Zähl Pixel
St. Wilhadi

TJesus wäre kein Lobbyist: Ungewöhnliche Antworten von Stades neuer Pastorin

Ann-Katrin Hamsch ist begeistert von Stade und der Wilhadi-Gemeinde.

Ann-Katrin Hamsch ist begeistert von Stade und der Wilhadi-Gemeinde. Foto: Stehr

Würde Jesus heute E-Auto fahren, Lastenrad oder doch einfach zu Fuß gehen? Ann-Katrin Ramsch hat dazu eine klare Meinung. Ein etwas anderes Interview.

author
Von Lena Stehr
Samstag, 04.10.2025, 17:50 Uhr

Stade. TAGEBLATT: Haben Sie schon mal über etwas in der Bibel herzlich gelacht, Frau Hamsch?

Ann-Katrin Hamsch: Andauernd. Es gibt viele witzige und auch skurille Bibelgeschichten. Mir fällt aber gerade keine pressetaugliche ein. Bei den Pfadfindern am Lagerfeuer erzähle ich manchmal welche. Auf jeden Fall entdecke ich in der Bibel immer wieder etwas neues, dieses dicke Buch bleibt immer spannend. Man wird nie fertig damit.

Wenn Sie eine fiktive Figur in Ihrer Gemeinde willkommen heißen könnten: Wen würden Sie wählen und warum?

Entweder Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga, weil beide unkonventionelle Gestalten sind, die häufig anecken. Ihnen würde ich gerne sagen: Schön, dass du hier bist, es ist gut so, wie du bist. Für mich ist das die zentrale Botschaft. Kirche lebt von bunter Unterschiedlichkeit.

Welche Frage würden Sie Gott stellen, wenn Sie garantiert eine klare Antwort bekämen?

Ich habe keine konkrete Frage aber ein festes Vertrauen, dass ich Gott wirklich irgendwann treffen werde und ihn Dinge fragen kann. Es gibt natürlich keine Garantie. Aber eine unumstößliche Zuversicht und der Glaube tragen mich und meine Familie durch das Leben. Auch wenn manchmal Dinge passieren, die wir nicht verstehen. Wer weiß, wozu sie gut sind?

Was glauben Sie: Würde Jesus heute E-Auto fahren, Lastenrad oder doch einfach zu Fuß gehen?

Jesus würde sich auf keinen Fall für irgendeinen Lobbyverein einspannen lassen und sein eigenes Ding machen. Er würde irgendwie Aufsehen erregen mit dem was er tut und hätte unkonventionelle Antworten auf vieles. Ob unsere Gesellschaft aber für ihn offen wäre, weiß ich nicht. Ich empfehle an dieser Stelle das Buch „Jesus, die Milch ist alle“ von Jonas Goebel.

Gab es schon mal einen Moment in dem Sie dachten: Hätte ich mal lieber etwas völlig anderes gelernt?

Ich hatte schon immer viele unterschiedliche Ideen, aber mit 17 wusste ich, dass ich Pastorin werden will. Damals war ich Teamerin und habe zufällig beim Kirchentag in Hamburg die kreative Jugendarbeit am Michel kennengelernt. So wie die jungen Pastoren der Internationalen Jugendtage wollte ich auch werden. Ich kann mir keinen erfüllenderen und abwechslungsreicheren Beruf vorstellen. Er deckt die ganze Bandbreite des Lebens ab. Neben der Jugendarbeit liegt mir besonders auch die Trauerarbeit am Herzen.

„Es hat mich umgehauen“, sagt Ann-Katrin Hamsch über den Moment, als sie die Wilhadi-Kirche zum ersten Mal betrat.

„Es hat mich umgehauen“, sagt Ann-Katrin Hamsch über den Moment, als sie die Wilhadi-Kirche zum ersten Mal betrat. Foto: Stehr

Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal in die St. Wilhadi-Kirche kamen?

Es hat mich umgehauen. Weniger die Pracht als solche, sondern eher das Gefühl von Spiritualität. Mein Mann Gregor arbeitet ja seit Mai dieses Jahres im Kirchenamt Stade und es war klar, dass ich mit unseren beiden Töchtern mit hierherziehe und einen neuen Job brauche. Ich habe mich damals langsam an den Altar herangeschlichen und mich gefragt: Kann ich das?

Mit dieser Stelle in dieser besonderen Kirche und in dieser schönen Stadt habe ich das große Los gezogen. Vor allem, weil die Menschen mich alle so freundlich und herzlich empfangen haben und weil es hier so viele tolle Gruppen und engagierte Ehrenamtliche gibt. Meine Vorgängerin Claudia Brandy hat super Arbeit geleistet.

Wo würden wir Sie in Stade am ehesten mal in der Freizeit treffen?

Mein Mann und ich gehen gerne in der Altstadt spazieren. Diese Fachwerkromantik hatten wir ja vorher nicht. Ich liebe auch den Wochenmarkt und bin gerne in meinem Garten.

Können Sie Stade in drei Worten beschreiben?

Wunderschön, freundlich und lecker. Mir gefällt auch das Schreien der Möwen viel besser als das Gurren der Stadttauben in Berlin.

Zum Schluss noch eine Standardfrage: Was ist Ihnen als Pastorin wichtig?

Für mich ist es eine Ehre, Teil einer positiven Gemeinschaft zu sein und selbstverständlich, dass ich Ehrenamtlichen auf Augenhöhe begegne. Niemand muss fürchten, dass ich plötzlich alles umschmeiße, was jahrelang gut funktioniert hat. Ich bin aber offen für Neues und habe auch von vielen Gemeindemitgliedern gespiegelt bekommen, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es war. Ich habe viele Ideen, möchte aber erst mal gucken, was wirklich zu Wilhadi passt.

Zur Person: Ann-Katrin Hamsch ist 47 und kommt aus Westberlin. Ihr Theologiestudium führte sie nach Neuendettelsau in Mittelfranken, Leipzig, Jerusalem und Berlin. Zuletzt hat Ann-Katrin Hamsch in der Ostprignitz in Brandenburg und in Berlin gearbeitet. Mit ihrem Mann Gregor, der seit Mai im Kirchenamt Stade tätig ist, hat sie zwei Töchter. Die 13-jährige Josephine geht aufs Internat in St. Afra, Meißen, die 10-jährige Margaretha ist Schülerin des Vincent-Lübeck-Gymnasiums. Am Sonntag, 5. Oktober, um 15 Uhr wird Ann-Katrin Hamsch durch den Superintendenten in ihr Amt eingeführt.

Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.

Die Redaktion empfiehlt
Weitere Artikel