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Medizintechnik

TBuxtehuder Unternehmen Implantcast will Millionen investieren

In der im 2023 eröffneten 3D-Druckerei produzieren Maschinen selbstständig Implantat-Bestandteile.

In der im 2023 eröffneten 3D-Druckerei produzieren Maschinen selbstständig Implantat-Bestandteile. Foto: Implantcast

60 Millionen Euro will das Unternehmen Implantcast in den kommenden Jahren an seinem Standort Buxtehude investieren. 2024 will es 75 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Wie das trotz Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt gelingen soll.

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Von Thomas Sulzyc
Dienstag, 02.01.2024, 19:20 Uhr

Buxtehude. Sinkende Produktion, weniger Investitionen: Die meisten Branchen zeigen sich pessimistisch. 30 von insgesamt 47 Verbänden, die das Institut der deutschen Wirtschaft zum Jahresende befragt hat, beurteilen ihre aktuelle Lage schlechter als vor einem Jahr. Es gibt aber Lichtblicke: Das Medizintechnik-Unternehmen Implantcast will seinen Standort in Buxtehude ausbauen.

Ein zusätzliches Bürogebäude, das Platz für 50 neue Arbeitsplätze bieten wird, ein Fahrradparkhaus und ein zusätzliches Gebäude für die Fertigung sollen bis voraussichtlich Ende 2025 an dem Standort im Gewerbegebiet Lüneburger Schanze entstehen, berichtete der geschäftsführende Gesellschafter Jens Saß im Gespräch mit dem TAGEBLATT.

Investitionen in Gebäude und Maschinen

In den kommenden fünf Jahren plant das Unternehmen, 60 Millionen Euro zu investieren. Nicht nur in Gebäude, sondern auch in Maschinen. In den vergangenen zwei Jahren hat Implantcast nach eigenen Angaben elf Maschinen für insgesamt annähernd 5,5 Millionen Euro gekauft.

In diesem Jahr sind 8,3 Millionen Euro für Investitionen in Technologien vorgesehen. Implantcast ist ein hochspezialisiertes, mittelständisches und international agierendes Medizintechnik-Unternehmen. Es produziert und vertreibt Primär-, Revisions- und Tumor-Endoprothesen.

Die Zeichnung zeigt, wie das geplante Bürogebäude von Implantcast aussehen wird. Die Fassaden sind mit Photovoltaikmodulen versehen.

Die Zeichnung zeigt, wie das geplante Bürogebäude von Implantcast aussehen wird. Die Fassaden sind mit Photovoltaikmodulen versehen. Foto: Implantcast

Bürogebäude - das klingt zunächst unspektakulär nach Verwaltung. Dort wird es aber um medizintechnische Entwicklungen gehen. „Wir produzieren 3-D-geplante Implantate. Dafür brauchen wir Platz für zusätzliche Spezialisten, Planer für patientenspezifische Implantate“, sagt Saß.

Drei Millionen Euro wird der dreigeschossige Neubau voraussichtlich kosten. Er wird mit Photovoltaikmodulen auf dem Dach und an den Fassaden zur Stromgewinnung aus Sonnenlicht ausgestattet sein. Wärmepumpen werden das geplante Bürohaus beheizen. Ende 2024 soll es fertig sein.

Fahrradparkhaus für die Mitarbeiter

Das Ziel Klimaneutralität spielt in der Unternehmensentwicklung eine wichtige Rolle. Für dieses Jahr plant Implantcast den Bau eines Fahrradparkhauses mit 160 Plätzen. Ladestationen für E-Bikes sind vorgesehen, gespeist aus Photovoltaikmodulen auf dem Dach.

Ebenfalls in diesem Jahr will Implantcast 1623 Photovoltaikmodule auf Dächer der bestehenden Betriebsgebäude bringen. Die erwartete Strommenge: 680.000 Kilowattstunden im Jahr. „Bevor wir Ackerflächen versiegeln, sollten wir alle Dächer nutzen“, sagt Jens Saß.

Jens Saß ist geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Implantcast.

Jens Saß ist geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Implantcast. Foto: Implantcast

In der Grobplanung befindet sich ein drittes zusätzliches Gebäude. Der Neubau soll für Reinigung, Verpackung und Produktion mit rechnergesteuerten Werkzeugmaschinen genutzt werden. Ende 2025 soll er fertig sein und voraussichtlich zwölf Millionen Euro kosten.

In der im vergangenen Jahr eröffneten 3-D-Druckerei produzieren Maschinen selbstständig Implantatbestandteile. In einem anderen Gebäude fräsen Roboter rechnergesteuert Prothesenteile. Das intelligente Hochregallager steuert sich selbst. Die Automatisierung ist bei Implantcast weit vorangeschritten - und dennoch schafft das Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze.

712 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen

712 Mitarbeiter beschäftigt Implantcast aktuell, im Januar 2022 waren es 637. In diesem Jahr plant das Unternehmen, 75 zusätzliche Stellen zu schaffen, davon 30 in gewerblich-technischen Berufen.

Aber: Von Fachkräftemangel, über den nahezu alle Branchen mittlerweile klagen, ist auch das Buxtehuder Medizintechnik-Unternehmen betroffen. 47 Stellen seien offen. Schleifer und Verspaner werden dringend gesucht. Auf dem Arbeitsmarkt in der Region konkurriert Implantcast mit dem Flugzeugbauer Airbus, der zurzeit kräftig einstellt.

„Wir möchten die Zahl der Auszubildenden auf 40 erhöhen“, sagt Jens Saß. Derzeit sind es 29. Im Jahr 2025 strebt Implantcast an, 60 Auszubildende und duale Studenten zu beschäftigen. Deshalb sei das Unternehmen in Gesprächen mit der Hochschule 21 in Buxtehude, um neue Studiengänge zu schaffen.

Bekenntnis zum Standort Buxtehude

Die erwartete Umsatzsteigerung ist enorm: Implantcast rechnet für 2023 nach eigenen Angaben mit 105 Millionen Euro Umsatz - 2022 sind es mehr als 88 Millionen Euro gewesen. Für das Jahr 2024 strebt Implantcast 120 Millionen Euro Umsatz an.

Droht der Standort in Buxtehude für das wachsende Unternehmen zu klein zu werden? Eine Fläche, auf der zurzeit Kraftfahrzeuge lagern, gilt als mögliche Ausbaufläche. „Unser Ziel ist, am Standort Buxtehude festzuhalten“, sagt Jens Saß.

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