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Sommercamp in Dänemark

Jugend-Zeltlager Lille Bodskov verwüstet: Stader helfen nach Jahrhundert-Flut

Der einstige Weg zum Strand führt derzeit ins Nirgendwo.

Der einstige Weg zum Strand führt derzeit ins Nirgendwo. Foto: Kreisjugendpflege Stade

Seit mehr als einem halben Jahrhundert reisen Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis an die dänische Ostsee. Eine Jahrhundert-Flut beschädigte das Gelände massiv. Jugendliche und Betreuer waren live dabei. Nun helfen Stader beim Aufräumen.

Von Redaktion Montag, 20.11.2023, 17:50 Uhr

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Lille Bodskov. 14 Kinder und fünf Jugendleiter aus dem Landkreis Stade waren dabei, als in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober die Jahrhundert-Sturmflut über große Teile der Ostseeküste hereinbrach.

Die 10-jährige Emily aus Buxtehude erzählt, wie das Pfeifen des Windes und das laute Tosen der Wellen die ganze Nacht zu hören waren: „Das war schon richtig aufregend. Wir haben ganz lange in der Stube am Kaminfeuer gesessen und Spiele gespielt.“

Die Gäste waren die gesamte Zeit über keiner Gefahr ausgesetzt. Das massiv gebaute Gutshaus auf dem Lagerplatz Lille Bodskov liegt deutlich erhöht ein ganzes Stück von der Steilküste entfernt. „Angst, dass uns etwas passieren könnte, hatten wir nicht“, berichtet sie.

Das ehrenamtliche Team hilft, bei der Pflege der Ferienanlage.

Das ehrenamtliche Team hilft, bei der Pflege der Ferienanlage. Foto: Kreisjugendpflege Stade

Die Strandanlagen nahmen jedoch schweren Schaden. Am nächsten Morgen hätten die Kinder gesehen, dass die Brücke zum Strand völlig kaputt sei. Der einstige Weg zum Strand endet im Nirgendwo, ein Teil der Steilküste wurde mit dem Rest der Treppe nach unten wurde in die Ostsee gespült.

„Einen Tag vorher sind wir da noch zum Strand heruntergegangen. Das war dann schon ein komisches Gefühl“, so die Schülerin.

Weitere Stürme erwartet

Schlimmer noch traf es die Küste links und rechts vom Lagerplatz: Große Teile der Steilküste waren abgebrochen, viele entwurzelte Bäume lagen am Strand.

Das eine Woche nach dem Sturm eingetroffene Team aus dem Landkreis Stade war entsetzt über die Zerstörung, die entlang der Küste nach Abzug des Wassers vorzufinden war. Teile von Booten wurden ebenso am Strand gefunden wie angespülte Fundamente sowie sehr viel großer und kleiner Müll.

Gemeinsam mit dem Verpächter des Grundstückes, Hans-Christian Lassen, wird derzeit geplant, die Brücke zu ersetzen. Dies muss aber bis 2024 warten. Meterologen erwarten noch einige Herbst- und Winterstürme.

Erst im Frühjahr können die Verantwortlichen dann beurteilen, wie stark die Sturmflut die heruntergespülte Steilküste in Mitleidenschaft gezogen hat – und was für den Wiederaufbau benötigt wird.

Einige Teile von Dänemark traf es noch härter, wie hier in Rödwig.

Einige Teile von Dänemark traf es noch härter, wie hier in Rödwig. Foto: Nils Meilvang/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

Viel Arbeit für Ehrenamtliche – aber auch Jubel

Auch abseits der Sturmschäden hatte das ehrenamtliche Instandsetzungsteam genug zu tun. Im nächsten Jahr wird die Ferienanlage in Lille Bodskov 60 Jahre alt. Dem Gelände und den Gebäuden soll das Alter natürlich nicht angesehen werden. „Also wurde fleißig gehämmert, gesägt, gestrichen und gefliest“, teilt der Landkreis mit.

Neben all der harten Arbeit gab es aber auch etwas zu feiern. Drei Jubilare wurden gewürdigt. Seit 25 Jahren engagieren sich Gerrit Nahmacher und Bernhard Jaro Lietzmann und seit 20 Jahren Andre Krause für das Zeltlager in Lille Bodskov. Alle drei machten bereits in ihrer Schulzeit ihre Jugendleiterausbildung und fuhren fortan als Betreuer ins Zeltlager nach Lille Bodskov.

Einige sind seid Jahrzehnten als Helfer dabei und wurden zuletzt - zwischen harter Arbeit - für ihr Engagement geehrt.

Einige sind seid Jahrzehnten als Helfer dabei und wurden zuletzt - zwischen harter Arbeit - für ihr Engagement geehrt. Foto: Kreisjugendpflege Stade

Mit den Jahren und wachsender Erfahrung haben sie auch größere Aufgaben, wie zum Beispiel die Lagerleitung des Zeltlagers, übernommen. Heute engagieren sie sich vor allem im Auf- und Abbau des Zeltlagers und während der Instandsetzungstouren.

„Generationen von Jugendleitern konnten von den dreien so einiges lernen“, erklärt Daniel Beneke vom Landkreis. Die insgesamt 120 Ehrenamtlichen seien dafür verantwortlich, dass jährlich 350 Kinder und Jugendliche ihre Ferien an der dänischen Ostsee verbringen können.

Hilfe im Wert von 40.000 Euro

Das ehrenamtliche Instandsetzungsteam hat in den vergangenen zwei Jahren besonders hart gearbeitet. Da viele erfahrene, im Handwerk tätige Fachkräfte dabei sind, kamen alleine 2022 und 2023 ehrenamtlich erbrachte Dienstleistungen im Wert von mindestens 40.000 Euro zustande.

„Viele der Ehrenamtlichen sind bereits seit ihrer Schulzeit im Lille-Bodskov-Team aktiv und bringen mit fortschreitendem Alter große Erfahrungs- und Wissensschätze mit“, jubelt Beneke. Diese würden wiederum die jüngeren Teammitglieder anleiten und ihr Wissen und ihre Fertigkeiten weitergeben.

„Lille Bodskov ist daher viel mehr als die sechs Wochen Zeltlager im Sommer. Dies ist ein Thema, das wir im nächsten Jahr zum 60. Geburtstag deutlich herausarbeiten wollen“, kündigt die Kreisjugendpflege an.

Urlaubsplanung für 2024 beginnt dennoch

Ab Montag, 4. Dezember, nimmt die Kreisjugendpflege wieder Anmeldungen für die Sommer-Camps in Lille Bodskov entgegen. Für 255 Euro können Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 16 Jahren zwei tolle Wochen Sommerferien genießen und gemeinsam mit dem Team an Ehrenamtlichen den 60. Geburtstag dieses ganz besonderen Platzes feiern. (PM/lw)

Der einstige Weg zum Strand führt derzeit ins Nirgendwo.

Der einstige Weg zum Strand führt derzeit ins Nirgendwo. Foto: Kreisjugendpflege Stade

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