Der Blütenpollen wird bei sonnigem Wetter verstreut. Dann sind Insekten aktiv. Manchmal bleiben nachts und bei schlechtem Wetter kleine Insekten innerhalb der Blüte eingeschlossen und bestäuben sie. Bei gutem Wetter werden sie freigelassen.
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