THype um das Osterei: Profitieren davon auch Henne und Halter?

Bei PremiumEi in Harsefeld haben die Hennen viel Auslauf. Doch viele Verbraucher essen oft noch Eier aus Käfighaltung, ohne es zu merken. Foto: Ahrens
Nicht nur an Ostern: Die Deutschen essen immer mehr Eier. Sie sind zum Trend-Lebensmittel geworden. Das merken auch die Erzeuger im Landkreis. Doch viele Verbraucher essen unbewusst noch immer Eier aus Käfighaltung - und setzen bewusst weniger auf Tierwohl.
Harsefeld/Beckdorf. Eier gehören zu Ostern wie der Hase. Ob am Frühstückstisch, im Kuchen - oder bunt bemalt im Osternest: Die Feiertage dürften für die Halter von Legehennen wohl die erfolgreichste Zeit im ganzen Jahr sein, oder? Nur fast.
Oliver Holtermann von PremiumEi aus Harsefeld merkt die verstärkte Nachfrage vor Ostern deutlich. Am Ortsrand hält er 12.000 Hennen in Freilandhaltung. Doch ein Fest sorgt bei frischen Eiern für noch mehr Absatz: Weihnachten. „Ostern ist eine Wundertüte, aber Weihnachten ist noch stärker“, sagt Holtermann. Im Winter erstrecke sich die erhöhte Nachfrage über Wochen, weil in der gesamten Adventszeit viel gebacken wird.
Nach Ostern flacht die Nachfrage ab
Kollege Steffen Tobaben-Mehrkens aus Beckdorf bestätigt diese Hochphasen. Er hält in Beckdorf 3000 Hennen in mobilen Freiland-Ställen und 6000 Tiere in Bodenhaltung. Doch der Landwirt weiß aus Erfahrung: Die Hochzeit ist nach Ostern erst mal vorbei. Im Sommer werden deutlich weniger frische Eier konsumiert. Viele Produzenten nutzten die Zeit dann, um Tiergruppen auszustallen und neue einzustallen.
Eingefärbte, gekochte Eier gibt es von den beiden Hennen-Haltern dieses Ostern nicht. Holtermann hat das in anderen Jahren schon einige Male gemacht. Aber jetzt sind schlicht keine Eier dafür übrig. Das zeigt aber auch: „Der Eiermarkt läuft aktuell gut.“

Seit kurzem ist Steffen Tobaben-Mehrkens (rechts) auch im Landvolk-Vorstand. Foto: Ahrens
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) meldete kürzlich, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern zuletzt um sechs Stück im Vergleich zum Vorjahr auf 236 Eier gestiegen sei. Vor zehn Jahren waren es demnach noch acht Eier weniger.
Das Ei als günstige Eiweißquelle
Ein möglicher Grund dafür seien die vergleichsweise günstigen Eierpreise im Angesicht der sonst stärkeren Inflation. „Ein weiterer Grund könnte die Ausbreitung der flexitarischen Ernährungsweise sein – weniger Fleisch, dafür mehr Eier“, teilt das BZL mit.
„Es ist eine günstige Eiweißquelle, anders als beim Fleisch geht es um Centbeträge“, bestätigt Holtermann. Dass die Preise für Eier aktuell nicht in die Höhe schießen, liegt am Futtermarkt, der sich wieder entspannt hat. „50 Prozent der Kosten macht Futter aus“, sagt Tobaben-Mehrkens. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs war das für viele Halter ein Problem. Die Kosten explodierten. Wer zu einem ungünstigen Zeitpunkt Nachschub kaufen musste, hatte wenig wirtschaftliche Zeiten vor sich.
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Steffen Tobaben-Mehrkens vermarktet seine Eier alle direkt, auch in größeren Mengen an Wochenmarkt-Stände. Holtermanns Team fährt sein PremiumEi direkt in der Pappe in den Supermarkt. Er hat bei den Preisen so mehr Mitspracherecht. „Preisanpassungen wurden von den Kunden in den letzten Jahren zum Glück immer gut angenommen.“
Alles in allem scheint sich der Eierkonsum - in jüngeren Generationen - in den letzten Jahren verändert zu haben. Bohei und fast schon ein Kult entstand in Gastronomie und Internet zum Beispiel um Eier-Gerichte wie Eggs Benedict, Eggs Florentine oder Shakshuka.
Kein Boom von Freiland mehr
„Freilandeier wurden in Corona gehyped“, erinnert sich Oliver Holtermann. Dieser Trend ging zuletzt deutlich zurück. „Bodenhaltungskonsum ist gestiegen, als das Geld knapp wurde“, merkt Steffen Tobaben-Mehrkens, der auch diese Haltungsform anbietet. Es passe besser zum geschmälerten Geldbeutel und biete trotzdem Regionalität. Ein Vorteil des Produktes Frischei: Da es nur 28 Tage haltbar ist, wird es meist ohnehin nicht weit gefahren.
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Das Konzept von PremiumEi in Harsefeld findet dennoch viele Abnehmer - auch im Raum Hamburg. Holtermann geht in seiner Haltung noch über die normalen Vorschriften für Freiland hinaus und arbeitet mit dem deutschen Tierschutzbund zusammen.
Verbraucher essen unbewusst Käfig-Eier
Die Haltung in Einzelkäfigen ist in der EU nach wie vor erlaubt, in Deutschland aber seit einigen Jahren verboten. Bis Ende 2025 sind hierzulande allerdings noch Käfige für Kleingruppen erlaubt. „Bei Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln, Fertiggerichten, Mayonnaisen oder Kuchen ist eine Kennzeichnung von Haltungsform und Herkunft nicht vorgeschrieben“, warnt die Verbraucherzentrale. „In diesen eihaltigen Lebensmitteln können den Verbrauchern importierte Käfigeier ‚untergeschoben‘ werden, ohne dass sie das merken.“

Hühnereier aus Bodenhaltung liegen mit der Codenummer 2 versehen in einer Verpackung. Foto: dpa
Bei frischen Eiern haben Verbraucher aber ganz einfach die Möglichkeit, auch ohne Karton, Haltung und Herkunft zu kontrollieren. Das aufgedruckte DE steht für einen Erzeuger in Deutschland. Die Zahl davor zeigt die Haltungsform. „Wir raten dazu, keine Eier der Kategorie zwei oder drei zu kaufen“, sagt Heiner Baumgarten, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Stade. Die Ziffer drei steht für Käfighaltung, die Zwei für Bodenhaltung. Eine Eins kennzeichnet Eier aus Freilandhaltung, die Null steht für Bio. „Im Landkreis Stade gibt es viel Direktverkauf von den Höfen. Hier können sich Käuferinnen direkt vor Ort von der Qualität der Geflügelhaltung überzeugen“, rät Baumgarten.