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Fachkräftemangel

TKatastrophe für arbeitende Eltern: In Ahlerstedt fehlen Hortplätze

Knackpunkt Kinderbetreuung: Fast alle Ahlerstedter Kindertagesstätten sind voll belegt, es sind nur wenige Restplätze vorhanden.

Knackpunkt Kinderbetreuung: Fast alle Ahlerstedter Kindertagesstätten sind voll belegt, es sind nur wenige Restplätze vorhanden. Foto: dpa

Rechtsanspruch erfüllen oder die Betreuungslücke bei den Grundschulkindern schließen? In Ahlerstedt zeichnet sich ab, dass zum neuen Schuljahr zu wenig Hortplätze da sind. Für arbeitende Eltern ist das eine Katastrophe - und ihre Kritik ist deutlich.

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Von Miriam Fehlbus
Donnerstag, 29.02.2024, 13:50 Uhr

Ahlerstedt. Das Unverständnis bei den Ahlerstedter Eltern ist groß. Sie haben sich auf das landesweit gesetzlich verankerte Versprechen verlassen, dass die Kinderbetreuung sichergestellt ist. Doch nun hat es auch den Ort erwischt, der lange ohne Warteliste auskam, weil frühzeitig Raum geschaffen und Personal angeworben wurde. Zwölf Hortplätze werden nach derzeitigem Stand der Anmeldungen zum neuen Schuljahr fehlen. Zur Einordnung: Im aktuellen Kindergartenjahr sind 16 Hortplätze belegt.

Grundschüler fallen in die Betreuungslücke

Die Diskussion im zuständigen Ausschuss der Gemeinde Ahlerstedt wird geführt, weil zum August der Rechtsanspruch gefährdet ist. Es gäbe Wartelisten für Krippenkinder (ein bis drei Jahre) und Kita-Kinder in den Elementargruppen (über drei Jahre bis zur Einschulung). Hier können die Eltern auf ihr Recht klagen, anders als beim Hortangebot, das ist eine freiwillige Aufgabe.

Fast alle Ahlerstedter Kindertagesstätten sind voll belegt, es sind nur wenige Restplätze vorhanden, zeigt die Aufstellung des evangelisch-lutherischen Kindertagesstättenverbands Buxtehude als Träger aller Einrichtungen in der Harsefelder Mitgliedsgemeinde. Deshalb hat der Leiter der Kita De Dörpskinner, Hannes Morgenstern, eine Umstrukturierung angeregt. Profitieren würden die Eltern von jüngeren Kindern. Die Grundschüler fallen zum Teil in die Betreuungslücke. Erst ab 2026 kommt die Ganztagsschule.

Große Unsicherheit für berufstätige Eltern

Zu wenig Plätze, keine Alternativen und eine Warteliste beim Hortangebot. Von den anwesenden Eltern wird die Frage gestellt, ob denn keine Geburtenstatistik vorliege. Es sei doch absehbar, was an Zahlen auf die Kommune zukomme. Von schlechter Planung ist die Rede. Für die Eltern gehört die Schließung der Wangerser Einrichtung mit zum Problem. Bürgermeister Uwe Arndt (Freie Wählergemeinschaft) versucht, wiederholt die Situation zu schildern, die dazu geführt hat. Für die Eltern bleibt die zentrale Erkenntnis: „Jedes Jahr macht man sich neue Sorgen und weiß nicht, ob man wirklich Beruf und Familie kombinieren kann.“ Es ist die Aussage einer Mutter in der Sitzung, und keiner der Politiker mag ihr hier widersprechen.

Wangersen: Schließung wegen Personalproblemen

Das Problem, sagt Uwe Arndt, sei die Situation bei den Fachkräften. Eine Einrichtung wie in Wangersen war kaum noch personell zu besetzen. Kleine Einheiten sorgen schon bei einem kurzfristigen Krankheitsfall für Ausfälle. Anerkannte Sozialassistenten oder Kinderpflegerinnen dürfen die Gruppen nur aufrecht erhalten, wenn Erzieher/ Sozialpädagogen anwesend sind. Je kleiner die Einrichtung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die passende Besetzung nicht sichergestellt werden kann.

In Wangersen wurde die Lösung gewählt, zwei Einrichtungen zusammenzuführen. Im Kinnerhus in Ahrenswohlde, wo damals 37 Plätze von 50 belegt waren, kamen die 13 Kinder aus Wangersen unter. Die beiden größten Einrichtungen in der 5.500-Einwohner-Gemeinde Ahlerstedt haben 120 (Regenbogen) und 100 (de Dörpskinner) Plätze. Dazu kommt eine weitere Einrichtung in Oersdorf (25). 60 Kinder wurden im vergangenen Jahr geboren.

Umwandlung in altersübergreifende Gruppen

Hannes Morgenstern stellt den Vorschlag zur Umwandlung von zwei Elementar- und einer Hortgruppe in drei altersübergreifende Gruppen in seiner Kindertagesstätte vor. Nur so könnten Krippenkinder, die demnächst drei Jahre alt werden, in eine Gruppe innerhalb der Einrichtung wechseln. Das Hortangebot sei im vergangenen Sommer mit 16 Plätzen nicht ausgelastet gewesen, erklärt Morgenstern weiter. Auch würden nicht alle Familien alle Tage in der Woche in Anspruch nehmen. Doch die Situation ändert sich.

Mit der Neuregelung der Kita-Gebühren 2018 wurde die Betreuung für die letzten drei Kita-Jahre in Niedersachsen kostenlos. Das hat Familien insgesamt anders planen lassen. Sechs Jahre weiter sind die Kinder von damals in der zweiten oder dritten Klasse.

Einfache Rechnung geht rechtlich nicht auf

Gemischte Gruppen in Ahlerstedt sollen ab August 2024 für die effektive Nutzung des Gebäudes sorgen. Beim Hort würde immer erst nachmittags der Raum genutzt. Eine Mutter möchte wissen, warum nicht die Vormittagsgruppe bis dahin in dem Bereich betreut wird. Das ginge nicht, erklären die Fachleute. Es gibt Personalschlüssel und Raumaufteilungen, die eine so einfache Rechnung verhinderten. Es sind nur fünf Gruppen möglich. Durch die gemischten Gruppen könnten Elementarplätze geschaffen werden. Auch bei den Krippenkindern würden Plätze entstehen. „Wir können mehr Kinder betreuen, wobei wir die Kröte schlucken müssen, dass wir nicht alle Hortkinder betreuen können. Aber was sollen wir machen?“, fasst Lüder Pott (CDU) die Situation zusammen. Das Ergebnis der Abstimmung: einstimmig für die Umstrukturierung.

Knackpunkt Kinderbetreuung: Fast alle Ahlerstedter Kindertagesstätten sind voll belegt, es sind nur wenige Restplätze vorhanden.

Knackpunkt Kinderbetreuung: Fast alle Ahlerstedter Kindertagesstätten sind voll belegt, es sind nur wenige Restplätze vorhanden. Foto: dpa

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