TKreismeister, Kutschen, Kaffee: Bokel trotzt tapfer dem Dauerregen

Anton Brinkmann zeigt mit dem von seiner Familie selbst gezogenen Haflinger Anton vor der Kutsche ein Schaubild. Hinten sitzt Trainerin Rebecca Poppe. Foto: Fehlbus
Anton Brinkmann und sein Haflinger fahren durch den Regen - zuletzt bei der Deutschen Meisterschaft in Bayern und nun in Bokel. Warum es trotzdem fröhliche Gesichter gibt.
Ahlerstedt. Jeder Hufabdruck hinterlässt im einst so schönen grünen Rasen ein Wasserloch. Die Hüpfburg liegt flach, weil das Wasser zu reichlich auf ihr steht. Vor dem Stand mit den Ehrenpreisen läuft eine Pumpe im Dauereinsatz.
Es ist kein gutes Wetter für ein Wochenende Anfang August. Die Reiter und Fahrer des RFV Bokel in der Gemeinde Ahlerstedt versuchen, das Beste aus ihren Starts zu machen. Regenjacken für die Reiter und Regendecken für die Pferde gehören dazu.

Mit dem Steckenpferd über den Rasen beim RFV Bokel: In der Quadrille als Schaubild sind Regenjacken und Plastiktüten erlaubt. Foto: Fehlbus
Selbst manche Steckenpferde, die im Schaubild von der Hobby-Horsing-Gruppe in einer Quadrille zu Fuß vorgestellt werden, tragen Plastiktüten zum Schutz. Wer es von den Zuschauern schafft, organisiert sich einen Platz im Festzelt. Dort gibt es Kaffee und Kuchen.
Abschlepp-Hilfe mit Treckern auf dem Parkplatz
„Am ersten Tag war es eigentlich noch ganz gut“, sagt Sonja Finkel, Vorsitzende des gastgebenden Vereins aus Ahlerstedt-Bokel.
Die Starterzahlen entsprachen den Anmeldungen. Der Zuspruch der Zuschauer war erfreulich hoch. Der Sonntag ist es, der im Regen unterzugehen droht. In einer Springprüfung fehlt fast die Hälfte der gemeldeten Teilnehmer.

Zu viel Regen: Auf dem Parkplatz sind am Sonntag Trecker und Abschleppseil im Einsatz. Foto: Fehlbus
Auf dem Parkplatz zieht gerade ein Trecker einen Pferdetransporter durch den Matsch. Selbst fahren ist hier unmöglich geworden.
„Als wäre Papa da mit dem Pflug durchgefahren“
Das gilt nicht für die Ein-PS-Variante, mit der Anton Brinkmann unterwegs ist. Beim Heimturnier beweist der Zwölfjährige mit Haflinger Walker vor dem Kutschbock die Geländegängigkeit von Pony und Wagen.
Schon bei der Deutschen U14-Meisterschaft im bayerischen Schwaiganger musste das Gespann dem schweren Boden trotzen. „Da hat es auch die ganze Zeit geregnet, nach den ersten Gespannen sah es aus, als wäre Papa da mit dem Pflug durchgefahren“, sagt Anton Brinkmann. Die Familie aus dem benachbarten Wangersen hat einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Nach einer starken Dressur, die mit der Note 6,7 belohnt wurde, einem ärgerlichen Fehler im Gelände und einer guten Runde im Kegelparcours landete er auf Platz 15.
Förderpreis für den vielseitigen Nachwuchs im Sattel
Walker dreht in Ahlerstedt-Bokel seine Runden auf dem Platz unter kritischer Beobachtung sämtlicher Springpferde auf dem Abreiteplatz. Ein Pferd mit Rollen dahinter, das ist für die Parcours-Spezialisten kein gewöhnlicher Anblick.
Viele scheuen davor zurück. In Ahlerstedt-Bokel gehört die Mischung dazu. Der Reit- und Fahrverein trägt die Vielseitigkeit im Namen und lebt sie.

Land unter am zweiten Turniertag in Ahlerstedt-Bokel: Der Regen will nicht aufhören und die Pumpen müssen laufen. Foto: Fehlbus
Auch die Nachwuchsreiter, die hier besonders zahlreich starten, haben sich oft noch nicht festgelegt, ob sie in Dressur oder Springen weitertrainieren wollen. Dem kommt der Förderpreis des Kreisreiterverbands der Stader-Altländer Vereine entgegen. In Einsteigerwettbewerben in Dressur und Springen zeigen die Starter im Alter von maximal 16 Jahren ihr Können.
Drei Medaillen der kleinen Kreismeisterschaft bleiben in Bokel
Gold in der Dressur gewinnt Lija Luisa Müller mit Genzhoehes Oakley vom RV Fredenbeck mit 45.5 Punkten, Silber geht an Lokalmatadorin Emma Hinck mit Dina (RFV Bokel/44.5) vor Malin Nutbohm mit Noor (RV Kutenholz/ 36).
Beim Springen gewinnt Kalotta Recht mit Hicki Belinda (RFV Ladekop/20.5) vor Lija Luisa Müller mit Genzhoehes Oakley (RV Fredenbeck/19.5) und Juna Krause mit Sharona (RFV Bokel/15).
Die Goldmedaille in der kombinierten Wertung der kleinen Kreismeisterschaft ohne Turnierlizenz sichert sich wiederum Lija Luisa Müller. Silber gewinnt Emma Hinck vor Kalotta Recht. Alle, die trotz Pfützen und Regen gestartet sind, blicken glücklich auf die Medaillen.

Erfolgreiche Lokalmatadorinnen beim Förderpreis: Juna Krause (links) und Emma Hinck vom RFV Bokel gewannen insgesamt drei Medaillen. Foto: Werner
Den Sieg in der schwersten Dressurreiterprüfung des Turniers Klasse L holt sich Nele Hauschild vom RV Fredenbeck mit Dantino vor Katharina Wiebusch vom RFV Bokel mit Santiana.
Die Springprüfung Klasse L mit Stechen gewinnt mit dem einzigen Null-Fehler-Ritt Alexandra Paulini mit Kamarenga (PZRV Luhmühlen).
Gelebte Tradition
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Landesmeisterschaft in Springe
Auch das Fahrpferd Walker scheut die Stangen nicht. Der acht Jahre alte Haflinger ist mit seinem Reiter Anton Brinkmann für das Jump and Run für den Springparcours gemeldet. „Walker springt, manchmal hat er andere Lösungsvorschläge“, sagt Anton Brinkmann und grinst verständnisvoll.
Diesmal gibt es für das Paar keine Top-Platzierung. Aber mit der Kutsche soll es noch zu den Fahrer-Landesmeisterschaften in Springe gehen. Da zählt es dann.
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