TInnenministerin Daniela Behrens weiht neue Polizeiwache in Stade ein

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) überreicht dem Leiter der Polizeiinspektion Stade, Jan Kurzer, den symbolischen Schlüssel für die neue Wache in der Teichstraße. Foto: Vasel
Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens hat die neue Polizeiwache in der Teichstraße in Stade eingeweiht. Doch ihre Beamten haben weitere Wünsche.
Stade. In Stade hat Niedersachsen seine Hausaufgaben erledigt - nach 30 Jahren. Das Ergebnis sei großartig, so Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Knapp fünf Millionen Euro kostete das neue Wach- und Gewahrsamsgebäude, rechnete der Leiter des Staatlichen Baumanagements Elbe-Weser, Stefan Müller, vor der Schlüsselübergabe vor.
Die geplante Bauzeit von zwei Jahren wurde eingehalten. Mit schusssicheren Fenstern, Videoüberwachung, Schleuse, Umzäunung und moderner Waffenkammer hat das Land viel in die Sicherheit investiert. Des Weiteren gebe es endlich getrennte Umkleiden und Sanitärräume für Männer und Frauen, so der Leiter der Polizeiinspektion Stade, Jan Kurzer.
Viele Firmen aus der Region profitierten vom Neubau
In der neuen Wache ist der Einsatz- und Streifendienst untergebracht, inklusive Erkennungsdienst und Tatortgruppe. Rund 70 Polizisten arbeiten im Schichtdienst in dem Neubau. Auf dem Dach liefert eine Photovoltaik-Anlage den Strom für die Wache. Für Kurzer und Polizeivizepräsident Jens Eggersglüß ist der Neubau ein Meilenstein.

Gemeinsam mit der Ministerin Daniela Behrens (SPD, links) besuchten unter anderem die Landtagsabgeordneten Birgit Butter, Melanie Reinecke (beide CDU) und Corinna Lange (SPD) mit Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) die neue Polizeiwache. Foto: Vasel
Rund 40 Firmen hätten von der Investition profitiert - viele aus der Region. 2024/2025 wird auch sein nächster Bau für die Ministerin fertig, in Cuxhaven entsteht für 17 Millionen Euro ein Neubau für die dortige Polizeiinspektion. Trotz alledem: Es müsse weiter investiert werden, zuletzt wurde der Sanierungsstau laut Innenministerium mit 225 Millionen Euro beziffert.
Auf ihren ersten Reisen durch das Land nach der Amtsübernahme habe sie „viel nicht so Schönes gesehen“, sagte Behrens mit Verweis auf die mehr als 500 Polizeidienststellen. „Ein Großteil ist dringend sanierungs- und modernisierungsbedürftig.“ Sie appellierte an die drei Landtagsabgeordneten Corinna Lange (SPD) sowie Birgit Butter und Melanie Reinecke (beide CDU), sich gemeinsam mit ihr weiter für Investitionen in die Sicherheit starkzumachen.
Die stellvertretende Landrätin Birgit Butter und der Stader Bürgermeister (beide CDU) lobten die enge Zusammenarbeit - beim Schutz vor häuslicher Gewalt (Frauenhaus), aber auch bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Hartlef dankte der Polizei für ihren Einsatz nach der tödlichen Messerattacke im Zuge eines Streit zwischen dem Al-Zein- und dem Miri-Clan. Aktuell sind mehr Streifen unterwegs. Butter machte deutlich, dass der Rechtsstaat nicht durch Kriminelle unterhöhlt werden dürfe. Sie verwies auf die 2020 zwischen Polizei, Behörden und Kommunen geschlossene Sicherheitspartnerschaft - zur Intensivierung der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Clan-Kriminalität im Kreis Stade.

Erkennungsdienst: Der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizeiinspektion Stade, Ralf Michaelis, nimmt Vize-Landrätin Birgit Butter (CDU) die Fingerabdrücke ab. Nachmittags gab es einen gut besuchten Tag der offenen Tür für die Bürger. Foto: Vasel
Zahl der Staftaten steigt um 5,6 Prozent an
Das sei letztlich auch eine Form der Wertschätzung für die 25.000 Mitarbeiter der Polizei im Land. Mit 19.500 Polizisten gebe es „so viele wie noch nie in der Geschichte des Landes Niedersachsen“. Allerdings gebe es auch viel zu tun. Die Kriminalstatistik spreche eine deutliche Sprache, die Zahl der Straftaten war 2023 um 5,6 Prozent auf 553.200 gestiegen. Messer- und Jugend-Kriminalität sowie Respektlosigkeit und Gewalt gegenüber Polizisten beunruhigten sie besonders.
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Mit dem Neubau sei Stade als Standort der Inneren und der Sozialen Sicherheit gestärkt worden, so Behrens. Doch alle Wünsche hat die Ministerin mit dem Neubau noch nicht erfüllt. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Kevin Komolka, sowie die Personalratsvorsitzenden Cord Varrelmann (Stade) und Regina Jähnichen (Lüneburg) nutzten die Gelegenheit für ein Gespräch mit der Ministerin.
Blaulichtfahrt nach Balje dauert 40 Minuten - Mehr Rund-um-die-Uhr-Wachen gefordert
Sie wünschen sich mehr Entlastung von Polizisten von Verwaltungsarbeiten (mehr Kräfte für den Einsatz) und angesichts steigender Bevölkerungs- und Straftatenzahlen auch mehr Polizei im Landkreis Stade.

Die Personalratsvorsitzenden Cord Varrelmann (Stade) und Regina Jähnichen (Lüneburg) im Gespräch mit Ministerin Daniela Behrens (von links). Foto: Vasel
Hinzu kommt: Nachts müssen die Stader den Raum bis Balje abdecken. Selbst mit Blaulicht dauert die Fahrt 40 Minuten. Ein dritter Streifenwagen müsse nachts in Stade her, mit Blick auf die A26 und die geplante Elbquerung müsse es - ähnlich wie in Rotenburg - auch im Kreis Stade mehr als zwei Rund-um-die-Uhr-Wachen geben. In Rotenburg gibt es sogar vier, so Komolka. Varrelmann und Jähnichen sehen ihre Wünsche bei der Ministerin gut aufgehoben. Behrens verwies auf die Polizeidirektion, die ihr Personal selbst verteilen könne. Die Forderung werde aber in der Führung diskutiert, versicherte Kurzer.
Hancken-Klinik machte den Polizei-Neubau möglich
Bei dem am Freitag gefeierten Neubau spielte auch die benachbarte Hancken-Klinik eine große Rolle. Die Privatklinik hatte 2019/2020 den Neubau der Wache möglich gemacht, nachdem sich die Familie Hancken mit dem damaligen Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) über den Kauf von Haus 3 geeinigt hatte. Dabei handelt es sich um das ehemalige Schwesternwohnheim des 1929/1931 errichteten städtischen Krankenhauses.
In dem ist seit 1967 - nach Inbetriebnahme der neuen Klinik auf dem Schwarzen Berg - die Polizeiinspektion Stade untergebracht. Klinik-Chef Dr. Christoph Hancken und sein Sohn Constantin Hancken kündigten am Freitag an, dass das Gebäude im Herbst dieses Jahres abgerissen werden soll. Damit wird der Platz für den Neubau eines Bettenhauses - verbunden mit der Verlegung des Parkplatzes - geschaffen. Das Ex-Schwesternwohnheim im Bleicherweg war aus Brandschutzgründen für die Polizei ohnehin lediglich eingeschränkt nutzbar, lange Zeit war es Domizil von Verfügungseinheit und Hundeführern.

Ministerin Daniela Behrens, Polizeichef Jan Kurzer sowie Stefan Müller und Carina von Studnitz vom Staatlichen Baumanagement Elbe-Weser bei der Schlüsselübergabe (von links). Foto: Vasel