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Herbstmarkt

TKiez-König: Carsten Marek kommt mit Ritze-Curry nach Horneburg

Ralf Kimmel (links) und André Gretesch (rechts) nehmen den Wirt der Reeperbahn-Kultkneipe Ritze, Carsten Marek, und dessen Anwalt Dr. Alexander Schneehain (mit einer Portion Curry-Wurst und Pommes) vor dem Imbiss in die Mitte.

Ralf Kimmel (links) und André Gretesch (rechts) nehmen den Wirt der Reeperbahn-Kultkneipe Ritze, Carsten Marek, und dessen Anwalt Dr. Alexander Schneehain (mit einer Portion Curry-Wurst und Pommes) vor dem Imbiss in die Mitte. Foto: Vasel

Der Herbstmarkt in Horneburg wird zur sündigen Meile - zumindest auf knapp zehn Metern. Kiez-König Carsten Marek kommt. Und das hat mit einem Mann aus Dollern zu tun.

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Von Björn Vasel
Samstag, 04.10.2025, 05:50 Uhr

Horneburg. Bei laufendem Kneipenbetrieb wird der Zuhälter Fritz Schroer alias Chinesen-Fritz am 28. September 1981 in der Ritze auf der Hamburger Reeperbahn erschossen. Kurz nach dem gewaltsamen Tod beginnt ein blutiger Krieg im Rotlichtmilieu. Scharf geschossen wird heute in der Kultkneipe mit Boxkeller nicht mehr. Scharf sind heute allenfalls die Currywurstsoßen, die im Imbiss „Zur-Ritze-Curry“ auf der Reeperbahn 136 serviert werden - und am Freitag, 10. Oktober, auch in Horneburg.

Vom Rotlicht-Boss zum Currywurst-König

Zunächst zurück nach St. Pauli, in die Geschichte von Kneipe, Imbiss und Currywurst: Der Imbiss liegt an dem Gang, der zur Ritze führt. Die gespreizten Frauenbeine am Eingang der Kneipe sind heute ein beliebtes Fotomotiv. Rund 20 Millionen Besucher zieht die Reeperbahn im Jahr an. Rotlicht und Tourismus prägen den Stadtteil.

Viele der früheren Rotlichtgrößen vermarkten heute ihre Geschichte. Dazu zählt auch Carsten Marek (65). Der Sohn einer Buchhalterin und eines Gastronomen war der Kopf der bis zu 80 Mann starken Marek-Bande. Bis zu 27 Millionen Euro soll diese mit 200 Prostituierten verdient haben. Im Jahr 2006 war Schluss.

Ralf Kimmel und André Gretesch nehmen den Wirt der Reeperbahn-Kultkneipe, Carsten Marek, und seinen Anwalt Dr. Alexander Schneehain mit einer Portion Curry-Wurst und Pommes vor der Ritze (von links) mit den legendären ikonischen Beinen des Kiez-Rubens Erwin Ross.

Ralf Kimmel und André Gretesch nehmen den Wirt der Reeperbahn-Kultkneipe, Carsten Marek, und seinen Anwalt Dr. Alexander Schneehain mit einer Portion Curry-Wurst und Pommes vor der Ritze (von links) mit den legendären ikonischen Beinen des Kiez-Rubens Erwin Ross. Foto: Vasel

Wegen Förderung der Prostitution, gewerbsmäßigem Menschenhandel und sexueller Ausbeutung wurde der frühere Klempner und Kickbox-Weltmeister zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Im November 2005 hatte das SEK beim Stürmen eines Hotels mehrere Blendgranaten gezündet und ihn festgenommen.

Vor dem Gericht protestierten die Frauen für seine Freilassung. Marek eröffnete 2014 das Großbordell Babylon in der Süderstraße. Im Jahr 2015 übernahm er schließlich die Kultkneipe Zur Ritze. Der Ur-Bau war ursprünglich ein Pissoir neben einem Bordell. Doch das hatte keine Schanklizenz.

Blick in den Boxkeller der Ritze, rechts Carsten Marek am Mikro bei der Kiezlife Live-Show im Gespräch mit Moderatorin Jasmin Taiebi.

Blick in den Boxkeller der Ritze, rechts Carsten Marek am Mikro bei der Kiezlife Live-Show im Gespräch mit Moderatorin Jasmin Taiebi. Foto: Kimmel

Die Kneipe mit Boxkeller hatte der ehemalige Mittelschwergewichtsboxer der DDR-Nationalmannschaft, Hanne Kleine, im Jahr 1974 eröffnet. Nach seinem Tod (2011) versprach Marek seiner Witwe, die Reeperbahn-Kultkneipe in seinem Geist weiterzuführen und diese mit dem legendären Boxkeller „wie eine Zeitkapsel“ zu erhalten. Hier trainieren heute immer noch Boxer.

Größen wie Dariusz Michalczewski, Henry Maske sowie Vitali und Wladimir Klitschko stiegen in den Ring im Keller. Udo Lindenberg sei Stammgast, Kneipe und Imbiss-Lounge sind voll mit Bildern von Promis. Die Kiezlife Live-Show mit Geschichten von der Reeperbahn ist fast immer ausgebucht.

Seine Mutter riet ihm: Wurst bringt immer Geld

Kleine kannte Marek schon in seinen Anfangszeiten. Versehentlich hatte er ein Werbeschild für seine Sportschule Bushido auf einer Ritze-Wand aufgehängt. Der Wirt beorderte ihn in den Keller. „Statt der befürchteten Abreibung, lud er mich zum dauerhaften Training im Boxkeller ein“, sagt Marek.

Ein Satz seiner Mutter, die Buchhalterin in einem Fleischbetrieb war, lautete damals: „Mach was in Wurst. Mit Wurst kannst Du immer Geld verdienen. Pinke, Pinke.“ Seinerzeit hatte ein Imbissbetreiber in der Hamburger City rund zwei Millionen Mark an Steuern hinterzogen. Den Ratschlag seiner Mutter habe er seinerzeit nicht befolgt, seine Rotlichtkarriere hatte bereits begonnen.

So sieht die Rotlicht-Currywurst der Ritze aus.

So sieht die Rotlicht-Currywurst der Ritze aus. Foto: Vasel

2021 kam er wieder auf die Wurst zurück. Gemeinsam mit dem Spitzen-Koch Mike Süsser, er entwickelte die Rezepturen, brachte er eine Currywurst-Soßenlinie auf den Markt. „Ich esse leidenschaftlich gerne Currywurst“, sagt Marek. 2023 folgte der Imbiss, nach einem Umzug ist „Zur Ritze-Curry“ mittlerweile direkt vor dem Eingang der Kultkneipe gelegen.

Blick auf einen Ritze Curry-Foodtruck in Tostedt.

Blick auf einen Ritze Curry-Foodtruck in Tostedt. Foto: Vasel

Der Mythos Ritze und Reeperbahn lebt - auch gastronomisch. Die Ritze hat Marek zu einer Marke gemacht, er verkauft sogar Schlüsselanhänger, Wein und T-Shirts. In seinem Edel-Imbiss an der Reeperbahn 136 gibt es Curry- und Bratwurst-Kreationen - mit Bier oder Champagner und Trüffel. Vegane Wurst gibt es nicht. „Wer die Frage stellt, geht mit Betonfüßen aus dem Imbiss“, witzelt Carsten Marek.

Sündige Meile auf dem Herbstmarkt in Horneburg

Zum Ritze-Imperium gehören mittlerweile vier Foodtrucks - und hier kommt Horneburg ins Spiel. Der Kiez-König kommt am Freitag, 10. Oktober, mit seinem Food-Truck zum Herbst- und Pferdemarkt, den es seit mindestens 1734 gibt. Ritze-Curry wird in der Nähe des Autoscooters stehen.

Doch was verschlägt den Ritze-Wirt in den Flecken? Ganz einfach: CDU-Ratsherr Ralf Kimmel hatte ihm den Tipp gegeben. Der Dollerner kennt Marek seit Jahren. Beide sehen und kennen sich unter anderem von Box-Events.

So wird die Straße Im Großen Sande auf einigen Metern zur sündigen Meile, die Buden und die Karussells stehen auf einer Länge von 1,5 Kilometern. Das Markttreiben beginnt um 10 Uhr. In diesem Jahr wird erstmals an der Sparkasse eine große Bühne mit Live-Musik geben, Höhepunkt ist ab 19 Uhr der Auftritt der legendären Torpids.

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