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Geschenke-Aktionen

THunderte Päckchen der Hoffnung für die Kinder der Stader Tafelkunden

Alexa Afschartabbar sortiert in ihrem Wohnzimmer 160 Geschenke nach Adressen, damit die Auslieferung gut funktioniert.

Alexa Afschartabbar sortiert in ihrem Wohnzimmer 160 Geschenke nach Adressen, damit die Auslieferung gut funktioniert. Foto: Richter

Zu den Familien, die Kunden der Stader Tafel sind, gehören 550 Kinder. Ihnen zu Weihnachten einen Wunsch zu erfüllen, macht viel Freude - und Arbeit, wie Alexa Afschartabbar berichtet.

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Von Anping Richter
Sonntag, 21.12.2025, 15:50 Uhr

Stade. Für die Staderin Alexa Afschartabbar ist seit Jahren, was sie in den Wochen vor Weihnachten macht: sich um Geschenke für die Kinder der Stader Tafel kümmern. Damit hat sie 2014 angefangen: Damals rief ihr Mann, der Stader Gastronom Amir Afschartabbar, die Aktion „Ein Stück Weihnachten für jedes Kind“ ins Leben. Bei der Stader Tafel füllen Kinder Wunschzettel aus. Das Ehepaar Afschartabbar sucht dann Geschenke-Paten, die den Kindern ihren Wunsch erfüllen.

Damals wurde Alexa Afschartabbar auch gleich ehrenamtliche Tafel-Mitarbeiterin. Freitags, an ihrem freien Tag, arbeitet sie seither in der Ausgabe. Und vor Weihnachten gibt sie an Familien, die Tafel-Kunden sind, Wunschzettel für die Kinder aus. Alle, die einen abgeben, bekommen ein Geschenk. Bei der ersten Aktion waren es 44 Kinder, in diesem Jahr sind es 173. Die Tafel hat allerdings auch viel mehr Kunden bekommen. Heute sind es dreimal mehr als 2021.

Die größte Familie hat acht Kinder

Auch Kinder, für die kein Wunschzettel abgegeben wurde, können ein Geschenk bekommen: Schüler der Jobelmann-Schule sorgen dafür mit einer Aktion namens „Weihnachten im Schuhkarton“ . Sie packen Geschenke und schreiben dazu, für welches Alter und ob es für Jungen oder Mädchen gedacht ist. Bei der Tafel werden die Geschenke gesammelt und vor Weihnachten bei der Ausgabe direkt an Familien mit Kindern verteilt. „Oft haben sie mehrere Kinder. Die größte Familie hat acht“, berichtet der ehrenamtliche Tafel-Mitarbeiter Dietmar Otto.

In der Ausgabe der Stader Tafel am Schwingedeich stehen Alexa Afschartabbar, Dietmar Otto und Rabea Spark an dem Turm mit 170 Geschenken, den Schüler der Jobelmannschule gepackt haben.

In der Ausgabe der Stader Tafel am Schwingedeich stehen Alexa Afschartabbar, Dietmar Otto und Rabea Spark an dem Turm mit 170 Geschenken, den Schüler der Jobelmannschule gepackt haben. Foto: Richter

Für Amir und Alexa Afschartabbar beginnt die Aktion schon Ende November. Bei der Tafel fragen sie ab, wie viele Kinder einen Wunschzettel wollen. Die Aktion ist über die Jahre immer größer geworden. Eigentlich sei es traurig, dass so etwas in einem Land wie Deutschland überhaupt nötig ist, sagt Amir Afschartabbar: „Die soziale Schere geht immer weiter auf.“ Es gebe mehr Tafel-Kunden, mehr Bedarf - und mehr Kinder-Armut.

Die Mütter nehmen die Zettel mit und füllen sie aus. Ich hoffe, dass sie sie selbst ausfüllen und das nicht die Kinder machen lassen“, sagt Alexa Afschartabbar. Sonst stehen manchmal unrealistische Wünsche auf dem Zettel, das neueste I-Phone zum Beispiel. Dann ruft Amir Afschartabbar die Familien an und fragt noch einmal nach. Viele Kinder äußern sehr bescheidene Wünsche - zum Beispiel nach einer warmen Winterjacke.

Viele Geschenke-Paten melden sich von allein

Natürlich gibt auch richtige, lustige Kinderwünsche: „Ein Kind hat sich einen sprechenden Affen gewünscht, ein anderes diesen pinken Scooter“, sagt Alexa Afschartabbar und zeigt auf den kleinen Roller vor ihr, der mit Glitzerband geschmückt ist. Auch ein Fahrrad ist dabei. Für die schöne Verpackung sorgen die Geschenke-Paten.

Inzwischen ist die Aktion so bekannt, dass sich ab Anfang Dezember viele bei Familie Afschartabbar melden, weil sie wieder mitmachen wollen, noch bevor der Aufruf startet. 25 Wunschzettel hat allein die Firma Lindemann übernommen. Manche Paten schenken jedes Jahr dem gleichen Kind etwas. Ein Kind wünschte sich einen Weihnachtsbaum. Die Paten gingen zusammen mit der Familie einen besorgen und tun das jetzt schon zum zweiten Mal.

Alle Geschenke werden zu Sammelstationen gebracht und am Ende von Familie Afschartabbar abgeholt. 160 Geschenke stehen jetzt gerade in ihrem Wohnzimmer. Einige Paten haben zwar Wunschzettel genommen, aber nichts abgegeben. „Das werde ich hoffentlich noch eintreiben“, sagt Alexa Afschartabbar. Sie möchte kein Kind enttäuschen. Für alle Fälle kauft sie immer noch ein paar Notfallgeschenke zusätzlich.

Das Prinzip Hoffnung

Um das Materielle gehe es bei der Aktion nur vordergründig, erklärt Amir Afschartabbar, der in der Mittagspause hereinschaut: „Es geht um Hoffnung.“ Er erklärt es so: „Wenn du nachts mit einer Autopanne am Wegrand liegenbleibst, fühlst du dich doch gleich besser, wenn jemand anhält und fragt, ob er etwas tun kann - auch, wenn er nichts repariert. Für die Kinder bedeute solch ein Wunsch-Weihnachtsgeschenk: „Es gibt da draußen jemanden, der an mich gedacht hat.“

Alexa wendet sich wieder den Geschenken zu, auf denen die Nummer des Wunschzettels steht. Sie sortiert sie nach Adressen in verschiedene Säcke und große Kartons. So können die Helfer, die am 22. und 23. Dezember zum Abholen kommen, praktische Routen fahren, wenn sie die Geschenke ausliefern.

Einige sind jedes Jahr wieder dabei - auch die Lions-Clubkollegen von Amir Afschartabbar. Wenn sie mit Weihnachtsmützen an die Türen klopfen und die Pakete übergeben, hören sie im Weggehen oft noch das Lachen und die Freudenschreie der Kinder beim Öffnen der Geschenke.

Die Schüler der Jobelmannschule schreiben das Alter und Geschlecht des Kindes, für das sie ein Geschenk besorgt haben, auf die Kartons.

Die Schüler der Jobelmannschule schreiben das Alter und Geschlecht des Kindes, für das sie ein Geschenk besorgt haben, auf die Kartons. Foto: Richter

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