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TKäse, Kinder, Karriere: Elsdorferin startet nach Elternzeit durch

Stephanie Heidrich aus Elsdorf steht in ihrer mobilen Käserei.

Stephanie Heidrich in ihrer mobilen Käserei, mit der sie die Kunden im Großraum Norddeutschland anfährt. Foto: ZZ/ Hennings

Müttern mit Kindern wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft schwer gemacht. Das stellte auch Stephanie Heidrich fest, als sie nach der Elternzeit wieder einsteigen wollte. Sie ließ sich aber nicht entmutigen und fand die perfekte Lösung.

Von Sabine Hennings Sonntag, 05.10.2025, 12:50 Uhr

Elsdorf. Elternzeit vorbei. Und nun? Eigentlich wollte Stephanie Heidrich mit drei kleinen Kindern nur noch in Teilzeit arbeiten, aber einen Job mit reduzierter Stundenzahl in der Nähe fand die gelernte Molkereifachfrau aus Elsdorf nicht. Schließlich fing sie bei einer mobilen Käserei in Stade an. Über ein Jahr fuhr sie bei Wind und Wetter die Strecke hin und zurück.

Die Arbeit machte der 41-Jährigen viel Spaß, erzählt sie, aber die lange Fahrt gar nicht. Und dann entstand im Gespräch mit einem Bekannten beim Glas Wein die Idee, eine eigene mobile Käserei aufzubauen. „Das war eigentlich die typische Schnapsidee“, erinnert sich Stephanie Heidrich. Aber weil sie, wie sie sich selber bezeichnet, „eine Frau der Tat“ ist, wurden aus ersten Ideen schnell konkrete Pläne.

Ende 2017 ging es los mit Heidi´s mobiler Käserei. Zuerst wurde ein Anhänger entsprechend ausgestattet mit allem, was es braucht, um aus frischer Milch herzhaften Käse zu produzieren. Sie fand wenige Minuten von ihrem Zuhause entfernt einen 70 Quadratmeter großen Raum, in dem die Käselaibe in Ruhe reifen können, und ein Büro, denn die Handarbeit ist nur ein Teil der Selbstständigkeit.

Ein reifender Käselaib von Stepahnie Heidrich.

Ihr Reifelager hütet Stephanie Heidrich wie ihren Augapfel. Hier liegen die Käselaibe, bis sie das richtige Aroma haben. Foto: ZZ/ Hennings

Büroarbeit nimmt großen Teil der Zeit in Anspruch

„Die Finanzierung, die richtige Rechtsform, Versicherungen, die lebensmittelrechtlichen Vorschriften und Hygienerichtlinien, Lieferketten, Steuern, Personal, Marketing - die Bürokratie ist nicht zu unterschätzen bei der Selbstständigkeit. Sie macht ungefähr die Hälfte des Arbeitsaufwandes aus“, hat die Elsdorferin festgestellt.

Stephanie Heidrich knüpfte Kontakte zu Milchbauern und startete. Für eine junge Mutter und Ehefrau, die nebenbei das „kleine Familienunternehmen“ managt, keine Kleinigkeit. „Das war anstrengend“, erinnert sie sich. Im ersten Jahr hat sie alleine gearbeitet und war gefühlt Tag und Nacht in ihrer kleinen Firma beschäftigt.

Käse in einem Kühlregal in Heidis Käserei.

Ganz junger Schnittkäse oder länger gereift, mit Kräutern und Gewürzen oder ganz pur: Das Sortiment von Stephanie Heidrich ist vielfältig. Foto: ZZ/ Hennings

Und ihre mobile Käserei lief. So gut, dass sie immer mehr Mitarbeiter einstellte. „Auch mein Mann war eine Zeit lang als Teilzeitkraft bei mir beschäftigt.“ Nach zwei Jahren war Stephanie Heidrich bereits die Chefin von zehn Mitarbeitern und hatte irgendwann das Gefühl, nur noch im Büro zu sitzen. Ihr Spaß an der Käseproduktion blieb dabei auf der Strecke. „Heute habe ich nur noch vier Mitarbeiter und 40 Prozent der Verwaltungsarbeit. Das soll auch so bleiben.“

Zeit für die vielen anderen Engagements

Und überhaupt das Thema „Chefin sein“: „Das war am Anfang schwierig“, gesteht sie. Die mobile Käserei war praktisch ihr viertes „Baby“ und es fiel ihr schwer, Aufgaben abzugeben. „Inzwischen habe ich das gelernt. Am Ende liegt die Verantwortung aber immer bei mir. Wenn sich die falschen Bakterien in der Milch angesiedelt haben, muss ich die Havarie wieder in den Griff kriegen.“

Bereut hat Stephanie Heidrich den Schritt in die Selbstständigkeit nie. „Ich möchte nicht wieder als Angestellte arbeiten. Es ist doch ein Luxus, dass ich mir meine Zeit so einteilen kann, wie es am besten passt.“

Das war in den vergangenen Jahren auch ganz praktisch für die Elsdorferin, denn so konnte sie neben Familie und Unternehmen auch im Elsdorfer Sportverein als Übungsleiterin für Rehasport, in den unterschiedlichsten Elternvertretungen und bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv sein. Bei der Feuerwehr hat sie auch den Lkw-Führerschein gemacht. Damit fährt sie seit 2021 den Lkw, in dem die mobile Käserei heute ihren Platz hat.

Das Geschäftsfeld mit den Jahren immer erweitert

„Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Familie hätte das in den letzten Jahren nicht funktioniert. Natürlich haben sich meine Kinder manchmal beschwert, dass ich viel Zeit in die Firma investiert habe, aber sie standen trotzdem immer alle hinter mir“, freut sich Stephanie Heidrich.

Inzwischen hat sie sich einen Namen erarbeitet und immer neue Ideen, wie sie ihr Geschäftsfeld erweitern kann. So gibt es inzwischen Käse, den sie selbst vertreibt und mit anderen regional produzierten Lebensmitteln in ihrem kleinen Hofladen direkt an der Hauptstraße durch Elsdorf anbietet. Auch andere Hofläden der Region bieten ihren Käse an, außerdem veranstaltet sie Hoffeste und Verköstigungen.

„Meine neueste Idee ist ein Verkaufswagen. Wann der aber zum Einsatz kommt, steht noch nicht fest“, berichtet die umtriebige Unternehmerin. (ZZ)

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