T„In der Heimat herrschen andere Verhältnisse“: Kolumbianer bei der deutschen Marine

Zwei Offizierskameraden an der Marineoperationsschule in Bremerhaven: John Corredor (l.) ist Soldat der kolumbianischen Marine, Morten Meisterling der deutschen Marine. Foto: Virginia Grünhagen
John Corredor von der kolumbianischen Marine hat an der Marineoperationsschule in Bremerhaven einen Lehrgang zum Navigationsbootsmann absolviert. Bald steht die Heimreise an. Welche Eindrücke nimmt er mit nach Hause?
Bremerhaven. Bogota, die Hauptstadt des südamerikanischen Landes Kolumbien, verbindet nicht viel mit Bremerhaven. Bogota liegt auf 2.000 Meter Höhe, Bremerhaven kennt nur Ebenen. Die eine Stadt liegt in der tropischen Klimazone, in Bremerhaven ist das Wetter schön frisch. Beide Städte trennt ein Zeitunterschied von sechs Stunden und sie sind knapp 9.000 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Wie erlebt einer aus Bogota die Seestadt Bremerhaven und Norddeutschland? Eine Frage, die John Corredor beantworten kann. Der Soldat der kolumbianischen Marine lebt seit zwei Jahren in Deutschland und hat in den vergangenen 15 Monaten eine militärfachliche Ausbildung zum Navigationsbootsmann an der Marineoperationsschule (MOS) in Bremerhaven absolviert. In drei Wochen endet sein Aufenthalt in Deutschland, er kehrt in sein Heimatland in Südamerika zurück.
Bremerhavener Straßen sind sicher
Was ihm in Bremerhaven besonders auffiel? „Die Sicherheit“, sagt er. „Die Sicherheit auf den Straßen ist hier gewährleistet. In meinem Heimatland herrschen da andere Verhältnisse.“ Das ist aber nicht der einzige Unterschied. „Die Kultur bei uns ist natürlich auch etwas anders. Bei uns hört man die Musik viel lauter.“
Ein weiterer Unterschied ist das Klima. „Wir kennen keine unterschiedlichen Jahreszeiten, obwohl meine Heimatstadt Bogota auf 2.000 Metern liegt und es dort etwas kühler als an der Küste ist“, sagt er. Und sein deutscher Kamerad Morten Meisterling ergänzt: „Wir waren vor Kurzem auf Fehmarn. John hatte als einziger Winterkleidung an.“
Kursdauer abhängig vom Heimatland
Der 36-jährige Soldat aus Kolumbien ist in Bogota geboren. 2007 tritt er in die kolumbianische Marine ein. 2021 meldet er sich für einen Lehrgang in Deutschland an. Schon ein Jahr später ist er in Deutschland und lernt in Hürth bei Köln Deutsch. Der Kurs dauert neun Monate. Reicht das für die Teilnahme an einem Lehrgang in Deutschland aus?

John Corredor (l.) erhält seine Urkunde von Kapitänleutnant Sven Andre in der Marineoperationsschule in Bremerhaven. Foto: Virginia Grünhagen
„Ja“, weiß Sven Andre, Kapitänleutnant an der Marineoperationsschule in Bremerhaven. „Spanisch ist als romanische Sprache dem Deutschen nicht so fremd.“ Und weiter: „Die Länge der Sprachausbildung ist herkunftsabhängig. Bei Soldaten aus dem asiatischen Raum etwa ist er entsprechend länger.“
Etwa 5.000 Teilnehmer pro Jahr
Beim Lehrgang in Bremerhaven kann John Corredor gut mithalten. Sven Andre äußert sich anerkennend über seinen kolumbianischen Kameraden. „Corredor hat gute Leistungen gebracht, trotz Sprachbarriere. Er hat uns bereichert“, sagt er.
In diesem Jahr war John Corredor der einzige ausländische Teilnehmer. An der Marineoperationsschule Bremerhaven sind 480 Ausbilder tätig, jedes Jahr durchlaufen etwa 5.000 Teilnehmer die Kurse. „Wir haben hier ein großes Portfolio“, sagt Kapitänleutnant Andre. „Die Grundausbildung für die Marine findet hier statt. Wir bilden Funker aus, Navigationsmeister, Minenfachoffiziere.“
Besuch der Deutschen erwartet
Beim Lehrgang sind die Teilnehmer viel unter sich, es wachsen auch Freundschaften. Anlässlich der Beförderung von Corredor reisten 16 seiner deutschen Kameraden im März dieses Jahres in die kolumbianische Botschaft nach Berlin. Mit Blick auf sein Rückkehrdatum in sein Heimatland sagt Corredor, „Es gab hier eine gute Kameradschaft. Ich hoffe, die Verbindungen, die hier entstanden sind, bleiben bestehen.“ Später wollen seine deutschen Kameraden ihn in seinem Heimatland in Kolumbien besuchen.