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Interview

THurricane: Wie politisch darf ein Festival sein?

Die Band Kraftclub auf der Bühne des Hurricane-Festivals in Scheeßel.

Die Band Kraftclub auf der Bühne des Hurricane-Festivals in Scheeßel. Foto: Heyne

Festivals können nicht unpolitisch sein, sagt Hurricane-Sprecher Jonas Rohde. Im Interview erklärt er, warum das Festival klare Kante gegen rechts zeigt.

Von Ulla Heyne Samstag, 22.02.2025, 04:00 Uhr

Scheeßel. Das brachte den Organisatoren des Hurricane-Festivals in den Kommentaren viel Lob, aber auch einige Kritik ein. Wir haben Pressesprecher Jonas Rohde gefragt, wie politisch ein Festival sein darf und sollte.

Die Instagram-Posts sind das erste Mal, dass das Hurricane-Festival explizit politisch Haltung zeigt – warum?

Wir haben uns schon immer klar positioniert, und zwar auf der Seite der Demokratie, des Pluralismus und der Meinungsfreiheit. Angesichts des derzeitigen Rechtsrucks unserer und anderer Gesellschaften war es uns ein Bedürfnis, klar Flagge zu zeigen.

Hätten Sie mit den teilweise heftigen Reaktionen auf eine ja eigentlich einfache Botschaft gerechnet?

Die Reaktionen auf unsere Postings waren fast ausschließlich positiv. Beim Blick auf vermeintliche Kritik oder Likes entsprechender Posts fällt auf, dass es sich oft um Profile ohne Bezug zur Region oder unserem Festival handelt. Zudem ist das Problem von Fake-Profilen hinreichend bekannt. Das Netz wirkt daher immer gespaltener, als es die Gesellschaft in Wirklichkeit ist – ein Grund mehr, sich diesen Raum nicht nehmen zu lassen.

Was würden Sie denen antworten, die in ihren Kommentaren gefordert haben, Festivals sollten im Sinne der Meinungsfreiheit und einer möglichen Spaltung der Gesellschaft nicht politisch sein?

Festivals können nicht gänzlich unpolitisch sein. Als kulturelle Institution und Teil der Zivilgesellschaft mit öffentlicher Strahlkraft haben wir wie alle Bürgerinnen und Bürger auch die Pflicht, für unsere Demokratie einzustehen. Während wir uns nicht mit einzelnen Parteien gemein machen würden, stehen wir klar auf der Seite jener, die unsere demokratische Ordnung respektieren. Dass man das leider nicht von allen Fraktionen des Bundestags sagen kann, ist ein Alarmsignal, das wir alle ernst nehmen müssen.

Jonas Rohde, Pressesprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio.

Jonas Rohde, Pressesprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio. Foto: Privat

Fängt die Positionierung nicht schon vorher, zum Beispiel beim Booking, an? Bei Bands wie den Ärzten, den Donots, Kraftclub oder Jennifer Rostock ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auf der Bühne politisch äußern, ja recht hoch…

Richtig, auch unsere Künstlerinnen und Künstler haben Werte und Meinungen, die sie manchmal auch öffentlich machen. Das ist auch ihr gutes Recht, sofern sie sich damit auf dem Boden der Kunst- und Meinungsfreiheit bewegen. Auch wenn wir natürlich keinen Einfluss auf einzelne Aussagen haben, schauen wir schon beim Booking, ob Artists auch bezogen auf ihre Werte zu uns passen.

Würden Sie Künstler wie Xavier Naidoo buchen oder die Böhsen Onkelz? Wie ist es mit Rappern mit frauenfeindlichen Texten?

Nein, es gibt Artists, mit denen wir von vornherein nicht zusammenarbeiten würden. Wir haben in der Vergangenheit auch Anfragen abgelehnt, weil wir der Meinung waren, dass wir nicht gut zueinander passen.

Ist das auch eine Einzelfallentscheidung?

Natürlich. Wir wollen offen und nicht dogmatisch sein. Oft muss man sehr genau schauen, wie etwas gemeint ist. Gerade in der Kunst gibt es viel Raum für Doppelbödigkeit und Provokation.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, FKP Scorpio als Wirtschaftsunternehmen würde sich aus Imagegründen in der aktuellen politischen Debatte gegen rechten Extremismus positionieren?

Diesen Vorwurf hat uns gegenüber niemand geäußert. Er ginge auch komplett an der Sache vorbei: Unser Erfolg basiert auf einer guten Veranstaltung. Und da wir erfolgreich sind, nutzen wir unsere Reichweite für Dinge, die uns wichtig sind: nicht nur durch Worte, sondern auch Taten wie Spenden oder der Kooperation mit vielen Organisationen und Vereinen.

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