TLegendäre Nächte im Musikladen Heinbockel: Hier haben alle getanzt

Die Betreiber-Familie als die Gaststätte 200 Jahre alt war. Foto: Musikladen
Der „Musikladen Heinbockel“ feiert 50 Jahre Nachtleben. Von Disco bis Techno, von Schlaghosen bis LED-Lichtshows – er hat vieles miterlebt. Er übersteht Wandel und „Discosterben“. Eine Geschichte voller Musik und Gemeinschaft.
Oldendorf-Himmelpforten. Seit fünf Jahrzehnten pulsiert das Herz Heinbockels in der Dorfstraße 12 im Rhythmus der Musik: Der „Musikladen Heinbockel“ steht sinnbildlich für fünfzig Jahre kulturellen Wandels und gesellschaftlichen Aufbruchs. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1974 hat er jeden Freitag ab 22 Uhr Generationen von Nachtschwärmern angezogen und die Musik- und Tanzkultur der Region geprägt.
Eine Zeitreise durch die Musikgeschichte
Der „Musikladen Heinbockel“ wurde ursprünglich als Tanzsaal mit Livemusik von Heiner Hinrichs, seiner Frau Annegret und seinen Eltern eröffnet. Der Name wurde inspiriert von der beliebten Fernsehsendung „Musikladen“ gewählt, die erstmals 1972 ausgestrahlt wurde. Produziert von Radio Bremen und moderiert von Manfred Sexauer und Uschi Nerke, bot die Sendung eine aufregende Mischung aus Live-Auftritten und verschiedensten Musikgenres.
Diese lebendige Atmosphäre und Vielseitigkeit spiegelten die Werte wider, die Heiner Hinrichs in seiner Diskothek verwirklichen wollte.
Bereits 1975 erfolgte der komplette Übergang zur Diskothek. In den 70er-Jahren erklangen Disco und Funk, Menschen tanzten in Schlaghosen und Plateauschuhen zu Hits wie „We Will Rock You“ und „Don‘t Let the Sun Go Down on Me“. Der damalige Betreiber, Heiner Hinrichs, erinnert sich: „Wir wollten einen Ort schaffen, an dem die Menschen den Alltag hinter sich lassen können.“

Die Musikladenfamilie Hinrichs heute. Foto: Musikladen
Die 80er- und 90er-Jahre: Zwischen Wandel und Bestand
In den 80er-Jahren hielt die New-Wave- und Synthpop-Bewegung Einzug, und der „Musikladen Heinbockel“ wurde zu einem der angesagtesten Clubs der Region. Die Musik von Depeche Mode und Duran Duran, neonfarbene Kleidung und aufwendige Frisuren prägten das Bild.
Thorsten Hinrichs, der den Betrieb 1994 von seinen Eltern übernahm, beschreibt die damalige Atmosphäre: „Für die Gäste war es eine Zeit des Umbruchs und der Selbstfindung. Im ‚Musikladen‘ konnte man sein, wer man sein wollte.“
In den 90er-Jahren revolutionierte Techno die Clubszene, und der „Musikladen Heinbockel“ ging mit der Zeit. „Es war eine Herausforderung, den Spirit des ‚Musikladens‘ zu bewahren und gleichzeitig den neuen Trends gerecht zu werden“, erklärt Thorsten Hinrichs.
Neben der musikalischen Vielfalt sind es die persönlichen Geschichten, die den „Musikladen Heinbockel“ besonders machen. Es gibt Paare, die haben sich hier kennengelernt und kommen noch immer jeden Freitagabend. Auch die junge Generation schätzt den „Musikladen Heinbockel“. Thorsten Hinrichs ist nah dran an seinen Gästen und weiß, warum sie die Disco schätzen: „Hier treffen sich alle möglichen Menschen. Egal, aus welcher Generation – die Stimmung ist immer herzlich und offen.“
Eine Atmosphäre aus Nostalgie und Moderne
Betreten Besucher den „Musikladen Heinbockel“, erwartet sie ein Mix aus Nostalgie und Moderne. Die ehemalige Discokugel ist modernen LED-Techniken und aufwendigen Lichtshows gewichen. Die Barkeeper mixen eine Auswahl an internationalen Getränken, gegenüber früheren einfachen Cocktails. Verschiedene Bar- und Tanzbereiche sowie die beliebte Kellerbar ergänzen das vielseitige Angebot. Für Raucherinnen und Raucher gibt es zudem den separaten Bereich „Räucherei“.
Der „Musikladen Heinbockel“ ist mehr als nur ein Ort, an dem Musik gespielt wird. Er ist ein lebendiges Stück regionaler Geschichte, das die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 50 Jahre widerspiegelt. Er bleibt ein Symbol für das, was Nachtleben und Musik bedeuten können: Freiheit, Gemeinschaft und die Magie des Moments.

Neue Generation: die Hinrich-Geschwister. Foto: Musikladen Heinbockel
Wie der Musikladen junge Leute nach Heinbockel lockt
Wie viele andere Diskotheken musste auch der „Musikladen Heinbockel“ den Wandel der Freizeitgewohnheiten meistern. Das „Discosterben“ ist hauptsächlich auf diese Veränderungen zurückzuführen. Jugendliche verbringen heute mehr Zeit online, das Bedürfnis, sich in Discos zu treffen, hat abgenommen.
Thorsten Hinrichs beschreibt es so: „Die Jugend hat heute eine größere Vielfalt an Möglichkeiten, was den Diskothekenbetrieb vor Herausforderungen stellt.“ Soziale Medien bieten eine bequeme Alternative, Freunde zu treffen und sich zu unterhalten, ohne das Haus zu verlassen. Zudem gibt es viele Freizeitangebote wie große Festivals und spezielle Event-Locations, die Konkurrenz für klassische Diskotheken darstellen.
Der „Musikladen Heinbockel“ begegnet diesem Wandel durch attraktive Preise und abwechslungsreiche Veranstaltungen. Regelmäßige Events wie der Tanz in den Mai und altersspezifische Partys sollen sicherstellen, dass der Club auch in den kommenden Jahren anziehend bleibt.

Die Betreiber-Familie als die Gaststätte 200 Jahre alt war. Foto: Musikladen