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Rasselbande

TKatzen fast verhungert, Hunde isoliert? Massive Vorwürfe gegen Gnadenhof

Die Tierschützer bemängeln, dass Katzen viel zu lange in Käfigboxen bleiben müssen. Das Foto wurde im Tiergnadenhof aufgenommen.

Die Tierschützer bemängeln, dass Katzen viel zu lange in Käfigboxen bleiben müssen. Das Foto wurde im Tiergnadenhof aufgenommen. Foto: Bremervörder Zeitung

Seit fast 20 Jahren gibt es bereits den Tiergnadenhof Rasselbande in Sandbostel. Tierschützerinnen sind mit der Unterbringung der Tiere unzufrieden.

Von Birgit Pape Mittwoch, 21.05.2025, 17:50 Uhr

Selsingen. „Wir haben bereits alles versucht, auf die Zustände dort hinzuweisen, fanden aber bei den Behörden nur wenig Gehör“, erklären die beiden Frauen, die anonym bleiben wollen. Der Redaktion der „Bremervörder Zeitung“ sind die Namen bekannt. Es gibt viele Kritikpunkte, die die Frauen vortragen. Eine der beiden war vor einigen Jahren etwa zwei Jahre lang als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Tiergnadenhof tätig.

Sie behauptet, dass die Leiterin Christine Gienow mit der Unterbringung der zahlreichen Tiere überfordert sei. „Nur wochentags von 9 bis 14 Uhr gibt es Hilfe von wenigen Mitarbeitern. In der restlichen Zeit sind Christine Gienow und ihr Mann alleine mit den Tieren. Ich habe erlebt, dass kleine Katzen fast verhungert sind, wenn sie von 14 Uhr bis zum nächsten Morgen kein Futter bekommen“, berichtet eine der Frauen. Neben den etwa 60 Hunden im Tiergnadenhof, würde Christine Gienow noch etwa 20 Hunde im privaten Wohnhaus halten. „Das Haus darf niemand betreten. Niemand weiß, wie es dort aussieht“, erklärt eine der Kritikerinnen.

Tiere mit Rattenbissen

Wie es in den offiziellen Räumen des Tiergnadenhofs zumindest zeitweise ausgesehen hat, zeigen Fotos und Videos, die die Tierschützerinnen der Redaktion zur Verfügung gestellt haben. Dort ist zu sehen, dass Hunde teilweise in einer Art dunklem Kellerraum gehalten werden. In Lager- und Waschräumen stapelt sich teilweise Unrat. „Alles ist in einem desaströsen Zustand. Es sind auch einfach zu viele Tiere, die nicht artgerecht gehalten werden. Ratten turnen überall herum und es gab immer Tiere mit Rattenbissen“, erklären die Kritikerinnen. Katzen und Hunde seien viel zu lange in kleinen Boxen eingepfercht. Hunde seien zusammen mit Alpakas, Eseln und Pferden auf dem Gelände untergebracht. Die Hunde würden sehr viel Lärm machen, sodass die anderen Tiere sehr gestresst seien. Kot der Tiere werde nicht ordnungsgemäß entsorgt, so ein weiterer Vorwurf.

Ein Waschraum war in keinem guten Zustand.

Ein Waschraum war in keinem guten Zustand. Foto: Bremervörder Zeitung

Tiere getreten?

Eine der beiden Frauen berichtet, dass sie keine Hilfe von Christine Gienow erfahren habe, als sie eine in der Feldmark gefundene Katze zum Tiergnadenhof bringen wollte. „Da wurde ich rüde abgefertigt“, erinnert sie sich. Überhaupt würde Christine Gienow häufig nicht sehr freundlich mit Tieren, Mitarbeitern und Leuten, die Tiere abgeben möchten, umgehen. „Ich habe oft erlebt, wie Tiere von ihr getreten werden. Vor allem für Katzen hat sie wenig übrig“, betont eine der beiden Frauen im Gespräch mit der Redaktion.

Fundhund unterschlagen?

Die Frauen haben der BZ auch jede Menge Sprachnachrichten zur Verfügung gestellt. In diesen Nachrichten äußert sich offenbar Christine Gienow häufig abfällig über Tiere und auch über Menschen, die Tiere abgeben möchten. Aus diesen Sprachnachrichten wird auch klar deutlich, dass sie einen Fundhund nicht wieder an die Besitzer herausgeben wollte. Christine Gienow bittet in den Nachrichten ihre Mitarbeiterin darum, den suchenden Hundebesitzern ein Foto eines anderen Hundes zu senden. Den Fundhund wolle sie behalten.

Die Lagerräume waren zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen in keinem guten Zustand.

Die Lagerräume waren zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen in keinem guten Zustand. Foto: Bremervörder Zeitung

Wölfe im Zwinger?

Ein weiterer Vorwurf der beiden Frauen ist, dass im Tiergnadenhof zwei Wölfe in einem Zwinger gehalten werden. Ein Förster habe zwei Wolfswelpen in Sandbostel abgegeben, nachdem er die Tiere verlassen im Wald gefunden habe. Das habe der Förster auch dem Veterinäramt gemeldet. Auf Anfrage teilt das Veterinäramt mit, dass ein Sachverständiger sich die Tiere angeschaut habe und diese als Wolfshunde einstuft. Grundsätzlich teilt das Veterinäramt mit, dass der Tiergnadenhof in Sandbostel im Bereich des Tierschutzes der Überwachung des Landkreises unterliege und er für den Vollzug des Tierschutzrechts zuständig sei. Dies erfolge regelmäßig. Zu den konkreten Vorwürfen könne sich das Veterinäramt aus Datenschutzgründen nicht äußern.

Leiterin weist Vorwürfe zurück

Die Leiterin des Tiergnadenhofes weist die Vorwürfe zurück. „Es gab eine schwierige Phase vor zwei Jahren mit zu wenigen Mitarbeitern und vielen Tieren, aber es hat sich alles wieder gebessert“, betont Christine Gienow. „Wir haben bestimmt auch Fehler gemacht, aber man kann es auch nicht allen recht machen“, betont die Leiterin. Derzeit würden zwei weitere Quarantäne-Räume für Katzen gebaut. Überhaupt werde ständig die bauliche Ausstattung des Tiergnadenhofes verbessert. „Es gibt auch unangemeldete Kontrollen des Landkreises. Wäre es so schlimm hier, hätte uns der Landkreis die Bude zugemacht“, betont Gienow.

Christine Gienow (Foto) betont, dass der Tiergnadenhof regelmäßig überprüft wird.

Christine Gienow (Foto) betont, dass der Tiergnadenhof regelmäßig überprüft wird. Foto: Bremervörder Zeitung

Das gesamte Gelände sei vier Hektar groß und biete viel Platz für die Tiere. Dass die Tiere zwischen 14 Uhr und 9 Uhr sowie an den Wochenenden sich selbst überlassen seien, stimme nicht. „Wir sind hier dann zu zweit für die Tiere da. Außerdem brauchen die Tiere auch mal Ruhephasen. Die bekommen sie nicht, wenn hier immer Menschen herumlaufen“, erklärt die Sandbostelerin. Der Vorwurf, dass sie den Kot der Tiere nicht ordentlich entsorge, treffe nicht zu. „Wir haben hier Tonnen dafür. Der Mist der großen Tiere wird regelmäßig von einem Landwirt abgefahren“, sagt Gienow. „Die ganzen Vorwürfe kenne ich und sie sind widerlegt“, fügt sie hinzu.

Finanzieller Kraftakt

Der Tiergnadenhof nimmt Fundtiere aus sieben umliegenden Städten und Samtgemeinden auf. Mitarbeiter der jeweiligen Ordnungsämter seien regelmäßig bei der Rasselbande zu Gast. „Wir treffen uns dort etwa einmal im Jahr. Die Zusammenarbeit mit Frau Gienow ist gut und es gibt keine Probleme“, erklärt Yvonne Krahl vom Bremervörder Ordnungsamt. Es sei allerdings ein finanzieller Kraftakt für den Tiergnadenhof, die Versorgung der Tiere zu stemmen, betont Krahl. Die Stadt und die Samtgemeinden würden für die Unterbringung von Katzen neun Euro pro Tag und für die Unterbringung von Hunden zehn Euro pro Tag zahlen. Maximal für 50 Tage. Das sei so vertraglich geregelt. Yvonne Krahl hofft, dass das Land Niedersachsen eine Kastrationsverordnung auf den Weg bringe. Denn die meisten der Fundtiere seien Katzen. Ein Rückgang der Zahlen würde den Tiergnadenhof deutlich entlasten.

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