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Tierschutz

TStreng geschützt: Männer jagen Igel im Kreis Cuxhaven - um sie zu essen

Der Braunbrustigel, Wildtier des Jahres 2024, steht in Niedersachsen auf der Vorwarnliste der Roten Liste für Säugetiere. Igel zu fangen, zu töten oder zu verletzen, ist streng verboten.

Der Braunbrustigel, Wildtier des Jahres 2024, steht in Niedersachsen auf der Vorwarnliste der Roten Liste für Säugetiere. Igel zu fangen, zu töten oder zu verletzen, ist streng verboten. Foto: dpa/Walzberg

In Osten (Kreis Cuxhaven) ist gezielt Jagd auf Igel gemacht worden. Kaum zu glauben: Die Tiere sollten offenbar gegessen werden. Die Polizei kam gerade noch rechtzeitig.

Von Maren Reese-Winne Mittwoch, 12.11.2025, 09:50 Uhr

Osten. Der Brauch hört sich so abscheulich an, dass man ihn am liebsten in den Bereich der Legende verweisen würde: Offensichtlich wurde im Kreis Cuxhaven gezielt Jagd auf Igel gemacht, um diese später zu essen.

Das haben Zeugen den „Cuxhavener Nachrichten“ berichtet. Die Polizeiinspektion Cuxhaven bestätigte dem Medienhaus, dass ihre Kollegen in Osten am Montag nach Zeugenhinweisen einen Transporter kontrolliert und darin mehrere gefangene Igel gefunden haben.

Bußgeld von bis zu 50.000 Euro

Gegen die beiden Fahrzeuginsassen, zwei Bremerhavener im Alter von 49 und 50 Jahren, wurde ein Strafverfahren nach dem Bundesnaturschutzgesetz eingeleitet. Denn Igel stehen in Deutschland unter strengem Naturschutz - für das Fangen, Verletzen oder Töten von Igeln und schon das Zerstören ihrer Fortpflanzungs- und Ruhestätten können Bußgelder in Höhe von bis zu 50.000 Euro verhängt werden.

Gegrillter Igel

Während seit Jahren auf die Gefahren für Igel durch Rasenmäherroboter hingewiesen wird und viele der Tiere ihr Leben auf der Straße lassen, hat die Jagd auf die geschützten Tiere zum Zwecke des Verzehrs eine besondere Dimension. Es soll Kulturen geben, in denen die Tiere bei lebendigem Leibe in speziellen Gefäßen in den Ofen oder in Lehm gehüllt auf den Grill kommen. Die sind allerdings Internet-Quellen zufolge eher in südlichen Ländern verortet und nicht im norddeutschen Flachland.

Das Gebiet am Ostedeich und im Außendeichgelände zwischen Osten und Großenwörden wird nach Beobachtungen der Einheimischen schon seit Jahrzehnten bevorzugt Anfang November, wenn sich die Igel in ihre Winterquartiere zurückziehen, gezielt aufgesucht, um den Tieren nachzustellen.

Mit Stöcken und Körben unterwegs

Zuletzt waren ihnen wieder Männer aufgefallen, die sich dort mit Stöcken und Körben in der Hand fortbewegten. Mit den Stöcken wühlten sie die Laubhaufen auf, unter denen die kleinen Tiere im Herbst Schutz suchen. „Nach zehn Tagen, dann, wenn sich die Igel so richtig eingeigelt und eingerichtet haben, kommen sie oft ein zweites Mal“, so die Beobachtung.

Bislang hatte die alarmierte Polizei die sich verdächtig verhaltenden Personen jedes Mal verpasst. Diesmal konnten die Beamten jedoch den beobachteten Transporter kontrollieren und darin finden, was die Zeugen vermutet hatten: Die Igel lebten noch und wurden durch die Polizeibeamten an Ort und Stelle in die Freiheit entlassen.

Was wollen die Männer?

„Wir haben früher auch schon selbst versucht, die Verfolgung aufzunehmen oder die Personen zu stoppen, indem wir ihnen in die Quere kamen“, berichtet eine Ostenerin. Einige Nachbarinnen und Nachbarn, denen die fremden Männer aufgefallen seien, hätten als Hintergrund eine Deichschau oder einen sonstigen offiziellen Anlass vermutet.

Beobachtungen der Polizei melden

Die Anwohnerin hofft, dass es sich bei den ermittelten Männern um die schon mehrfach beobachteten Personen handelt und das grausame Treiben ein Ende hat, nicht zuletzt wegen des rigorosen Bußgeldrahmens. Wer Personen beobachte, die sich mit Stöcken, Körben oder Eimern an den Igelquartieren zu schaffen machten, könne vielleicht der Polizei helfen, indem er oder sie sich Fahrzeug-Kennzeichen aufschreibe oder im Handy die Standort-Koordinaten ermittle und den Behörden melde, so ihre Idee.

Viele Möglichkeiten, Igeln zu helfen

Der Brauch, Jagd auf Igel zu machen und diese zu essen, ist für Mittel- und Südeuropa sowie England durchaus überliefert, allerdings vorwiegend für die Zeit des Mittelalters.

Wer die Tiere schützen will, gestaltet seinen Garten naturnah und insektenfreundlich, lässt Totholz und Laubhaufen liegen oder baut ihnen ein Igelhäuschen. Denn wenn im Oktober das Nahrungsangebot knapper wird, machen sich die Alttiere daran, in Erdmulden, unter Hecken oder in Reisighaufen nach einem Winterquartier Ausschau zu halten.

Im Landkreis Stade gibt es mehrere Anlaufstellen für Igelhilfe, darunter die Igelstation des TSV Tierhilfe Stade e.V. unter 0170/ 3130562 und die Igelherberge Bliedersdorf, 0176/ 20302500.

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