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Gastronomie

TKiek in: Anna Barndt hat Dorfkneipe in Ahrenswohlde vor dem Aus bewahrt

Von der Automobilkauffrau zur Gastronomin: Anna Barndt serviert ihren Gäste hausgemachte Kost.

Von der Automobilkauffrau zur Gastronomin: Anna Barndt serviert ihren Gäste hausgemachte Kost. Foto: Laudien

Hier treffen sich die Menschen von der Geest: Vor einem Jahr übernahm Anna Barndt das Kiek in und freut sich über den Erfolg. Eine besondere Rolle spielte ein Cordon bleu.

Von Susanne Laudien Dienstag, 01.04.2025, 06:25 Uhr

Ahrenswohlde. Sie hatte eine Wohnung in Münchens Top-Lage und beruflichen Erfolg als Fuhrpark-Koordinatorin, arbeitete zeitweise sogar von der Sonneninsel Madeira aus. All das hat Anna Barndt spontan aufgegeben. Die Automobilkauffrau zog von der Millionenstadt zurück in ihre alte Heimat nach Ahrenswohlde.

Vor genau einem Jahr übernahm Anna Barndt die Kneipe ihrer Eltern. Gleich nebenan führen sie das Autohaus und wollten sich aus Altergründen von der kleinen Gaststätte trennen, die sie vor 25 Jahren eröffnet hatten. „Das alte Gebäude hat schon viel erlebt, war zuvor Tankstelle, Schule, Friseur und Feuerwehrhaus“, erzählt die junge Chefin.

Sie wollte „Dorf-Treffpunkt unbedingt erhalten“

Warum ist sie nach fünf Jahren zurück in den Norden gekommen? „Ich wollte das Kiek in unbedingt als Dorf-Treffpunkt erhalten“, sagt Anna Barndt. Eine ungewöhnliche Entscheidung in Zeiten, in denen Kneipen in vielen Orten vom Aussterben bedroht sind.

Wie läuft es ein Jahr nach dem Neustart im Kiek in und was hat die neue Chefin geändert? „Bis auf einen frischen Anstrich habe ich das meiste bewusst so gelassen, um den gemütlichen Charme zu erhalten. Nur hier und da waren Investitionen nötig, etwa in eine neue Zapfanlage und einen Küchenherd“, sagt die 31-Jährige.

Spaß an der Arbeit: Nieke Michaelis und Birgit Cordes (rechts) hinterm Tresen

Spaß an der Arbeit: Nieke Michaelis und Birgit Cordes (rechts) hinterm Tresen Foto: Laudien

Die gesellige Atmosphäre und auch ihre gute Küche haben sich längst herumgesprochen. Die Speisen vom Burger bis zur Steaksoße sind alle hausgemacht, auch das Brot ist frisch gebacken, sagt Anna Barndt. Besonders beliebt sind ihre Bratkartoffeln. „Dafür pelle ich jeden Tag mindestens fünf Kilo Kartoffeln“, erzählt die Gastronomin.

Von Mittwoch bis Sonntag steht sie in der Küche. „Ich habe jetzt zwar reichlich Stunden auf der Uhr, aber es macht Spaß und ich werde von vielen Seiten unterstützt. Mein Papa trägt schwere Kisten und meine Mama ist sofort parat, wenn ich Hilfe benötige.“ Auch das langjährige Personal hält der neuen Chefin die Treue - obgleich Servicekräfte allerorten benötigt werden. Inzwischen gibt es auch Unterstützung durch Annas neuen Partner. „Er hat bei uns ein Cordon bleu gegessen und es hat sofort zwischen uns gefunkt. Nun werden wir im Juli heiraten.“

Positive Stimmen der Gäste

Die junge Gastronomin kann auf viele Stammgäste zum Essen oder auf ein Bierchen am Tresen zählen. An einem Donnerstagabend sind nur noch wenige Plätze in der Gaststätte frei. Am Fenster haben fünf Skatbrüder seit etlichen Jahren ihren Stammplatz. Warum im Kiek in? „Wir schätzen die gemütliche Atmosphäre, und das Essen ist top“, sagt Martin Klindworth. Auch eine Gruppe von älteren Radlern kehrt nach gefahrenen Runden ein und lässt sich das frisch gezapfte Bierchen und die herzhaften Speisen schmecken.

Die Skatbrüder haben seit vielen Jahren im Kiek in einen Stammplatz.

Die Skatbrüder haben seit vielen Jahren im Kiek in einen Stammplatz. Foto: Laudien

Am Tisch nebenan sitzt Birgit Zwillus und feiert in geselliger Familienrunde ihren Geburtstag. Sie kenne Anna noch als kleines Mädchen. Früher habe sie bei ihren Eltern mehrere Jahre gearbeitet, erzählt sie. „Wenn Anna das Kiek in nicht übernommen hätte, wäre das richtig schade gewesen.“ Die Kneipe sei in Ahrenswohlde eine Institution.

Gesellige Runde (von links): Kirsten Buss, Dörte Kelch und Claudia Pott aus Harsfeld im Kiek in.

Gesellige Runde (von links): Kirsten Buss, Dörte Kelch und Claudia Pott aus Harsfeld im Kiek in. Foto: Laudien

Schräg gegenüber genießen Kirsten Buss, Dörte Kelch und Claudia Pott ein Glas Wein und haben die Qual der Wahl bei der umfangreichen Speisenkarte mit deutschen Klassikern. Das Kiek in sei immer sehr gut besucht, daher sollte man unbedingt vorher reservieren, raten die drei Harsefelderinnen.

Ehemalige Realschüler aus Harsefeld treffen sich regelmäßig im Kiek in.

Ehemalige Realschüler aus Harsefeld treffen sich regelmäßig im Kiek in. Foto: Laudien

Detlef Detjen, Jörg Lemmermann, Günther Klisch und Silke Arndt drückten früher in der Harsefelder Realschule zusammen die Schulbank. Jetzt treffen sie sich seit mehreren Jahren mit ehemaligen Mitschülern im Kiek in. Was schätzen sie hier? „Das Essen schmeckt richtig lecker und es kann auch gerne mal später werde“, sagt Silke Arndt.

Lob für Spanferkel-Abende und Frühstücksbüfett

„Anna macht es einfach super und hat tolle Ideen“, schwärmt auch Claudia Kruse, die gleich neben dem Kiek in wohnt und mit Freundinnen verabredet ist. Die Runde lobt die besonderen Anlässe wie Cocktail-, Pinsa- oder Spanferkel-Abende und das leckere Frühstücksbüfett am Sonntag.

Von mittwochs bis sonntags sind die Gäste immer herzlich willkommen.

Von mittwochs bis sonntags sind die Gäste immer herzlich willkommen. Foto: Laudien

Die junge Chefin hat aber noch weitere Pläne. Dazu gehören etwa am 19. April ein Osterbrunch und am 27. April ein Fischer-Frühstück mit Livemusik. Zudem sollen im Biergarten im Sommer doppelt so viele Tische aufgestellt werden. „Ich habe hier meinen Traumjob gefunden - und auch meinen Traummann“, sagt die 31-Jährige.

kiekin-ahrenswohlde.de

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