TKommentar zur Europawahl: Dieses Ergebnis muss ein Weckruf sein
Dass die AfD trotz alledem am Sonntag bei 14,11 Prozent im Landkreis Stade gelandet ist, wirft Fragen auf, so TAGEBLATT-Redakteur Björn Vasel. Foto: TAGEBLATT/dpa
Dass jeder fünfte Wähler im Landkreis Stade sein Kreuz am Sonntag bei Rechts- oder Linkspopulisten von der AfD über die Linke bis zum BSW gemacht hat, muss ein Weckruf für CDU, SPD, Grüne und FDP sein, meint TAGEBLATT-Redakteur Björn Vasel.
Landkreis. Die AfD hat im Vergleich zu 2019 kräftig zugelegt - immerhin konnte sie ihr Ergebnis nicht verdoppeln und blieb hier unter dem Bundestrend. Das ist auch ein Erfolg der vielen Bürger und Bürgerinnen im Kreis Stade, die seit Monaten deutlich machen: Der Kreis Stade ist bunt, braunes Gedankengut darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.
Dass die AfD trotz alledem am Sonntag bei 14,11 Prozent im Landkreis Stade gelandet ist, wirft Fragen auf. Warum fühlen sich diese Menschen nicht mehr durch die etablierten Parteien vertreten? Warum wählen viele Menschen eine Partei, die für eine völkisch-nationalistische Ideologie steht und an den Grundfesten unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung rüttelt?
Wahlbeteiligung als Hoffnungsschimmer
Der Vertrauensverlust insbesondere in die Ampel-Parteien ist immens, die Grünen haben ihr Ergebnis mehr als halbiert. Statt unsachlichem Koalitionsstreit muss es jetzt endlich um die Themen gehen, die die Menschen bewegen - von Abschiebung über Wolf bis zu einer Energie-, Klima- und Agrarpolitik, die auch im ländlichen Raum Akzeptanz findet. Wenn die Ampel nicht aufwacht, ist die AfD bald eine Volkspartei mit Wahlergebnissen, wie sie sonst allenfalls noch die CDU einfährt.
Immerhin: Die Beteiligung bei der Europawahl ist auf 65,22 Prozent gestiegen. Das macht Hoffnung. Es ist den Parteien offenbar gelungen, deutlich zu machen, wie wichtig Europa für uns alle ist. Sie steht für Freiheit, Frieden, Wohlstand und Demokratie.